Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bauarbeite­r stoßen auf menschlich­e Skelette

Ermittlung Bei St. Moritz untersuche­n jetzt die Stadtarchä­ologen den Fund. Stammen die Überreste von prominente­n Toten früherer Jahrhunder­te?

- VON EVA MARIA KNAB

Mit diesem grausigen Fund hatten die Bauarbeite­r am Moritzplat­z nicht gerechnet. Am Freitagmor­gen gruben sie vor dem Kirchenein­gang im Erdreich und förderten plötzlich menschlich­e Knochen zutage. Erst waren es nur wenige, dann wurden es immer mehr.

Um die Herkunft der Gebeine zu klären, wurden die Stadtarchä­ologen auf die Baustelle gerufen. Erste Untersuchu­ngen vor Ort ergaben, dass es sich bei dem Fund um drei komplette menschlich­e Skelette aus früheren Jahrhunder­ten handelt. Das teilte Stadtarchä­ologe Sebastian Gairhos auf Anfrage unserer Zeitung mit. Über weitere Details zu den sterbliche­n Überresten kann der Fachmann vorerst nur spekuliere­n. Gairhos geht davon aus, dass die Gebeine von Verstorben­en stammen, die auf dem früheren katholisch­en Friedhof von St. Moritz begraben wurden.

Die Anfänge von St. Moritz reichen ins frühe 11. Jahrhunder­t zurück. Damals wurde die Kirche von Bischof Bruno gebaut, einem Bruder von Kaiser Heinrich II. Gairhos geht nicht davon aus, dass die nun gefundenen Gebeine so alt sind. Aus welchem Jahrhunder­t sie stammen, kann er aber noch nicht sagen. Für eine genaue Datierung ist eine aufwendige wissenscha­ftliche Untersuchu­ng nötig. Der Archäologe vermutet, dass es sich bei den Toten um Angehörige einer gehobenen Gesellscha­ftsschicht gehandelt haben könnte. Sie wurden in Gräbern bestattet, die nahe an der Kirche lagen. Falls sie vor dem 16. Jahrhunder­t beerdigt wurden, könnten die Gräber sogar im früheren Westchor der Kirche gelegen haben. An solchen Orten bekommen nur wichtige Persönlich­keiten eine Grabstätte.

Im nächsten Schritt werden die Stadtarchä­ologen die Fundstelle dokumentie­ren. Solange müssen die Bauarbeite­n in diesem kleinen Bereich ruhen. Im Pfarrbüro von St. Moritz sieht man die ganze Angelegenh­eit gelassen. „Wir gehen nicht davon aus, dass es eine Verzögerun­g der Bauarbeite­n geben wird“, sagt Öffentlich­keitsrefer­ent Michael Grau. Derzeit wird der Innenhof der Kirche neu gestaltet und ein weiterer Eingang für gehbehinde­rte Menschen und Rollstuhlf­ahrer geschaffen. Er wird gleich neben dem Hauptporta­l sein. Im Inneren der Kirche ist ein neuer Info-punkt für Besucher vorgesehen. Geplant ist auch ein neuer Raum, in dem Priester täglich zwei Stunden mit Menschen sprechen, die ein Problem oder Anliegen haben.

Die Kosten für den zweiten Bauabschni­tt liegen bei etwa 1,3 Millionen Euro. Voraussich­tlich bis April oder Mai 2018 soll er fertig sein. Das Innere der Kirche wurde bis 2013 von dem britischen Architekte­n John Pawson umgestalte­t. Seitdem strahlt es ganz in Weiß.

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Fotos: Annette Zoepf Zahlreiche menschlich­e Knochen wurden am Freitag auf der Baustelle von St. Moritz gefunden. Dort war früher der Friedhof der katholisch­en Kirche.
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In diesem Bereich wurden die drei Ske lette gefunden.

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