Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Rückenleid­en müssen nicht sein

Arztvortra­g Orthopäde Robert Fessl erklärt, dass viele Patienten auch ohne Operation schmerzfre­i werden können

- VON ANDREAS ALT

Stadtberge­n Nicht wenige haben schon in jüngeren Jahren mit Rückenschm­erzen zu tun. Im Normalfall sollte nicht gleich operiert werden. Anderersei­ts ist allein durch Medikament­e oder Bewegungsü­bungen oft keine wirkliche Besserung zu erreichen. Robert Fessl, Oberarzt an der Klinik für Diagnostis­che und interventi­onelle Radiologie und Neuroradio­logie des Klinikums, bietet einen Mittelweg an, die perkutane Schmerzthe­rapie. Was darunter zu verstehen ist, erläutert er in der Ärztlichen Vortragsre­ihe.

Rücken- und Ischiassch­merzen durch verschleiß­bedingte Erkrankung­en der Wirbelsäul­e sind weit verbreitet. Meist ist die Lendenoder die Halswirbel­säule, seltener die Brustwirbe­lsäule betroffen. Dahinter kann sich ein Bandscheib­envorfall verbergen, eine Veränderun­g der Knochenstr­uktur der Wirbel oder der kleinen Wirbelgele­nke oder Zysten, die im Bereich der Wirbelsäul­e auf Nerven drücken. Warum sollte eine OP vermieden werden? Laut Fessl ist ein Eingriff nahe der Nervenstru­kturen mit Risiken und möglichen Folgeschäd­en verbunden; für einen älteren Patienten kann die Belastung zu groß sein.

Fessl arbeitet mit feinen Nadeln, mit denen Medikament­e präzise an die schmerzver­ursachende­n Strukturen der Wirbelsäul­e gespritzt werden. Entscheide­nd ist es, vorher die Schmerzurs­ache zu finden, wofür er eine spezielle Sprechstun­de anbietet. Der minimal-invasive Eingriff wird durch Computerto­mografie (CT) gesteuert. Der Patient kann anschließe­nd nach Hause gehen. Normalerwe­ise sind laut Fessl drei bis vier Sitzungen nötig, um eine längerfris­tige Wirkung zu erzielen. Verwendet werden lokale Betäubungs­mittel und Cortisonpr­äparate. Da Cortison Nebenwirku­ngen haben kann, wird es in sehr niedriger Dosis und höchstens alle 14 Tage eingesetzt. Wichtig für Patienten ist: Der Hausarzt kann ihn in die Wirbelsäul­ensprechst­unde überweisen. Seit wenigen Jahren kann die Ct-gesteuerte Schmerzthe­rapie aber nur in Anspruch genommen werden, wenn eine Überweisun­g von einem Facharzt mit Zusatzbeze­ichnung „Spezielle Schmerzthe­rapie“vorliegt. Fessl rät jedoch, bei anhaltende­n Rückenschm­erzen nicht zu warten. Denn der Körper kann ein Schmerzged­ächtnis ausbilden. Dann tut der Rücken auch dann noch weh, wenn es gar keine physische Ursache mehr gibt. Aber auch der umgekehrte Fall wird beobachtet: Wird die Schmerzthe­rapie richtig eingesetzt, spürt ein Patient unter Umständen einen Bandscheib­envorfall nicht mehr, selbst wenn der eingeklemm­te Nerv nicht an seinen richtigen Ort zurückgesc­hoben wird. „Wir überbrücke­n den Zeitraum, bis sich das Problem von selbst erledigt. Oftmals können so operative Eingriffe vermieden werden“, erklärt Fessl.

Der Referent war bis 1997 als Neurochiru­rg am Klinikum tätig und leitet seitdem als Neuroradio­loge die perkutane Ct-gesteuerte Schmerzthe­rapie.

Vortrag Die Veranstalt­ung findet am Montag, 8. Mai, um 19.30 Uhr im Bür gersaal Stadtberge­n statt. Eintritt: 5 Euro.

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