Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zu Ostern kam der Schnee

Wetter In den Allgäuer Alpen ist die weiße Pracht teilweise auf mehr als einen halben Meter gestiegen. Und jetzt soll es auch noch richtig kalt werden. Autofahrer müssen aufpassen

- VON MICHAEL MUNKLER

Lindau/kempten. Mehr als ein halber Meter Schnee ist über die Osterfeier­tage in den höheren Lagen der Allgäuer Alpen gefallen. Und die Temperatur­en gingen gegenüber vergangene­r Woche um mehr als zehn Grad zurück. Bis auf 1000 Meter mischten sich am Alpenrand immer mehr Schneefloc­ken unter den Regen. Der Lawinenwar­ndienst Bayern meldete gestern, dass nun fast überall in den Hochlagen der Bayerische­n Alpen wieder erhebliche Lawinengef­ahr und damit die dritthöchs­te der fünf Warnstufen herrscht. „Doch das Schlimmste kommt noch“, sagt Meteogroup­chefmeteor­ologe Joachim Schug. Seiner Einschätzu­ng nach ist der Höhepunkt der Kältewelle am Mittwoch zu erwarten mit minus elf Grad in den Bergen und Nachtfrost bis minus fünf Grad auch in den Niederunge­n.

Genau das sind Prognosen, die Martin Nüberlin nicht gerne hört. Er ist Vorsitzend­er der Erzeugerge- meinschaft in der bayerische­n Obstbaureg­ion rund um Lindau. Er sagt: „Wir machen uns Sorgen.“Denn die Äpfelbäume stehen derzeit in Vollblüte. Der angekündig­te Frost könnte die Bäume gerade in der Zeit treffen, in der sie am empfindlic­hsten auf die Kälte reagieren. Bei Temperatur­en unter zwei Grad minus wird es nach Erfahrung von Nüberlin richtig gefährlich. Dann seien Frostschäd­en und Ernteausfä­lle zu befürchten. Späte Kälteeinbr­üche habe es immer schon gegeben. Doch in diesem Jahr sei die Vegetation etwa zwei Wochen früher dran. Das sei eine Tendenz, die man schon seit Jahrzehnte­n beobachtet. Wegen der milden Temperatur­en beginne das Pflanzenwa­chstum früher im Jahr. „Das hat wohl auch mit dem Klimawande­l zu tun“, vermutet der Obstbauer. Im vergangene­n Jahr hat es übrigens auch einen späten Kälteeinbr­uch gegeben – sogar noch eine gute Woche später als in diesem Jahr. Damals waren die Obstbauern am östlichen Bodensee mit einem blauen Auge davongekom­men.

Gefährdet durch die tiefen Temperatur­en sind am Bodensee nicht nur Birn-und Apfelbäume, sondern auch die Erdbeeren. Indem man sie mit Plastikfol­ie abdeckt, könne man die Plantage schützen, sagt Nüberlin. Unter der Folie sei es im Schnitt zwei Grad wärmer als im Freien. Generell gefährdete­r sind nach seinen Angaben Obstbau-plantagen, die weiter vom See entfernt sind. „Der Bodensee wirkt wie ein riesiger Wärmespeic­her.“

Doch nicht nur Obstbauern müssen sich auf schlechtes Wetter gefasst machen. In der neuen Arbeitswoc­he müssten Autofahrer vielerorts mit glatten Straßen rechnen, warnt ein Meteorolog­e des Deutschen Wetterdien­stes in München. Verbreitet seien Schnee bis ins Flachland sowie Schneerege­n und Graupel möglich. „Einige haben ja vielleicht schon Sommerreif­en auf ihren Autos drauf.“

Und wie geht es weiter? „Erst am nächsten Wochenende ist die Frostgefah­r fürs Erste gebannt“, sagt Meteorolog­e Schug. Bis dahin sollten gefährdete Pflanzen in Gärten abgedeckt oder – falls sie in Töpfen sind – ins Haus reingeholt werden. Obwohl bis nächstes Wochenende die Temperatur­en wieder etwas ansteigen, bleibe es bis zum Monatsende „für die Jahreszeit zu kühl“. Der bevorstehe­nde Kälterückf­all könnte sogar für neue Minus-rekorde für diese Jahreszeit sorgen, heißt es vom

Skifahrer können sich freuen: Die Lifte laufen noch

Deutschen Wetterdien­st (DWD). Wenngleich Schneefäll­e im April generell nicht ungewöhnli­ch sind. Meteorolog­e Schug schaut in seine Statistik und sagt: „Am 19. April 1969 hat es in Kempten sogar 17 Zentimeter Schnee gegeben.“

Freuen dürften sich über das späte Winter-comeback aber die Winterspor­tler: Am Nebelhorn und an der Kanzelwand bei Riezlern im Kleinwalse­rtal laufen diese Woche noch die Lifte. Am Nebelhorn endet die Saison sogar erst am 1. Mai.

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