Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Seit 25 Jahren für Flüchtlinge da
Jubiläum „Tür an Tür“setzt sich für Flüchtlinge ein. Bei der Feierstunde gab es auch Kritik an politischen Entwicklungen
Der Verein Tür an Tür hat sich bei der Qualifizierung und Integration von Flüchtlingen in 25 Jahren Arbeit große Verdienste erworben. Tür an Tür stehe für die soziale Tradition der Stadt, sagte Bürgermeisterin Eva Weber, die der Feierstunde ebenso beiwohnte wie ihr Csuparteikollege, der Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich.
Es war eine kurzweilige Jubiläumsveranstaltung für die rund 200 Gäste. Der Verein, dessen zentrale Funktion in der Stadt bundesweit einmalig ist, wollte die Gelegenheit nutzen, seine vielfältigen Aufgaben darzustellen. So kam etwa ein Syrer auf die Bühne, der seine Fertigkeiten als Schreiner nicht durch formale Abschlüsse nachweisen, aber dank Tür an Tür in einem Betrieb bei Augsburg vorführen konnte und nun Aussicht auf einen Job hat. Oder eine Frau aus dem Nahen Osten, die dankbar ist für die Sprachkenntnisse, die sie hier erworben hat: „Die Sprache ist der Schlüssel, das kommt nicht von oben, sondern man muss etwas dafür tun.“Heute ist sie eine gefragte Dolmetscherin. Redner stellten zugleich den Begriff „Leitkultur“infrage und kritisierten die Abschiebungen der jüngeren Zeit nach Afghanistan scharf.
Regionalbischof Michael Grabow ergriff deutlich Partei für Flüchtlinge, gleich welcher Herkunft. Integration
Mit diesem Programm begeht „Tür an Tür“sein Jubiläum
Benefizkonzert Der Männerchor „The Merry Gentlemen“singt am Samstag, 6. Mai, im Café Tür an Tür, Wertachstraße 29. Los geht es um 19 Uhr (Spenden erwünscht).
Asylpolitischer Frühschoppen „Af ghanistan. München. Ich.“lautet das Thema des Asylpolitischen Frühschop pens am Sonntag, 7. Mai, ab 11 Uhr im Café Tür an Tür. Hassan Ali Djan floh mit 16 aus Afghanistan nach Deutschland und lebt heute als deut scher Staatsbürger in München. Er liest aus seinem Buch. Beim Asylpoliti schen Frühschoppen am Sonntag, 14. Mai, ab 11 Uhr, im Café Tür an Tür sei ein Zeichen für gelebtes Christentum und führe zur „Reifeprüfung unserer Gesellschaft“. Zum Zeitpunkt der Gründung von Tür an Tür hatte er als Gemeindepfarrer in Garching selbst mit einer hastig geschaffenen Flüchtlingsunterkunft und ihren Problemen zu tun, wie er sagte. Die Aufgabe, Asylbewerbern wir die humanitäre Arbeit des UNHCR in Syrien vorgestellt.
Gespräch „Wie geht Integration?“lautet die Frage, der Akteure aus Po litik, Verwaltung und Zivilgesellschaft nachgehen. Es findet am Donners tag, 18. Mai, ab 19.30 Uhr im Café Tür an Tür statt.
Bus Shuttle Tour Gemeinsam mit Politikern und Medienvertretern be suchen Mitarbeiter von Tür an Tür Un terkünfte in Augsburg und diskutie ren mit Bewohnern und Experten die aktuelle (Wohn )Situation. Eine An meldung unter verein@tuerantuer.de ist erforderlich. Los geht es am Wohnung und Arbeit zu verschaffen, sei komplexer geworden. Rückführungen dürfe es aber nur nach einem gewissenhaften rechtsstaatlichen Verfahren geben und nur, wenn im Heimatland keine Gefahr drohe. Das Kirchenasyl müsse in Einzelfällen bestehen bleiben.
Unter den Gästen waren auch Bürgermeister Stefan Kiefer, Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr, die Landtagsabgeordneten Christine Kamm und Harald Güller, Bildungsreferent Hermann Köhler und Umweltreferent Reiner Erben. Vereinsvorstand Matthias Schopf-emrich sagte, die Unterbringung von Flüchtlingen lasse noch immer zu wünschen übrig, und das habe auch Konsequenzen für den Familiennachzug, den man nicht verwehren dürfe. Kollege Thomas Körnerwilsdorf schilderte den Fall eines afghanischen Herzchirurgen, der nicht als Krankenpfleger arbeiten dürfe und derzeit bei Mcdonalds hinter der Theke stehe.
Der Filmemacher Leo Schenk hat zum Jubiläum einen Film gedreht, der die meist ehrenamtliche Arbeit des Vereins auffächert und erklärt. Außerdem hat der Verein die Website www.tuerantuer.de neu gestaltet. Das Duo „The Glasses go Brazil“mit Cynthia Byrne und Andrea Bartsch unterhielt das Publikum mit südamerikanischen Klängen. Anschließend wurde im Café Tür an Tür gefeiert.