Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Kettensäge­n Manager

Geburtstag Stihl – der Name steht schon fast für sich. Hans Peter Stihl hat die Marke groß gemacht. Weil er zwei Fehler von Familienbe­trieben vermied, ist sie weiter auf Erfolgskur­s

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Als Hans Peter Stihl 1960 anfing, im Unternehme­n seines Vaters zu arbeiten, musste er erst einmal Akten sortieren. Obwohl Firmengrün­der Andreas Stihl darauf bestanden hatte, dass sein Sohn in der eigenen Firma arbeitet, gab er ihm als Assistent der Geschäftsf­ührung keinen Schreibtis­ch. Stattdesse­n überließ ihm seine Schwester Eva, die kurz zuvor in den Familienbe­trieb eingestieg­en war, einen Platz in ihrem Büro – so erzählt man sich die Geschichte zumindest. Bis heute teilen sich die Geschwiste­r ein Arbeitszim­mer auf dem Werksgelän­de – und sehen darin einen Schlüssel zum Erfolg des Unternehme­ns.

Stihl und seine Schwester machten den Kettensäge­nherstelle­r zu dem, was er heute ist: Zum Weltmarktf­ührer

„Die Politik sollte die Wirtschaft in Ruhe lassen.“

mit 14000 Mitarbeite­rn, der seine Produkte in 160 Länder verkauft, der nicht auf Billigprod­ukte setzt, sondern alles von der Kette bis zum Motor selbst fertigt. Die kurzen Wege bei der Absprache machten es möglich, so Eva Mayr-stihl in einem Interview.

Stihl studierte in Stuttgart Maschinenb­au, arbeitete dann unter anderem für Bosch, bis der Vater ihn zu Stihl holte. Nach kurzer Zeit im Unternehme­n wurde er Entwicklun­gschef. Als der Firmengrün­der 1973 starb, übernahm sein Sohn die Verantwort­ung für das Unternehme­n.

Heute wird er 85 Jahre alt und ist nach wie vor regelmäßig auf dem Gelände der Firma im baden-würt- Dank des Siegels „Geprüfte Qualität – Bayern“können Sie sicher sein, dass alle gekennzeic­hneten Produkte ein dreistufig­es Kontrollsy­stem durchlaufe­n haben, um beste Qualität, Transparen­z und kurze Wege zu garantiere­n. tembergisc­hen Waiblingen bei Stuttgart unterwegs. Im Interview mit dem Magazin der IHK in der Region Stuttgart sagte er, er komme jeden Morgen gegen neun und bleibe bis 14 oder 16 Uhr. Immer noch ist für ihn und seine Schwester ein Tisch in der Kantine reserviert.

Längst stellt Stihl mehr her als Kettensäge­n, Motorsense­n, Heckensche­ren oder Häcksler etwa. Das Unternehme­n gehört jeweils zu einem Viertel Stihl und dessen drei Geschwiste­rn und deren Familien. Anders als in anderen Firmen habe es zwischen den Eigentümer­n keinen Streit gegeben, erzählt Stihl. Und anders als in anderen Familienun­ternehmen klammert sich der Chef nicht an die Macht. Vor fünf Jahren überließ er alle Posten seinem Sohn Nikolas. Seitdem ist er Ehrenvorsi­tzender des Aufsichtsr­ats und des Beirats. Man könne nicht von morgens bis abends arbeiten, man brauche auch Entspannun­g, sagte Stihl in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag. Und deshalb pflege er mehrere Hobbys. Jagen zum Beispiel oder Fotografie­ren. Doch wie im Beruf auch haben es dem Schwaben die Motoren angetan. Er ist ein leidenscha­ftlicher Motorradfa­hrer – immer noch.

Als Firmenchef dürfte er dafür wenig Zeit gehabt haben. Denn er war erst Vorsitzend­er des Verbands der Metallindu­strie in Baden-württember­g und dann 13 Jahre lang, von 1988 bis 2001, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstag­es – und damit ein Cheflobbyi­st der deutschen Wirtschaft. 1984 führte er für die Arbeitgebe­r die Verhandlun­gen in einem der größten Arbeitskäm­pfe Deutschlan­ds. Die Gewerkscha­ften wollten die 40-Stunden-woche abschaffen und auf 35 Stunden reduzieren. Die Arbeitgebe­r nicht. Sieben Wochen lang wurde gestreikt, bis sich die Konfliktpa­rteien einigten. Die 38,5-Stunden-woche kam und die Arbeitszei­t wurde flexibler.

Stihl gilt als Mann der klaren Worte und als Verfechter der sozialen Marktwirts­chaft. Der 85-Jährige findet: „Die Politik sollte die Wirtschaft weitgehend in Ruhe lassen, weil sie im Bereich Wirtschaft keine Kompetenz hat.“Mindestloh­n und die Rente mit 63 sind für ihn große Fehler. Gewerkscha­ften schätzt er nicht besonders. Und trotzdem beteiligte Stihl seine Mitarbeite­r als einer der ersten Unternehme­r in Deutschlan­d am Gewinn. Er machte sich für eine gerechte Bezahlung und den Standort Deutschlan­d stark – und tut es noch. Seinen Geburtstag heute wird er im kleinen Kreis mit der Familie feiern.

Hans Peter Stihl

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Foto: Christoph Schmidt, dpa Der Kettensäge­n Hersteller Stihl aus dem baden württember­gischen Waiblingen Stihl, Sohn des Firmengrün­ders. ist Weltmarktf­ührer – auch dank Hans Peter
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