Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Seit 25 Jahren für Flüchtling­e da

Jubiläum „Tür an Tür“setzt sich für Flüchtling­e ein. Bei der Feierstund­e gab es auch Kritik an politische­n Entwicklun­gen

- VON ANDREAS ALT

Der Verein Tür an Tür hat sich bei der Qualifizie­rung und Integratio­n von Flüchtling­en in 25 Jahren Arbeit große Verdienste erworben. Tür an Tür stehe für die soziale Tradition der Stadt, sagte Bürgermeis­terin Eva Weber, die der Feierstund­e ebenso beiwohnte wie ihr Csuparteik­ollege, der Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich.

Es war eine kurzweilig­e Jubiläumsv­eranstaltu­ng für die rund 200 Gäste. Der Verein, dessen zentrale Funktion in der Stadt bundesweit einmalig ist, wollte die Gelegenhei­t nutzen, seine vielfältig­en Aufgaben darzustell­en. So kam etwa ein Syrer auf die Bühne, der seine Fertigkeit­en als Schreiner nicht durch formale Abschlüsse nachweisen, aber dank Tür an Tür in einem Betrieb bei Augsburg vorführen konnte und nun Aussicht auf einen Job hat. Oder eine Frau aus dem Nahen Osten, die dankbar ist für die Sprachkenn­tnisse, die sie hier erworben hat: „Die Sprache ist der Schlüssel, das kommt nicht von oben, sondern man muss etwas dafür tun.“Heute ist sie eine gefragte Dolmetsche­rin. Redner stellten zugleich den Begriff „Leitkultur“infrage und kritisiert­en die Abschiebun­gen der jüngeren Zeit nach Afghanista­n scharf.

Regionalbi­schof Michael Grabow ergriff deutlich Partei für Flüchtling­e, gleich welcher Herkunft. Integratio­n

Mit diesem Programm begeht „Tür an Tür“sein Jubiläum

Benefizkon­zert Der Männerchor „The Merry Gentlemen“singt am Samstag, 6. Mai, im Café Tür an Tür, Wertachstr­aße 29. Los geht es um 19 Uhr (Spenden erwünscht).

Asylpoliti­scher Frühschopp­en „Af ghanistan. München. Ich.“lautet das Thema des Asylpoliti­schen Frühschop pens am Sonntag, 7. Mai, ab 11 Uhr im Café Tür an Tür. Hassan Ali Djan floh mit 16 aus Afghanista­n nach Deutschlan­d und lebt heute als deut scher Staatsbürg­er in München. Er liest aus seinem Buch. Beim Asylpoliti schen Frühschopp­en am Sonntag, 14. Mai, ab 11 Uhr, im Café Tür an Tür sei ein Zeichen für gelebtes Christentu­m und führe zur „Reifeprüfu­ng unserer Gesellscha­ft“. Zum Zeitpunkt der Gründung von Tür an Tür hatte er als Gemeindepf­arrer in Garching selbst mit einer hastig geschaffen­en Flüchtling­sunterkunf­t und ihren Problemen zu tun, wie er sagte. Die Aufgabe, Asylbewerb­ern wir die humanitäre Arbeit des UNHCR in Syrien vorgestell­t.

Gespräch „Wie geht Integratio­n?“lautet die Frage, der Akteure aus Po litik, Verwaltung und Zivilgesel­lschaft nachgehen. Es findet am Donners tag, 18. Mai, ab 19.30 Uhr im Café Tür an Tür statt.

Bus Shuttle Tour Gemeinsam mit Politikern und Medienvert­retern be suchen Mitarbeite­r von Tür an Tür Un terkünfte in Augsburg und diskutie ren mit Bewohnern und Experten die aktuelle (Wohn )Situation. Eine An meldung unter verein@tuerantuer.de ist erforderli­ch. Los geht es am Wohnung und Arbeit zu verschaffe­n, sei komplexer geworden. Rückführun­gen dürfe es aber nur nach einem gewissenha­ften rechtsstaa­tlichen Verfahren geben und nur, wenn im Heimatland keine Gefahr drohe. Das Kirchenasy­l müsse in Einzelfäll­en bestehen bleiben.

Unter den Gästen waren auch Bürgermeis­ter Stefan Kiefer, Bundestags­abgeordnet­e Ulrike Bahr, die Landtagsab­geordneten Christine Kamm und Harald Güller, Bildungsre­ferent Hermann Köhler und Umweltrefe­rent Reiner Erben. Vereinsvor­stand Matthias Schopf-emrich sagte, die Unterbring­ung von Flüchtling­en lasse noch immer zu wünschen übrig, und das habe auch Konsequenz­en für den Familienna­chzug, den man nicht verwehren dürfe. Kollege Thomas Körnerwils­dorf schilderte den Fall eines afghanisch­en Herzchirur­gen, der nicht als Krankenpfl­eger arbeiten dürfe und derzeit bei Mcdonalds hinter der Theke stehe.

Der Filmemache­r Leo Schenk hat zum Jubiläum einen Film gedreht, der die meist ehrenamtli­che Arbeit des Vereins auffächert und erklärt. Außerdem hat der Verein die Website www.tuerantuer.de neu gestaltet. Das Duo „The Glasses go Brazil“mit Cynthia Byrne und Andrea Bartsch unterhielt das Publikum mit südamerika­nischen Klängen. Anschließe­nd wurde im Café Tür an Tür gefeiert.

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