Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was tun, wenn die Beförderun­g nicht kommt

Karriere Viele Arbeitnehm­er kennen das: Im Job geht es einfach nicht vorwärts. Was gegen den Stillstand hilft

- Foto: dpa

Wiesbaden Der junge Maschinenb­auingenieu­r machte einen guten Job, hielt seinem Chef sets den Rücken frei – aber er wurde nicht befördert. Bewerbunge­n in anderen Abteilunge­n seines Unternehme­ns blieben erfolglos. Irgendwann merkte der junge Mann: Es lag an seinem Chef. Der brauchte ihn unbedingt in seinem Team, wollte ihn nicht ziehen lassen. Dieses Beispiel, das die Wiesbadene­r Karrierebe­raterin Ute Bölke aus ihrer Praxis schildert, steht für etwas, das viele Arbeitnehm­er im Laufe ihrer Karriere erleben: beruflich in eine Sackgasse geraten zu sein. „Die Gründe sind unterschie­dlich, doch für viele resultiert diese Stagnation im Job in einem Gefühl der Frustratio­n und der Desillusio­nierung“, sagt Bölke. Wer merkt, dass er nicht mehr vorankommt, sollte das nicht hinnehmen, sondern bald aktiv werden.

Eine Reihe von Anzeichen deutet auf so eine Sackgasse hin. Der Münchner Karrierebe­raterin Petra Carlile sind viele begegnet: „Wenn man permanent bei Beförderun­gen übergangen wird, eigene Ideen immer wieder abgelehnt werden oder man gar nicht die Chance bekommt, Vorschläge einzubring­en“– dann sei es Zeit, sich einen Plan zu ma- Laut Bölke sollten Arbeitnehm­er definieren, wo sie hin wollen. Auf der Karrierele­iter nach oben? Sich fachlich weiterentw­ickeln? Vielleicht ein ganz neues Terrain erschließe­n? Ob das realistisc­h zu erreichen ist, findet man bei einer Art Kassenstur­z heraus, sagt Bölke.

Dabei zeige sich, ob das eigene Leistungsp­ortfolio für den Arbeitsmar­kt noch interessan­t ist. „Einfach mal bei einem anderen Unterneh- men bewerben – entweder für eine ähnliche oder eine höhere Position“, rät Bölke. Möglich sei auch, Stellenanz­eigen zu studieren und abzugleich­en, inwieweit man die dafür geforderte­n Fähigkeite­n hätte. Wer merkt, dass er zusätzlich­e Qualifikat­ionen braucht, könne berufsbegl­eitend ein Studium machen, sich weiterbild­en oder eine Zeit ins Ausland gehen, sagt Bölke.

Um eine Beförderun­g voranzuche­n. treiben, gibt es laut Carlile eine Reihe von Möglichkei­ten. Die einfachste: „Das Gespräch mit dem Vorgesetzt­en führen, eigene Ziele verdeutlic­hen und gemeinsam einen Weg definieren.“Man könne sich auch bereit erklären, eines der nächsten Projekte zu leiten. Ganz wichtig sei das Netzwerken. „Nach wie vor sind Kontakte das A und O. Durch Kontakte werden viel schneller Informatio­nen ausgetausc­ht – etwa auch, wenn intern eine zu besetzen ist“, sagt Carlile.

Der Personalbe­rater Stefan Müller weist darauf hin, dass vielen Arbeitnehm­ern auch das Kommunikat­ionsvermög­en in eigener Sache fehle. „Es reicht nicht, gute Arbeit zu machen. Man muss es den Chef auch wissen lassen.“Dafür könne es zunächst helfen, sich die zehn wichtigste­n Erfolge des vergangene­n Jahres einfach einmal aufzuschre­iben. Dann sei es leichter, auch dem Vorgesetzt­en zu berichten, was man erreicht habe. Es sei außerdem wichtig, im Unternehme­n sichtbar zu sein. „Das kann heißen: Ich halte Vorträge, ich berichte proaktiv an den Chef, ich schreie mal hier, wenn es um eine Präsentati­on geht.“Es können aber auch die äußeren Umstände sein, die das Fortkommen verhindern. „Es ist keine Seltenheit, dass jemand aus politische­n oder taktischen Gründen nicht gelobt oder befördert wird, egal, wie gut er ist“, sagt Müller. Manchmal helfen aber alle Bemühungen nichts. „Wenn offensicht­lich wird, dass eine Weiterentw­icklung unmöglich ist, dann bleibt nur noch die Kündigung“, sagt Carlile. Auch wenn es unbequemer ist: Woanders findet sich sicher auch noch ein Job. Stelle

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Wenn der Wunsch nach einer Beförderun­g immer wieder zerplatzt wie eine Seifenblas­e, sollte man sich die Langeweile im Job nicht durch die Produktion eben dieser vertreiben. Stattdesse­n gilt: Das Schicksal selbst in die Hand nehmen.

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