Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn sich ein Rudel bildet
In einer Gemeinschaft lässt sich Alltag bedeutend leichter bewerkstelligen. Verteilen sich Aufgaben auf mehrere Schultern, bleibt ausreichend Zeit für Dinge, die über Lebenserhaltung hinausgehen. Der Löwe etwa jagt im Rudel seine Beute. Hat er seinen Magen mit zarter Antilope gefüllt, kann er sich beruhigt aufs faule Fell legen oder seine Krallen säubern.
In der Natur setzen Raubtiere wie Wölfe, Löwen oder Hyänen auf den Teamgedanken. Andererseits verteidigen sich Hirsche, Gämsen oder Steinböcke in der Gruppe gegen gefräßige Räuber. Gemeinsam sind sowohl Angreifer als auch Verteidiger stärker.
Dieses homogene Miteinander lässt sich auf Mannschaftssport und Fußball übertragen. Hier wie dort ist eine Hackordnung Erfolg versprechend. Alphatiere führen Wort, gehen voran, Jungtiere folgen. Zeigen die Anführer Schwächen, begehren die Thronfolger auf und drängen in Spitzenpositionen. Erfüllt jeder seine angedachte Aufgabe, tritt ein Team als eingeschworener Haufen auf, erhöhen sich die Erfolgsaussichten ungemein.
Mitunter trifft auf dem Rasen Rudel auf Rudel, im Kampf um die Vorherrschaft werden mit geschwellter Brust Zeichen gesetzt. Das eine Mitglied signalisiert dem anderen: Ich bin da, sollte es mal brenzlig werden. Diese Art der Begegnung kommt bei Schiedsrichtern und DFB allerdings weniger gut an und wird bestraft.
Das Rudel und zusammenschweißende Erlebnisse helfen nicht nur auf dem Rasen, erschütternde Phasen zu überstehen. Beispiel: Der schreckliche Bombenanschlag hat Borussia Dortmund ins Mark getroffen. Bewältigen die Bvb-profis dieses Trauma, ziehen sie gegen den AS Monaco ins Champions-league-halbfinale ein, könnte das in der Schlussphase der Saison ungeahnte Kräfte freisetzen. Ähnliches gilt für den FC Bayern und dessen Alphamännchen Arturo Vidal. Biegt die Mannschaft die Hinspielniederlage in Madrid um, könnte die Münchner dieses positive Erlebnis, dieses „Mia san mia“, sogar zum Titel in der Königsklasse tragen.
Während die einen in der Gemeinschaft angreifen und nach Titeln streben, wollen Augsburger und Mainzer als Rudel ihren Bundesligastatus verteidigen. Auch der Alltag im Abstiegskampf lässt sich so bedeutend leichter bewerkstelligen.