Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Rückenleiden müssen nicht sein
Arztvortrag Orthopäde Robert Fessl erklärt, dass viele Patienten auch ohne Operation schmerzfrei werden können
Stadtbergen Nicht wenige haben schon in jüngeren Jahren mit Rückenschmerzen zu tun. Im Normalfall sollte nicht gleich operiert werden. Andererseits ist allein durch Medikamente oder Bewegungsübungen oft keine wirkliche Besserung zu erreichen. Robert Fessl, Oberarzt an der Klinik für Diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie des Klinikums, bietet einen Mittelweg an, die perkutane Schmerztherapie. Was darunter zu verstehen ist, erläutert er in der Ärztlichen Vortragsreihe.
Rücken- und Ischiasschmerzen durch verschleißbedingte Erkrankungen der Wirbelsäule sind weit verbreitet. Meist ist die Lendenoder die Halswirbelsäule, seltener die Brustwirbelsäule betroffen. Dahinter kann sich ein Bandscheibenvorfall verbergen, eine Veränderung der Knochenstruktur der Wirbel oder der kleinen Wirbelgelenke oder Zysten, die im Bereich der Wirbelsäule auf Nerven drücken. Warum sollte eine OP vermieden werden? Laut Fessl ist ein Eingriff nahe der Nervenstrukturen mit Risiken und möglichen Folgeschäden verbunden; für einen älteren Patienten kann die Belastung zu groß sein.
Fessl arbeitet mit feinen Nadeln, mit denen Medikamente präzise an die schmerzverursachenden Strukturen der Wirbelsäule gespritzt werden. Entscheidend ist es, vorher die Schmerzursache zu finden, wofür er eine spezielle Sprechstunde anbietet. Der minimal-invasive Eingriff wird durch Computertomografie (CT) gesteuert. Der Patient kann anschließend nach Hause gehen. Normalerweise sind laut Fessl drei bis vier Sitzungen nötig, um eine längerfristige Wirkung zu erzielen. Verwendet werden lokale Betäubungsmittel und Cortisonpräparate. Da Cortison Nebenwirkungen haben kann, wird es in sehr niedriger Dosis und höchstens alle 14 Tage eingesetzt. Wichtig für Patienten ist: Der Hausarzt kann ihn in die Wirbelsäulensprechstunde überweisen. Seit wenigen Jahren kann die Ct-gesteuerte Schmerztherapie aber nur in Anspruch genommen werden, wenn eine Überweisung von einem Facharzt mit Zusatzbezeichnung „Spezielle Schmerztherapie“vorliegt. Fessl rät jedoch, bei anhaltenden Rückenschmerzen nicht zu warten. Denn der Körper kann ein Schmerzgedächtnis ausbilden. Dann tut der Rücken auch dann noch weh, wenn es gar keine physische Ursache mehr gibt. Aber auch der umgekehrte Fall wird beobachtet: Wird die Schmerztherapie richtig eingesetzt, spürt ein Patient unter Umständen einen Bandscheibenvorfall nicht mehr, selbst wenn der eingeklemmte Nerv nicht an seinen richtigen Ort zurückgeschoben wird. „Wir überbrücken den Zeitraum, bis sich das Problem von selbst erledigt. Oftmals können so operative Eingriffe vermieden werden“, erklärt Fessl.
Der Referent war bis 1997 als Neurochirurg am Klinikum tätig und leitet seitdem als Neuroradiologe die perkutane Ct-gesteuerte Schmerztherapie.
Vortrag Die Veranstaltung findet am Montag, 8. Mai, um 19.30 Uhr im Bür gersaal Stadtbergen statt. Eintritt: 5 Euro.