Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Was sich große Studenten von kleinen abschauen können
Interview Prof. Michael Finkel spricht in der Kinderuni zum 100. Mal über Strom. Was motiviert ihn?
Professor Michael Finkel, Sie bringen Grundschülern heute bei der Kinderuni zum 100. Mal auf spielerische Weise technische und physikalische Phänomene näher. Wie kam es dazu? Finkel: Vor zehn Jahren kamen die Lechwerke, die die Veranstaltung im Rahmen ihrer Bildungsinitiative als Sponsor unterstützen, auf die Hochschule mit der Idee zu. Die Aufgabe, das Ganze in die Tat umzusetzen, fiel dann mir zu. Inzwischen haben etwa 5000 Kinder die Vorlesung besucht.
Wie sind Sie an die Aufgabe rangegangen, die Informationen aufzubereiten? Finkel: Zum einen habe ich selber Kinder, Nichten und Neffen und zum anderen habe ich mich daran orientiert, wie es bei den Fernsehsendungen „Willi will’s wissen“und der „Sendung mit der Maus“umgesetzt wird. Ein Vorteil ist sicher, dass das Thema Strom in der dritten Klasse auf dem Stundenplan steht und die Kinder dadurch Vorwissen mitbringen. Meine eigenen Themenschwerpunkte sind die Hochspannungstechnik und energietechnische Anlagen. kindgerecht Was ist Ihre Motivation? Finkel: Ich möchte die Begeisterung für Technik wecken. Das klappt, denke ich, ganz gut. Kollegen sagen immer, wenn Kinder-uni ist, hört es das ganze Gebäude. Eine solche Begeisterung wäre auch bei den richtigen Studenten manchmal schön. Was auch auffällt: Das Geschlecht spielt keine Rolle. Mädchen und Buben sind gleichermaßen interessiert dabei.
Wie läuft denn eine Vorlesung ab? Finkel: Wichtig ist, dass die Kinder viel mitmachen können und es anschaulich ist. Deswegen wird viel über Experimente erlebbar gemacht und erklärt. Wir lassen den Schülern beispielsweise die Haare zu Berge stehen. Dafür stellen sich die Kinder auf ein isoliertes Podest, dann legen sie ihre Hand auf eine Kugel und ich schalte den Generator ein. 60 000 Volt strömen dann in die Kugel und den Körper des Kindes. Sehr großer Beliebtheit erfreuen sich auch die Laserschwerter. Dass die Art der Wissensvermittlung ankommt, sehe ich daran, dass viele das Erlebte im Gespräch mit eigenen Erfahrungen verknüpfen. Wechseln Sie sich bei den Vorlesungen mit Kollegen ab? Finkel: Das würde ich gerne. Leider hat sich bislang kein weiterer Kollege gefunden, der mitmachen will. Das Argument ist häufig, dass ich es mit meinem Fachgebiet der Hochspannung deutlich einfacher hätte, Informationen kindgerecht aufzubereiten.
Michael Finkel ist Profes sor an der Hochschule in Augsburg. Seine Gebiete: Hochspannungstechnik, Energietechnische Anlagen.