Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn der Vater mit der Tochter…
Herr Schweiger, wie haben Sie Emma an diese Materie herangeführt? Til: Eines werde ich nie vergessen. Als wir damals die Innenaufnahmen von „One Way“in Köln gedreht haben, waren wir mit mehreren Leuten und vielen Kindern am Wochenende im „Fantasialand“: Geisterbahn, Achterbahn, Autoscooter, das volle Programm. Als wir herausgekommen sind, sagte eine meiner Töchter: „Papa, warum kannst du nicht hier arbeiten? Dann könnten wir immer so einen tollen Tag haben!“Ich habe gefragt, was ich denn machen soll, Hilfsbremser in der Geisterbahn vielleicht? Aber ich habe durchaus verstanden, was sie gemeint haben. Meine Kinder haben mich auch immer gefragt, warum ich nicht Lehrer geworden bin. Dann hätte ich viel mehr Zeit für sie. Wirklich herangeführt habe ich sie gar nicht. Es war einfach mein Beruf. Wir führen ein anderes Leben als jemand, der von 9 bis 17 Uhr zur Arbeit geht. Ich arbeite manchmal 30 Tage am Stück und weiß gar nicht mehr, wann Sonntag ist. Insofern ist unser Leben schon anders, aber nicht besonders.
Das Thema Film nach Feierabend: tabu oder redet man noch drüber? Emma: Selten. Höchstens diskutieren wir, was wir am nächsten Tag besser machen können. Oder wir lernen noch mal Text. Til: Ich sitze dann im Schneideraum und habe schon eine Szene zusammengeschnitten, perfekt, wie sie später im Film sein wird, mit Musik und allem. Und dann rufe ich: „Komm’ und kuck’ mal!“Und ich kriege nur die Antwort: „Keine Zeit.“
Emma, wer in der Öffentlichkeit steht, wird auch bewertet und kritisiert. Durch eine berechtigte Kritik lernt man immer auch hinzu. Aber oft werden auch verletzende Dinge geschrieben, die einen traurig oder wütend machen können. Bist du darauf vorbereitet? Emma: Ich weiß, dass das dazugehört. Ich wurde zum ersten Mal nach „Kokowääh“von Leuten angesprochen. Man war auf einmal „da“. Dass auch solche negativen Sachen damit kommen, wusste ich noch nicht. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Ich werde nur nie wirklich verstehen, warum manche Leute einfach unnötig gemein sind. Aber man muss es akzeptieren. Man kann es nicht ändern, wenn Leute schon so verbittert sind, dass sie es nötig haben, solche Dinge zu sagen oder zu schreiben.
Emma: Ich kann es mir schon vorstellen. Aber in meinem Alter wissen wohl die wenigsten hundertprozentig, was sie mal werden wollen. Astronautin vielleicht oder Chirurgin? Oder Fotografin? Ich weiß es noch nicht.