Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie sicher sind Versicherer?
Sie müssen einen Bericht abliefern
Frankfurt am Main Erstmals seit Einführung der strengeren europäischen Regeln (Solvency II) 2016, soll sich die Öffentlichkeit ein genaueres Bild über die Lage einzelner Versicherungen machen können. Bis spätestens 22. Mai müssen in Deutschland rund 350 Assekuranzen detailliert Auskunft geben. Ob das Kunden hilft, ist fraglich.
Was müssen mitteilen? Versicherer genau
Sie müssen allgemeinverständlich über ihre Finanzlage, die Risiken und die allgemeine Geschäftsentwicklung informieren. Versicherer sollen über so viel Kapital verfügen, dass sie selbst extreme Ereignisse verkraften können. Aufschluss über die Lage des Versicherers in solchen Stresssituationen gibt unter anderem die sogenannte Solvenzquote. Ein Wert von unter 100 gilt als kritisch und würde in Deutschland die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan rufen.
Wie wird die Quote gemessen und was sagt sie aus?
Die Solvenzquote setzt die Risiken ins Verhältnis zu den sogenannten Eigenmitteln des Versicherers. Eigenmittel ergeben sich aus den Vermögenswerten des Unternehmens abzüglich der Verpflichtungen. Quote ist allerdings nicht gleich Quote: Einige Versicherungen berechnen die Zahl nach einer Standardformel, andere nach internen Modellen. Kunden sollten daher nicht allein auf diese Kennziffer schauen, mahnt Deutschlands oberster Versicherungsaufseher, Frank Grund.
Was können Verbraucher mit den Aussagen anfangen?
„Der Bericht kann wissbegierigen Kunden möglicherweise interessante Informationen bieten. Ob man mit einem Quotenvergleich weiterkommt, bezweifle ich allerdings“, sagt Reiner Will, Geschäftsführer der Ratingagentur Assekurata. Insbesondere Lebensversicherer, die vor allem in Staatsanleihen investieren, seien von der Zinsentwicklung am Kapitalmarkt abhängig. Entsprechend stark könne die Quote schwanken. Versicherungsmathematiker der Deutschen Aktuarvereinigung mahnen: „Für seriöse und verlässliche Aussagen muss der Verlauf der Solvenzquoten über einen längeren Zeitraum betrachtet werden.“
Mit welchen Ergebnissen wird bei den Veröffentlichungen gerechnet?
„Nach unserer jetzigen Einschätzung wird kein Unternehmen unter dem Sollkapitalbedarf liegen“, sagt Grund. Assekurata-experte Will geht davon aus, dass die privaten Krankenversicherer mit „eher hohen Quoten“aufwarten werden. Sie könnten zum Beispiel mit Beitragserhöhungen gegensteuern.