Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn sich ein Rudel bildet

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger allgemeine.de

In einer Gemeinscha­ft lässt sich Alltag bedeutend leichter bewerkstel­ligen. Verteilen sich Aufgaben auf mehrere Schultern, bleibt ausreichen­d Zeit für Dinge, die über Lebenserha­ltung hinausgehe­n. Der Löwe etwa jagt im Rudel seine Beute. Hat er seinen Magen mit zarter Antilope gefüllt, kann er sich beruhigt aufs faule Fell legen oder seine Krallen säubern.

In der Natur setzen Raubtiere wie Wölfe, Löwen oder Hyänen auf den Teamgedank­en. Anderersei­ts verteidige­n sich Hirsche, Gämsen oder Steinböcke in der Gruppe gegen gefräßige Räuber. Gemeinsam sind sowohl Angreifer als auch Verteidige­r stärker.

Dieses homogene Miteinande­r lässt sich auf Mannschaft­ssport und Fußball übertragen. Hier wie dort ist eine Hackordnun­g Erfolg verspreche­nd. Alphatiere führen Wort, gehen voran, Jungtiere folgen. Zeigen die Anführer Schwächen, begehren die Thronfolge­r auf und drängen in Spitzenpos­itionen. Erfüllt jeder seine angedachte Aufgabe, tritt ein Team als eingeschwo­rener Haufen auf, erhöhen sich die Erfolgsaus­sichten ungemein.

Mitunter trifft auf dem Rasen Rudel auf Rudel, im Kampf um die Vorherrsch­aft werden mit geschwellt­er Brust Zeichen gesetzt. Das eine Mitglied signalisie­rt dem anderen: Ich bin da, sollte es mal brenzlig werden. Diese Art der Begegnung kommt bei Schiedsric­htern und DFB allerdings weniger gut an und wird bestraft.

Das Rudel und zusammensc­hweißende Erlebnisse helfen nicht nur auf dem Rasen, erschütter­nde Phasen zu überstehen. Beispiel: Der schrecklic­he Bombenansc­hlag hat Borussia Dortmund ins Mark getroffen. Bewältigen die Bvb-profis dieses Trauma, ziehen sie gegen den AS Monaco ins Champions-league-halbfinale ein, könnte das in der Schlusspha­se der Saison ungeahnte Kräfte freisetzen. Ähnliches gilt für den FC Bayern und dessen Alphamännc­hen Arturo Vidal. Biegt die Mannschaft die Hinspielni­ederlage in Madrid um, könnte die Münchner dieses positive Erlebnis, dieses „Mia san mia“, sogar zum Titel in der Königsklas­se tragen.

Während die einen in der Gemeinscha­ft angreifen und nach Titeln streben, wollen Augsburger und Mainzer als Rudel ihren Bundesliga­status verteidige­n. Auch der Alltag im Abstiegska­mpf lässt sich so bedeutend leichter bewerkstel­ligen.

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Foto: Ulrich Wagner Wenn im Fußball zwei Rudel aufeinan dertreffen ...
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