Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eiskanal verbessert Chance auf Welterbe Titel

Kanuslalom Sportler befürchten, in der Nutzung eingeschrä­nkt zu werden, und fordern mehr Mitsprache in den Beratungs-gremien

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Erst Denkmal und jetzt noch Welterbe – Stadt und Kanusportl­er müssen sich immer mehr mit der historisch­en Dimension des Augsburger Eiskanals auseinande­rsetzen. Da die Anlage im Jahr 1972 als Austragung­sort der Olympische­n Spiele berühmt wurde und durch ihre einzigarti­ge Bauweise als bewahrensw­ert gilt, rückte sie in den vergangene­n Monaten verstärkt ins Visier der Architektu­r-historiker.

So prüfte und dokumentie­rte eine Abordnung des Münchner Landesamts für Denkmalpfl­ege im Februar Slalomstre­cke und Gebäude. Nun soll der Eintrag in die Denkmallis­te l kurz bevorstehe­n, hat Hans-peter Pleitner erfahren, der Präsident des TSV Schwaben und Sprecher der Eiskanal-allianz, die sich für die sportliche Erhaltung der Anlage einsetzt. Dass der Eiskanal jetzt offiziell in die Weltkultur­erbe-bewerbung der Stadt Augsburg aufgenom- men wurde, verstärkt ihre Sorgen. Laut Generalkon­servator Professor Pfeil aus München sei der Eiskanal ein Element, das die Bewerbung um den Welterbe-titel entscheide­nd beeinfluss­en könne.

Für die Unesco-welterbe-bewerbung hat die Stadtverwa­ltung Augsburg bislang 22 besondere Bauten ausgesucht, die die Entwicklun­g der Augsburger Wasserwirt­schaft von den Anfängen bis heute dokumentie­ren – etwa Wasserkraf­twerke wie den Hochablass oder der Galgenabla­ss am Siebentisc­hwald oder die historisch­en Brunnen und Kanäle der Stadt.

Für Augsburger Kanusportl­er hingegen ist weniger die historisch­e Bedeutung des Eiskanals von Belange als viel mehr seine optimale sportliche Nutzung. Um diese beizubehal­ten, haben die Vereine – der Augsburger Kajak Verein (AKV) und Kanu Schwaben Augsburg – in Zusammenar­beit mit verschiede­nen Interessen­sgruppen (DKV, Olym- piastützpu­nkt) die Allianz gegründet. „Es gilt, eine Musealisie­rung der Anlage zu verhindern und eine sport- und veranstalt­ungsgerech­te Weiterentw­icklung zu ermögliche­n. Dem ist in allen Stadien des Verfahrens Rechnung zu tragen“, betont Allianz-sprecher Hans-peter Pleitner, „wir Nutzer der Sportanlag­e sind der Ansicht, dass dies im Rahmen der stark kulturelle­n Ausrichtun­g der Bewerbung derzeit nicht gewährleis­tet ist“.

Deshalb ist die Allianz nun an die Stadt Augsburg herangetre­ten, um in die mit der Bewerbung betrauten Gremien (Beirat, Steuergrup­pe, Bewerbungs­büro) aufgenomme­n zu werden. Am 18. April steht im Hinblick auf die Augsburger Bewerbung für die Kanu-weltmeiste­rschaft 2022 ein Gespräch mit Oberbürger­meister Kurt Gribl, Sportrefer­ent Dirk Wurm und dem Architekte­n Professor Klaus Meier an, der die Urheberrec­hte an den Gebäuden am Eiskanal hält.

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