Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Welpe aus dem Müll hat eine Familie

Tierheim Hundert Interessen­ten wollten den kleinen Ruffy haben. Sein Schicksal hatte viele Menschen bewegt. Als der Terrier abgeholt wird, passiert vor lauter Freude ein Malheur

- VON INA KRESSE

Sicherlich lag es nicht an seinem neuen Namen, dass Ruffy sein künftiges Frauchen und Herrchen zur Begrüßung gleich angebiesel­t hat. Die neuen Besitzer, die den Yorkshire-terrier gestern aus dem Tierheim abholten, tauften ihn Strolchi. Für den Hund nimmt eine schlimme Geschichte ein glückliche­s Ende.

Rund sechs Wochen ist es her, dass der kleine Yorkshire-terrier Ruffy vom Augsburger Tierheim in Obhut genommen wurde. Grausam war das, was dem Hundebaby widerfahre­n war: Ein Unbekannte­r hatte den Welpen in eine Pappschach­tel eingeschlo­ssen und diese in einer Seitenstra­ße in einem Gersthofen­er Gewerbegeb­iet zwischen Mülltonnen abgestellt. Nur durch Zufall wurde das verschreck­te Hündchen entdeckt und im Tierheim aufgepäppe­lt. Rund 100 Interessen­ten hatten sich gemeldet. Sie alle wollten den Terrier. Die Wahl fiel auf ein älteres Ehepaar, das anonym bleiben will. „Wir haben schon immer Hunde gehabt“, verrät die Frau. Ihr steigen Tränen in die Augen, als ihr Tierpflege­rin Daniela Golling den schwanzwed­elnden Hund mit der Schleife um den Hals in die Arme drückt. Und Schwupps, ist das Malheur auch schon passiert. So aufgeregt ist der Hund. Und so groß offenbar die Freude, dass er endlich unter Menschen darf.

Denn Ruffy, oder Strolchi, stand die letzten Wochen unter Quarantäne. Er hatte Kontaktver­bot zu anderen Hunden und zu Menschen. Nur Tierpflege­rin Golling ging in Schutzklei­dung zu ihm. Hintergrun­d: Der Welpe, der mit circa acht Wochen ins Tierheim kam, war noch zu jung für eine Tollwutimp­fung. Die wurde erst später nachgeholt. Weil das Tier so lange isoliert war, hat es jetzt großen Nachholbed­arf an Zuwendung, Spielen und Erfahrunge­n. „Sie müssen ihm alles zeigen. Wiesen, andere Hunde ...“, sagt Golling zu den glückliche­n Hundebesit­zern. „Ruffy kennt auch noch keine Alltagsger­äusche. Das erste Zusammentr­effen mit dem Staubsauge­r wird für ihn sicherlich auch besonders.“

Das Ehepaar wollte den Yorkshire-terrier unbedingt haben, weil die Geschichte des Welpen beide berührt hatte. „Wir wollen, dass er es bei uns schön hat und sein Schicksal vergisst.“Wer den Hund damals so herzlos ausgesetzt und dem Tod überlassen hatte, weiß man immer noch nicht. Der Tierschutz­verein erstattete Anzeige. Parallel wurde auf Facebook nach Informatio­nen über den Hund und dessen Herkunft gesucht. Nach Angaben von Tierheim-leiterin Sabina Gaßner gab es schon einen vagen Verdacht. „Aber man braucht einen echten Verdachtsm­oment, um dem nachgehen zu können.“

Strolchi wird es in seinem neuen Zuhause gut haben. Im 1500 Quadratmet­er großen Garten der Familie steht schon ein Hundehaus mit seinem neuen Namen parat. Auch das Körbchen ist hergericht­et. Aber wie sein neues Frauchen verrät, darf das Hündchen sowieso mit ins Bett. Bleibt nur zu hoffen, dass er sich darüber nicht allzu sehr freut.

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Foto: Silvio Wyszengrad Aus Ruffy wird Strolchi: Der Yorkshire, der vor Kurzem im Müll gefunden wurde, hat eine neue Familie und einen neuen Namen. Tierpflege­rin Daniela Golling übergab ihn an seine neuen Besitzer.

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