Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Antisemitismus im Islam W
enn Antisemitismus von Muslimen ausgeht, ist er deswegen nicht weniger schlimm. Ob es nun Islamisten oder Neonazis sind, die gegen Juden hetzen oder sie beschimpfen, darf bei der Verfolgung von Hasskriminalität keine Rolle spielen. Es wäre auch völlig verfehlt, mit dem reflexhaften Verweis auf den Palästina-konflikt eine Art „Sonder-rabatt“auf die muslimisch geprägte Spielart des Antisemitismus zu gewähren.
Für islamistische Hassprediger ist im Übrigen jeder, der nicht ihre religiösen Überzeugungen teilt, ein Ungläubiger, der den Tod verdient. In vielen Ländern der arabischen Welt ist Judenhass weitverbreitet, wird vom Staat propagiert und an Schulen gelehrt.
Jüdische Verbände sehen mit Sorge, dass viele Menschen aus diesen Ländern in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen sind. Und manchmal auch problematische Einstellungen mitgebracht haben. Zur Mammutaufgabe der Integration gehört es auch, diesen energisch entgegenzutreten. Durch frühzeitige Aufklärung und gegebenenfalls auch durch konsequente Strafverfolgung jeglicher Verbrechen gegen Andersgläubige. mus verschrieben hat. „Was in Friedenau passiert ist, ist leider Gottes kein Einzelfall“, sagt sie. Immer wieder komme es vor, dass Kinder jüdischen Glaubens an Berliner Schulen wegen ihrer Religion beleidigt oder angegriffen würden. Oft bleibe diesen Schülern dann nur noch, die bisherige Schule zu verlassen. „Und es ist leider auch keine Ausnahme, dass die Kinder, die angreifen, einen muslimischen Hintergrund haben.“
Allzu oft verlaufe die Aufarbeitung antisemitischer Vorfälle im Sande. „Wenn wir dem keine Grenzen setzen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn unser Land nicht mehr liebenswert bleibt“, sagt Süsskind. Gegen Moscheen, in denen Hassprediger gegen Juden hetzen, müsse genauso konsequent vorgegangen werden wie gegen Rechtsextremisten. Für die nach ihren Angaben rund 25000 in Berlin lebenden Juden seien antisemitische Angriffe eine ständige Gefahr.
Auch bei Spielen des jüdischen Fußballklubs Makkabi Berlin kommt es Lala Süsskind zufolge regelmäßig zu Anfeindungen und körperlichen Angriffen. Und es gebe in Berlin Bezirke, in denen Menschen, die etwa eine Kippa tragen, „unangenehme Reaktionen bekommen“, sagt sie. Schlimmstenfalls können dies körperliche Angriffe sein. Fünf Jahre ist es her, dass der Rabbi Daniel Alter von mutmaßlich arabischstämmigen Jugendlichen brutal zusammengeschlagen wurde – vor den Augen seiner kleinen Tochter. Der Angriff geschah ebenfalls im vermeintlich ruhigen Friedenau – nur wenige Hundert Meter entfernt von der „Schule ohne Rassismus“.