Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein letztes Heldenepos?

Von der Rockband Deep Purple gibt es ein neues Album

- VON WOLFGANG LANGNER

Es gibt Bands, die mag man, und es gibt Bands, die liebt man. Vielleicht ist das ein bisschen so wie die Mannfußbal­lverein-geschichte. Dem Klub, dem man irgendwann in der Kindheit oder Jugend sein Herz geschenkt hat, dem gehört es ewig.

Wenn man jetzt mit etwas feuchten Augen und zittrigen Händen das neue Album „Infinite“(earmusic/ Edel) von Deep Purple in den Händen hält, wird man zunächst von der Erinnerung übermannt. Februar 1972 – mit 15 Jahren auf dem ersten Rockkonzer­t in der Augsburger Sporthalle und oben standen die Helden: Ian Gillan, Ritchie Blackmore, Roger Glover, Ian Paice, Jon Lord. Klar, bei den Namen hat sich ein bisschen was geändert. Jon Lord, der im Jahr 2001 die Gruppe verließ, starb im Juli 2012; und die lebende Gitarrenle­gende Ritchie Blackmore beschloss irgendwann, ihr eigenes Ding zu machen. Mit dem Keyboarder Don Airey (seit 2002) und Steve Morse (seit 1994) hat die Band die Lücken allerdings gut gefüllt.

Die Briten gehörten weltweit zu den Besten. „Child in Time“, „Speed King“, „Black Night“, „Fireball“oder „Strange Kind of Woman“; und, selbstvers­tändlich, der Song mit dem berühmtest­en Riff der Rock-geschichte, „Smoke on the Water“. „Der Riff hilft mir heute noch, meine Rechnungen zu bezahlen“, sagte Ritchie Blackmore einmal gegenüber unserer Zeitung.

Und jetzt „Infinite“(unendlich, endlos). Die Gerüchte halten sich hartnäckig, es könnte das letzte Album von Deep Purple sein. Ein Indiz könnte die Zeichnung im Innenteil des Covers sein: Dort sind alle Bandmitgli­eder im ewigen Eis als Skulptur zu sehen. Ähnlich wie 1970 auf ihrem vierten Studioalbu­m „Deep Purple in Rock“, als man die Mitglieder als Steinskulp­turen sah.

„Infinite“ist teilweise ein starkes Stück Musik. Der Opener „Time for Bedlam“ist genau das, was man sich von Deep Purple wünscht. Keyboarder Don Airey haut in die Tasten wie ein Verrückter und manchmal erinnert der Titel extrem an „Highway Star“. Sehr schön auch „The Surprising“, das ein bisschen countrymäß­ig daherkommt. „All I got of you“ist komplett auf Ian Gillan zugeschnit­ten, der die ganzen hohen Töne nicht mehr so trifft. Doch unterm Strich haben Deep Purple es nicht verlernt. Jim Morrison und den Doors erweisen sie noch Ehre mit dem Rausschmei­ßer „Roadhouse Blues.“

Beim Kauf der CD ist auch noch ein Filmdokume­nt als Bonus-dvd dabei. Als Erzähler wurde der Keyboard-guru Rick Wakeman verpflicht­et.

 ?? Foto: Jens Kalaene, dpa ?? Auch sie sind etwas in die Jahre gekom men: Schlagzeug­er Ian Paice (links) und Bassist Roger Glover von Deep Purple.
Foto: Jens Kalaene, dpa Auch sie sind etwas in die Jahre gekom men: Schlagzeug­er Ian Paice (links) und Bassist Roger Glover von Deep Purple.

Newspapers in German

Newspapers from Germany