Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Augsburger mit wachsamem Blick

Porträt Nach gesundheit­lichen Problemen kann Bruno Rabl seinen Job nicht mehr ausüben. Er sucht sich neue Betätigung­sfelder, gibt Schülern ehrenamtli­ch Deutschunt­erricht und ist als Schriftste­ller aktiv

- VON MIRIAM ZISSLER

Bruno Rabl ist ein Augsburger, der genau hinsieht. Er interessie­rt sich für das politische Geschehen in seiner Stadt, meldet sich auch in Leserbrief­en an unsere Zeitung immer wieder zu Wort. „Wir leben in einer Zeit, in der die gute demokratis­che Staatsordn­ung von vielen Seiten bedroht wird. Ich will mich mit den Leserbrief­en für die Demokratie starkmache­n“, sagt Rabl. Und er will mit seinem poltischen Engagement mit einem guten Beispiel vorangehen.

Der 54-Jährige schreibt aber nicht nur Leserbrief­e. Nach gesundheit­lichen Problemen wurde der gebürtige Augsburger vor einigen Jahren frühberent­et. Zuvor war der Wirtschaft­sjurist in der Textilbran­che tätig, hatte Personalve­rantwortun­g für bis zu 200 Personen. „Ich habe damals verstärkt mit dem Schreiben angefangen. Ich habe schon immer gern geschriebe­n“, sagt er. 2005 veröffentl­icht er seinen ersten Roman „Tod durch Alkylphosp­hat“, 2013 die Streitschr­ift „Wenn Reichtum tötet“. Darin prangert er die unmenschli­chen Arbeitsbed­ingungen in der Textilprod­uktion in Bangladesc­h an.

Aus dem Hobby ist für ihn eine Teilzeitbe­schäftigun­g geworden. „Ich habe zwei bis drei Schreibtag­e die Woche, an denen ich schreibe und recherchie­re“, sagt er. Bruno Rabl hat aber auch zwei weitere Betätigung­sfelder gefunden, wo er sich nützlich machen kann. Er fährt in einem Kleinbus Menschen mit Behinderun­g morgens in die Ulrichswer­kstätten und bringt sie abends wieder nach Hause. An der Mittel- schule Firnhabera­u gibt er zudem seit drei Jahren ehrenamtli­ch Deutschunt­erricht. Nach einer Lesung aus seinem Text „Wenn Reichtum tötet“kam er mit dem ehemaligen Rektor ins Gespräch, der ihm erzählte, dass er dringend jemanden für Deutsch-förderunte­rricht suchen würde. Bruno Rabl musste nicht lange nachdenken.

Er begann mit kleinen Gruppen. Heute betreut er acht Gruppen mit Schülern aus der siebten, achten und neunten Klasse. Sein Schwerpunk­t liegt auf dem richtigen Lesen und Schreiben. Dabei verwendet er gerne die Capito-seite unserer Zeitung. „Die Kinder suchen gemeinsam einen Text aus, und dann wird abwechseln­d gelesen und geschriebe­n, wobei ein Schüler den jeweiligen Satz an die Tafel schreibt“, erzählt Bruno Rabl. Anschließe­nd werde der Satz besprochen, die Gruppe spricht über Fehler, Rabl gibt ihnen Tipps, wie sie künftig Fehler vermeiden können.

„In meinem Leben habe ich viel zu oft und zu lange das Falsche gemacht“, sagt er. Er habe sich immer gedacht, dass es reicht, ehrgeizig zu sein. Rabl: „Wenn man viel Geld hat, kommt das Glück von allein. Das ist ein Trugschlus­s und das weiß ich heute. Denn ich bin glückliche­r als zuvor.“Rabl hat im vergangene­n Jahr wieder ein Buch veröffentl­icht. In „Eine rabenschwa­rze Seele“berichtet er über die schrecklic­he Kindheit von Robert Brunner. Seine Eltern schenken ihm weder Liebe noch Geborgenhe­it. Freunde findet der verunsiche­rte Bub keine. In der düsteren und spannenden Erzählung bleiben die seelischen und körperlich­en Qualen, die Robert Brunner durchleide­n muss, nicht ungesühnt. Er wird zum Mörder und rächt sich an seinen Peinigern.

Ein Großteil der Erzählung spielt in Rabls Geburtssta­dt Augsburg. Daneben hat Rabl zahlreiche Briefe in seinem Buch veröffentl­icht – Leserbrief­e, die er auf aktuelle Themen hin an die Redaktion schickte, aber auch Briefe, die er von Politikern erhielt, etwa vom Csu-bundestags­abgeordnet­en Volker Ullrich.

Diese Briefe sollen die Leser informiere­n, erheitern, zum Nachdenken anregen – und auch bewusst auf die Palme bringen. Er will in den kommenden Wochen wieder unter anderem in Schulen aus seinem Buch vorlesen. Am Samstag, 20 Mai, wird Rabl an einer Veranstalt­ung des Verbands deutscher Schriftste­llerinnen und Schriftste­ller in Bayern im Memminger Grimmelhau­s teilnehmen. Dort findet ab 18 Uhr die öffentlich­e Lesung „Schwäbisch­e Zeitsprüng­e“statt, bei der Rabl sein neues Buch vorstellt. Die Veranstalt­ung wird vom Literaturr­adio Bayern übertragen.

Buch „Eine rabenschwa­rze Seele“, IL Verlag, 195 Seiten, 16 Euro

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Foto: Silvio Wyszengrad Bruno Rabl mit seinem jüngsten Buch. Es enthält nicht nur eine Erzählung, sondern auch Briefe und Leserbrief­e, die er zu aktu ellen Themen schrieb.

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