Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Autofahrer hat die Nase voll F

Kommentar

- VON TOBIAS SCHAUMANN scht@augsburger allgemeine.de

» lüchtlings­problemati­k, Zerfallser­scheinunge­n, Reformmüdi­gkeit, der drohende Handelskri­eg mit den USA – hat die EU derzeit wirklich keine anderen Sorgen als das, was bei Autos hinten herauskomm­t? So viel Ehrgeiz wie in der Abgas-bekämpfung legt Brüssel sonst jedenfalls selten an den Tag.

Der neueste Vorstoß: Ein Herr Sefcovic will mehr Elektroaut­os. Er vergisst leider, dass der meiste Strom viel zu schmutzig erzeugt wird, um unter dem Strich einen nennenswer­ten Gewinn für Umwelt, Klima und Gesundheit zu erzielen. Vor der Elektrifiz­ierung kommt die Energiewen­de. Das wäre doch eine schöne Aufgabe für den Energiekom­missar Sefcovic, bevor er sich den bösen Autos zuwendet.

Natürlich bleibt das Ziel richtig, Emissionen zu reduzieren, am besten auf Null. Aber es steht zu befürchten, dass den Eurokraten wieder einmal nichts Besseres einfällt, als allein die Grenzwerte zu senken – auf ein so „strenges“Niveau, dass sie in der Praxis kaum einzuhalte­n sind. Am Ende wird die Luft mit viel Glück etwas besser, die Autos aber werden garantiert teurer. Von so einer Politik haben die Menschen die Nase voll.

Zurück zu den künftigen Schadstoff­grenzwerte­n. Kann man davon ausgehen, dass sie nur mit alternativ­en Antrieben einzuhalte­n sind? Sefcovic: Bis 2050 sollten wir die Klimagase aus dem Verkehr um 60 Prozent verringern. Dafür brauchen wir Fortschrit­te bei allen Technologi­en. Wir müssen sicherstel­len, dass der Anteil schadstoff­freier Autos Schritt für Schritt wächst und bis 2030 einen erhebliche­n Teil der Flotte ausmacht. Aber jetzt schon konkrete Zahlen zu nennen, wäre verfrüht.

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