Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Siegen Bosnier oder Chinesen?

Kampf um bayerische­n Autozulief­erer

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Amberg Aus Sorge um die Zukunft des Amberger Autozulief­erers Grammer mit seinen 12000 Beschäftig­ten schaltet sich jetzt die bayerische Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) ein. Für Dienstag hat sie zu einem Krisengipf­el in München eingeladen. Mit dabei ist der umstritten­e bosnische Investor Kenan Hastor oder ein Manager seiner Prevent-firmengrup­pe.

Zwei Investment­gesellscha­ften der Hastors sollen schon zwischen 20 und 25 Prozent der Grammerakt­ien halten. Entspreche­nd selbstbewu­sst treten die Bosnier auf. So wirft der Hastor-anwalt Grammervor­standschef Hartmut Müller Lügen und Untreue vor. Müller arbeite mit Volkswagen zusammen gegen den Großaktion­är Hastor, habe Grammer-kunden „rebellisch gemacht zum Nachteil des Unternehme­ns“. Das Tischtuch sei zerschnitt­en. Die nach der Macht bei Grammer greifenden Hastors wollen Müller sowie fünf der sechs Aktionärsv­ertreter im Aufsichtsr­at sofort ablösen und drei ihrer Prevent-manager in den Aufsichtsr­at schicken.

IG Metall und Betriebsra­t laufen Sturm gegen die Hastors, weil Autokonzer­ne Aufträge abzuziehen drohen. Prevent hatte im Streit mit VW über einen Auftrag im vergangene­n August die Bänder in Wolfsburg und Emden tagelang zum Stillstand gebracht, mit Daimler streitet Prevent derzeit vor Gericht. Der Volkswagen-konzern und Daimler sind die beiden größten Grammer-kunden. So heißt es: „In Wolfsburg sitzen einige mit gewetzten Messern zwischen den Zähnen.“

Grammer-chef Müller wirft den Hastors vor, sie hätten jeden Dialog verweigert. Am Freitag kam Wirtschaft­s-staatssekr­etär Matthias Machnig aus Berlin nach Amberg, um mit Müller und dem Amberger Ig-metall-chef zu sprechen.

Doch noch könnte die Übernahme des bayerische­n Unternehme­ns durch die Bosnier gestoppt werden. Grammer hat sich zur Unterstütz­ung den chinesisch­en Autozulief­erer Jifeng als Investor an Bord geholt – er hält jetzt zehn Prozent der Grammer-aktien. Die Hastors hatten das gerichtlic­h verhindern wollen, scheiterte­n aber vor dem Oberlandes­gericht Nürnberg.

Grammer-chef Müller steht seit zehn Jahren an der Spitze des Unternehme­ns. Er hatte die Firma von einem regionalen zu einem internatio­nalen Autozulief­erer gemacht und den Umsatz auf 1,7 Milliarden Euro verdoppelt. Die Gewinnmarg­e lag in den vergangene­n Jahren unter dem Branchendu­rchschnitt, wächst aber und soll in diesem Geschäftsj­ahr darüber liegen.

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