Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ist es gerecht, wenn der Bessere gewinnt?
Mancher glaubt, der Fußball sei gerecht. Frei nach dem Motto: Möge der Bessere gewinnen. Fans des FC Bayern dürften das gerade ein bisschen anders sehen. Denn wäre Fußball tatsächlich gerecht, könnten sie sich jetzt auf ein Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt freuen. Gerecht wäre gewesen, hätte der FC Bayern das Halbfinale gegen Dortmund gewonnen. Gut nur, dass Fußball nicht gerecht ist. Wäre er es, wäre er eine langweilige Angelegenheit.
Der Fußball lebt geradezu davon, dass es bisweilen ziemlich ungerecht zugeht. Nur mal angenommen eine Mannschaft hat 99 Prozent Ballbesitz, der Gegner aber erzielt in seinem einen Prozent das einzige Tor der Begegnung – wäre das gerecht? Nein. Aber man würde den Sieger zu seiner Effizienz beglückwünschen. Wenig fasziniert uns Menschen mehr, als die uralte Geschichte des Davids, der gegen Goliath gewinnt. Mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun. Denn wie unfair ist es doch, dem Gegner aus sicherer Entfernung einen Stein an den Kopf zu schleudern? Gerechtigkeit ist eine Frage der Definition und meist auch eine der Perspektive.
Der eine ist ein Zwei-meter-hüne, der andere hat einen Herzfehler. Der eine verdient als Fußballer Millionen, der andere hat das Talent zum Einradfahrer. Doch obwohl der Sport ungerecht ist, wird nirgendwo anders so leidenschaftlich über Gerechtigkeit diskutiert. Häufig muss dann die ausgleichende Gerechtigkeit dafür herhalten, um vermeintliches Unrecht in einen größeren Zusammenhang zu rücken. Dabei ist die Realität oft viel banaler: Pech oder Glück entscheiden über den Ausgang eines Spiels. Zufall ist der größte Gegner der Gerechtigkeit. Ziel eines jeden Trainers ist es, dessen Einfluss so weit wie möglich zu minimieren.
Erfolgreicher ist das Team, das mit den Zufälligkeiten des Spiels besser zurechtkommt – oder das vom Glück unverschämt begünstigt wird.
Wer Gerechtigkeit sucht, konstruiert in der Nachbetrachtung gerne besondere Verdienste, die den Erfolg rechtfertigen sollen. Man habe mehr vom Spiel gehabt. Der Torschütze habe eben einen Torriecher und stehe immer goldrichtig. Macht das Fußball gerecht? Nein. Denn wäre er es, der HSV spielte längst schon in der zweiten Bundesliga. Mit ein bisschen Glück sorgt der FC Augsburg am Sonntag diesbezüglich für ausgleichende Gerechtigkeit.
Zufall ist der größte Gegner der Gerechtigkeit