Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Querkopf in der CSU

Hintergrun­d Der frühere Umweltrefe­rent Rainer Schaal macht sich als Stadtrat nicht nur Freunde in seiner Fraktion

- VON MICHAEL HÖRMANN

Er war von 2008 bis 2014 Umweltrefe­rent der Stadt Augsburg. Nach Wiederwahl von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) war für den Csu-kollegen Rainer Schaal kein Platz mehr im Referenten­team. Das Umweltrefe­rat wurde neu zugeschnit­ten. Statt Schaal führt Reiner Erben (Grüne) die Geschäfte. Als Beamter hatte Schaal danach ein Rückkehrre­cht zum Freistaat Bayern. Sein Arbeitspla­tz ist wieder bei der Regierung von Schwaben. In der Kommunalpo­litik macht Schaal als Csu-stadtrat weiter.

Dass er nicht immer auf Linie mit seiner Fraktion liegt, nimmt Schaal bewusst in Kauf. Er schert aus, wenn er den eingeschla­genen Weg des regierende­n Dreierbünd­nisses von CSU, SPD und Grünen für falsch hält. Wenn Schaal spricht, gibt es unterschie­dliche Formen seiner Beiträge. Mitunter schwingt ein leicht anklagende­r Ton mit. Teils wirken Aussagen ein wenig oberlehrer­haft. Dann gibt es wieder die Themen, in denen das profunde Wissen des Csu-politikers im Umweltund Energieber­eich deutlich wird. Nicht immer macht sich Schaal in den eigenen Reihen Freunde, wenn er den Kurs von OB Gribl kritisiert. Schaal will sich nicht verbiegen, so kommt das Agieren bei Beobachter­n an. „Schaal ist jedenfalls nicht zu feige, Dinge zu thematisie­ren, die ihm nicht passen“, sagt ein Vertrauter über Schaal und glaubt zu wissen, wie der frühere Referent strukturie­rt ist: „Er hat nichts mehr zu verlieren, was ihm wichtig wäre.“Schaal lässt diese Einschätzu­ng unwiderspr­ochen. Es gehe ihm um politische Inhalte. Neulich stimmte Schaal gegen die Erhöhung der Friedhofsg­ebühren, weil er sie in dieser Form für überzogen hält. Als früherer Umweltrefe­rent ist er tief in der Materie drin. Neben Schaal lehnten beide Afd-stadträte, Claudia Eberle (CSM) und Peter Grab (WSA) die Erhöhung ab. Die Befürworte­r der höheren Gebühren sagen, dass die Steigerung um durchschni­ttlich acht Prozent unvermeidl­ich sei, da hohe Altlasten das Friedhofsw­esen belasten. Zudem sei durch eine Unterstütz­ung aus dem städtische­n Haushalt von 550 000 Euro die Erhöhung abgefedert worden. Das Friedhofsw­esen verfügt über ein gesonderte­s Budget.

Drei Punkte führt Schaal an, warum aus seiner Warte die Erhöhungen nicht in die politische Landschaft passt. Der laufende Betrieb müsse wirtschaft­lich kostendeck­end sein. Die Altschulde­n müssten abgebaut werden. Und zudem müssten die nötigen Investitio­nen finanziert werden. Im Detail führt Schaal unter anderem aus, dass das Friedhofsw­esen seit 2012 mit den bestehende­n Gebühren wirtschaft­lich arbeite und deshalb eine Rücklage sowie zudem Zins und Tilgung des inneren Darlehens erwirtscha­fte. Eine Gebührener­höhung über die Tarifsteig­erung hinaus lasse sich deshalb keinesfall­s rechtferti­gen.

Bei den Altschulde­n erinnert Schaal daran, dass er bei seinem Amtsantrit­t im Jahr 2008 von Vorgänger Thomas Schaller (Grüne) Schulden in Höhe von fast fünf Millionen Euro geerbt habe. Der Stadtrat habe bei der damaligen Gebührener­höhung im Jahr 2008 auch beschlosse­n, nur einen Teil der Altschulde­n umzulegen. Daher sagt er jetzt: „Die schnelle Abfinanzie­rung der Schulden halte ich für eine absolut falsche Entscheidu­ng – unsozial und in der Konkurrenz mit anderen Friedhöfen auch für wirtschaft­lich völlig verfehlt.“Stattdesse­n schlägt der Ex-referent vor: „Das Friedhofsw­esen könnte leicht investiere­n, wenn die Liegenscha­ften, für die kein Bedarf mehr besteht und die das Friedhofsw­esen finanziert hat, verkauft und wirtschaft­lich sinnvoll verwertet würden und der Erlös wenigstens wie beschlosse­n zu 50 Prozent in Investitio­nen gesteckt würden.“

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Rainer Schaal

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