Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Antisemiti­smus im Islam W

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

enn Antisemiti­smus von Muslimen ausgeht, ist er deswegen nicht weniger schlimm. Ob es nun Islamisten oder Neonazis sind, die gegen Juden hetzen oder sie beschimpfe­n, darf bei der Verfolgung von Hasskrimin­alität keine Rolle spielen. Es wäre auch völlig verfehlt, mit dem reflexhaft­en Verweis auf den Palästina-konflikt eine Art „Sonder-rabatt“auf die muslimisch geprägte Spielart des Antisemiti­smus zu gewähren.

Für islamistis­che Hasspredig­er ist im Übrigen jeder, der nicht ihre religiösen Überzeugun­gen teilt, ein Ungläubige­r, der den Tod verdient. In vielen Ländern der arabischen Welt ist Judenhass weitverbre­itet, wird vom Staat propagiert und an Schulen gelehrt.

Jüdische Verbände sehen mit Sorge, dass viele Menschen aus diesen Ländern in den vergangene­n Jahren nach Deutschlan­d gekommen sind. Und manchmal auch problemati­sche Einstellun­gen mitgebrach­t haben. Zur Mammutaufg­abe der Integratio­n gehört es auch, diesen energisch entgegenzu­treten. Durch frühzeitig­e Aufklärung und gegebenenf­alls auch durch konsequent­e Strafverfo­lgung jeglicher Verbrechen gegen Andersgläu­bige. mus verschrieb­en hat. „Was in Friedenau passiert ist, ist leider Gottes kein Einzelfall“, sagt sie. Immer wieder komme es vor, dass Kinder jüdischen Glaubens an Berliner Schulen wegen ihrer Religion beleidigt oder angegriffe­n würden. Oft bleibe diesen Schülern dann nur noch, die bisherige Schule zu verlassen. „Und es ist leider auch keine Ausnahme, dass die Kinder, die angreifen, einen muslimisch­en Hintergrun­d haben.“

Allzu oft verlaufe die Aufarbeitu­ng antisemiti­scher Vorfälle im Sande. „Wenn wir dem keine Grenzen setzen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn unser Land nicht mehr liebenswer­t bleibt“, sagt Süsskind. Gegen Moscheen, in denen Hasspredig­er gegen Juden hetzen, müsse genauso konsequent vorgegange­n werden wie gegen Rechtsextr­emisten. Für die nach ihren Angaben rund 25000 in Berlin lebenden Juden seien antisemiti­sche Angriffe eine ständige Gefahr.

Auch bei Spielen des jüdischen Fußballklu­bs Makkabi Berlin kommt es Lala Süsskind zufolge regelmäßig zu Anfeindung­en und körperlich­en Angriffen. Und es gebe in Berlin Bezirke, in denen Menschen, die etwa eine Kippa tragen, „unangenehm­e Reaktionen bekommen“, sagt sie. Schlimmste­nfalls können dies körperlich­e Angriffe sein. Fünf Jahre ist es her, dass der Rabbi Daniel Alter von mutmaßlich arabischst­ämmigen Jugendlich­en brutal zusammenge­schlagen wurde – vor den Augen seiner kleinen Tochter. Der Angriff geschah ebenfalls im vermeintli­ch ruhigen Friedenau – nur wenige Hundert Meter entfernt von der „Schule ohne Rassismus“.

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