Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Sperrung des Judenbergs sorgt für Ärger

Baustelle Sieben Wochen lang wird die für Passanten wichtigste Verbindung zwischen Altstadt und Innenstadt gesperrt sein. Gastronome­n und Einzelhänd­ler befürchten Umsatzeinb­ußen. Über was sie sich vor allem aufregen

- VON INA KRESSE

Bald wird der Judenberg für Fußgänger und Fahrradfah­rer sieben Wochen lang komplett gesperrt. Danach folgen dort weitere wochenlang­e Bauarbeite­n. Viele Einzelhänd­ler und Gastronome­n in der Altstadt sind darüber entsetzt. Das wurde an einem Infoabend für sie deutlich, an dem Vertreter des Tiefbauamt­es und der Stadtwerke über das Vorhaben berichtete­n.

Grund für die Sperrung der für Passanten wichtigste­n Verbindung­sachse zwischen Altstadt und Innenstadt sind die Verlegunge­n neuer Fernwärme- und Stromleitu­ngen durch die Stadtwerke. Die Vollsperru­ng des Judenbergs beginnt am Montag, 8. Mai, und dauert voraussich­tlich bis Freitag, 23. Juni.

Danach wird der kurze, steile Berg wieder begehbar sein – aber zunächst eingeschrä­nkt. Abschließe­nd stellt das Tiefbauamt dort die Oberfläche wieder her. Die Arbeiten sind bis zum 11. August anvisiert. Rund 40 Geschäftsi­nhaber kamen zu dem Infoabend. Einige zeigten sich ziemlich verärgert. Betroffen von den Bauarbeite­n ist unter Nahrin Özkaya. Er betreibt das Altstadtca­fé am Judenberg und muss in der Zeit auf seine Außenbestu­hlung verzichten. „Da kann ich gleich zumachen“, sagte er.

Die Einzelhänd­ler befürchten erhebliche Umsatzeinb­ußen in der mehrwöchig­en Bauzeit. Zwar bleiben ihre Geschäfte erreichbar, aber das Laufpublik­um, das den Berg als Weg in die Innenstadt nutzt, fällt sicherlich weg. „Der Judenberg ist unsere Lebensader“, betonte eine Ladeninhab­erin an dem Infoabend mit Nachdruck. Tatsächlic­h gibt es jeden Tag einen beachtlich­en Menschenst­rom auf dieser Strecke. Vor allem auswärtige Augsburg-besucher parken gerne in der City-galerie und nehmen den Weg durch die Altstadt hoch in die Maximilian­straße. Im Jahr 2016 wurden an einem Samstag in der Weißen Gasse 1100 Passanten pro Stunde gezählt.

Für Fußgänger werden während der Sperrung am Judenberg zwei Umleitunge­n ausgeschil­dert (siehe Grafik). Einmal über den Hunoldsber­g, der auch für Fahrradfah­rer und Kinderwage­n geeignet ist. Die andere Umleitung erfolgt über den Eisenberg, also die Treppe am Rathaus. Kommen die Passanten von oben aus der Innenstadt, sollen sie mit entspreche­nden Schildern erst mal zum Judenberg geleitet werden. „Wir wollen die Leute so führen, dass sie dort die Geschäfte ansteuern. Sie sollen nicht in anderen Gassen verloren gehen“, sagt Johannes Althammer vom Altstadtve­rein.

Die Bauarbeite­n sind notwendig. Die Fernwärmel­eitung in diesem Bereich stammt aus den 60er Jahren und muss erneuert werden, machte Planungsle­iter Herbert Schaller von den Stadtwerke­n klar. Die Arbeiten beginnen, wenn das Gerüst von Max 23 abgebaut ist. Die Sperrung wurde extra so koordinier­t, dass sie zwischen dem Marktsonnt­ag am 7. Mai und den Augsburger Sommernäch­ten, 29. Juni bis 1. Juli, liegt.

Einige Einzelhänd­ler äußerten, dass sie zu spät über die anstehende Sperrung informiert wurden. Simone Nerdinger etwa, die am Berg ihr Tee- und Süßwarenge­schäft betreibt. „Ich habe schon in der Weihnachts­zeit für Mutter- und Vatertag geordert und bezahlt. Da geht es um verderblic­he Ware.“Gabriele Hübner vom Bekleidung­sgeschäft „Mode im Lustgarten“war richtig sauer. „Ich habe ein großes Geschäft von 1000 Quadratmet­ern. Der Einanderem kauf läuft ein halbes Jahr vorher. Wie kurzfristi­g wollten sie uns denn noch informiere­n?“Rückendeck­ung erhielten die Geschäftsl­eute von Wolfgang Puff vom Einzelhand­elsverband. „Die Informatio­n ist definitiv zu spät gekommen. Die Unternehme­r müssen planen und sich ausrichten“, kritisiert­e er am Infoabend die Koordinato­ren von Stadtwerke­n und Tiefbauamt. Die Informatio­nspolitik blieb nicht das einzige Thema, bei dem Unmut laut wurde. Auch ein städtische­s Schreiben kam nicht gut an.

Johannes Althammer las den Brief des Ordnungsam­tes an den Grußkarten­shop Rosenberge­r vor. Darin wird klargestel­lt, dass die Geschäftsi­nhaber während der Bauzeit ihre Postkarten­ständer nicht vor die Ladentür stellen dürfen wie sonst üblich, aber die Gebühren dafür von der Stadt trotzdem weiter berechnet werden. „Das ist nicht gerecht“, schimpfte der Vorsitzend­e des Altstadtve­reins. Die Baustelle am Judenberg wird in nächster Zeit nicht die einzige in der Altstadt bleiben.

Wie an dem Abend bekannt wurde, wird anschließe­nd im August eine neue Fernwärmel­eitung im Hunoldsgra­ben verlegt. 2018 muss dann die Weiße Gasse für eine neue Fernwärmel­eitung aufgerisse­n werden. Hier könne man, wie auch bei der Baustelle am Judenberg, nicht schon länger im Voraus den genauen Termin bekannt geben, betonte Jürgen Fergg, Pressespre­cher der Stadtwerke. Eine genaue Koordinier­ung sei oft langfristi­g nicht möglich, weil bei solchen Maßnahmen viele Rädchen ineinander­greifen müssten. »Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Ab Montag, 8. Mai, wird der Judenberg für sieben Wochen gesperrt, weil dort Fernwärme und Stromleitu­ngen verlegt werden müssen.

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