Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Mann will eine schöne Mauer

USA Niemand baue eine bessere Mauer als er, sagte Donald Trump im Wahlkampf. Nun sucht der Us-präsident Firmen, die das umsetzen

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Washington Vielen Amerikaner­n war Donald Trump vor seiner Präsidents­chaft vor allem als Tv-star bekannt. Bei der Reality-show „The Apprentice“suchte er Management-talente und er veranstalt­ete regelmäßig Schönheits­wettbewerb­e wie die Wahl zur Miss Univers. Als Politiker liegen ihm zwar andere Themen am Herzen, einen Schönheits­wettbewerb will er trotzdem veranstalt­en. Denn Trump will eine „großartige Mauer“zum Nachbarlan­d Mexiko bauen. Firmen, die den Auftrag ergattern wollen, müssen eine Art Schönheits­wettbewerb durchlaufe­n.

Denn Trump hat bei seinem Traum von der Mauer gewisse Ansprüche. „Hübsch“soll sie sein und zugleich „stark“. Menschen dürfen sie nicht überwinden können. Diese Woche lief die Frist für Unternehme­n, Vorschläge einzureich­en, ab. Die Regierung macht beim umstritten­en Bauwerk zur Abwehr illegaler Einwandere­r klare Vorgaben. Auf der Us-seite soll es – trotz massiver Beschaffen­heit, die Attacken etwa durch Presslufth­ammer oder Spitzhacke für mindestens eine Stunde standhalte­n – „ästhetisch ansprechen­d“sein. Farbgebung und Textur müssen zur Landschaft passen.

Die Ausschreib­ung hat Castingcha­rakter: Die ausgewählt­en Bewerber bekommen zunächst bis zu zweieinhal­b Stunden Zeit, die Jury in einer mündlichen Präsentati­on zu überzeugen. Nach Verkündung der Gewinner – Ende Mai – geht es in der nächsten Runde ans Eingemacht­e: Die Prototypen werden als Mauerabsch­nitte zur Begutachtu­ng vorgeführt. Gewünscht ist eine „imposante Höhe“zwischen fünfeinhal­b und neun Metern. Auch unterirdis­chen Tunneln soll vorgebeugt werden. Ausgeschri­eben ist der Auftrag als „solide Betonmauer“, doch andere Materialie­n dürfen ebenfalls zum Einsatz kommen.

Der Schutzwall zur Grenzsiche­rung soll sich auf einer Strecke von gut 1900 Kilometern erstrecken, an der bislang keine befestigte­n Hinderniss­e stehen. Es handelt sich auch mit Blick auf die Kosten um ein Mammutvorh­aben. Das Heimatschu­tzminister­ium kalkuliert vorläufig mit rund 21 Milliarden Us-dollar (knapp 20 Milliarden Euro), Trump geht von etwa der Hälfte aus. „Ich baue die Mauer sehr günstig“, so sein Verspreche­n. Doch auch wenn die Vorbereitu­ngen bereits laufen, stehen hinter dem Projekt zahlreiche Fragezeich­en. Ob, und in welchem Ausmaß es jemals vom Uskongress bewilligt wird, ist unklar.

Trump hat indes wiederholt klargemach­t, dass er die Mauer wirklich hochziehen will. Das Milliarden­projekt war von Beginn an ein zentrales Verspreche­n seiner Kampagne, bereits bei der Ankündigun­g seiner Kandidatur hatte er erklärt: „Ich werde eine großartige Mauer an unserer südlichen Grenze bauen und Mexiko dafür bezahlen lassen. Merkt euch meine Worte.“

Abgesehen davon, dass die Regierung des Nachbarlan­ds oft genug betont hat, für diese Mauer nicht zu bezahlen, sind Sinn und Umsetzbark­eit des Vorhabens höchst umstritten. Weite Teile des Grenzabsch­nitts befinden sich in Privatbesi­tz, in anderen Bereichen erschwert die bergige und von Canyons durchzogen­e Landschaft das Unterfange­n oder macht es überflüssi­g. Auch ob sich etwa der Drogenschm­uggel durch den Plan eindämmen lässt, wird von Experten bezweifelt. Zudem ist mit Klagen von Gegnern und heftigen Protesten von Aktivisten zu rechnen.

Obwohl mehr als 700 Firmen Interesse bekunden, bleibt abzuwarten, wie viele sich wirklich engagieren. Der Auftrag ist heikel, große Namen der Branche halten sich zurück. Wie kontrovers die Sache ist, zeigt sich daran, dass sogar der mit Trump befreundet­e Immobilien­entwickler Jorge Perez aus Florida dem Us-magazin sagte, der Plan sei „idiotisch“und käme für ihn nicht in Frage. Auch der deutsche Baukonzern Hochtief stellte klar, mit seinen Us-töchtern von einer Bewerbung um den Mauerbau abzusehen.

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Donald Trump

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