Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ganz Europa schaut auf Macron
Frankreich Das Land einen, Schulden loswerden: Was will der Neue?
Paris Die Vorschusslorbeeren für Emmanuel Macron sind immens: Auf den neuen französischen Präsidenten blicke ganz Europa, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er trage „die Hoffnung von Millionen von Franzosen“und „von vielen Menschen in Deutschland“. Der 39-Jährige soll nicht nur dazu beitragen, die EU aus dem Brexitschock zu führen. Er will auch die wirtschaftliche Lähmung seines Landes überwinden und die tief gespaltene Nation einen.
Macron selbst wirkte am Montag vor allem ermattet. Bei seinem ersten offiziellen Auftritt zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs schloss er neben dem scheidenden Staatschef François Hollande kurz die Augen und bekam sie nur mit Mühe wieder auf. Der jüngste Präsident aller Zeiten will am Sonntag das Amt von Hollande übernehmen, kurz danach muss die neue Regierung stehen. Nach seiner Amtsübernahme will der neue Staatschef als Erstes nach Berlin fliegen, um die Kanzlerin zu treffen.
Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) warnte gegenüber unserer Zeitung vor zu großen Zugeständnissen an Macron. „Wir freuen uns über seinen Wahlerfolg“, betonte er. „Aber es gibt keinen Grund, die deutsche Finanzpolitik zu ändern. Wir sind gegen Eurobonds, die Vergemeinschaftung von Schulden oder eine Transferunion. Seine Schulden muss jedes Land selbst bezahlen.“Die Vorsitzende der Csu-gruppe im Europaparla- ment, Angelika Niebler, schätzt Macrons Wirtschaftspolitik als liberal ein. „Aber klar ist auch, dass er mit Blick auf die Vergemeinschaftung des Haushaltes und mehr gemeinsame Schuldenübernahme im Euroraum Positionen eingenommen hat, die ich überhaupt nicht teile“, betonte sie gegenüber unserer Zeitung. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) drängt auf eine Lockerung der strengen Haushaltsvorgaben. Macron müsse mehr finanzieller Spielraum gewährt werden, um ein weiteres Erstarken der Rechtspopulistin Marine Le Pen zu verhindern.
Über den Tag danach in Paris berichtet unsere Korrespondentin in der Politik. Wie die Börse auf den Sieg von Macron reagiert, lesen Sie in der Wirtschaft.