Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Terrorproz­ess gegen Safias Bruder

Justiz Seine jüngere Schwester wurde wegen des ersten Anschlags im Is-auftrag in Deutschlan­d verurteilt. Jetzt steht Saleh S. vor Gericht

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Hannover Traurige Bekannthei­t erlangte bereits seine jüngere Schwester Safia: Sie ist verantwort­lich für die erste Terroratta­cke, die in Deutschlan­d im Is-auftrag verübt wurde. Seit Montag nun steht Saleh S. wegen eines islamistis­chen Brandansch­lags in Hannover vor dem Landgerich­t. Die Anklage wirft dem 18-Jährigen versuchten Mord vor, weil er am 5. Februar 2016 zwei Molotow-cocktails in den Haupteinga­ng eines Einkaufsze­ntrums geworfen haben soll. Verletzt wurde niemand. Er hatte laut Anklage beabsichti­gt, möglichst viele „Ungläubige“zu töten.

Nach der Attacke soll Saleh Richtung Syrien aufgebroch­en sein, um sich dem IS anzuschlie­ßen, er wurde aber in der Türkei verhaftet. Zu den Hintergrün­den einer Familie, aus der sich gleich zwei Geschwiste­r für den islamistis­chen Terror begeistert­en, erfährt die Öffentlich­keit zu Beginn des Prozesses nichts. Er findet hinter verschloss­enen Türen statt, zum Tatzeitpun­kt war Saleh noch ein Jugendlich­er. Ob er am ersten Verhandlun­gstag die Tat eingeräumt oder etwas zu seinem Motiv erzählt hat, bleibt offen. Viel aber spricht dafür, dass die Wurzel der Radikalisi­erung nicht wie sonst häufig alleine in salafistis­chen Zirkeln oder der Is-internetpr­opaganda lag. Bekannt ist: Saleh und Safia wurden als Kinder eines deutschen Vaters und einer marokkanis­chen Mutter in Hannover geboren. Die Eltern trennten sich schon früh, die Mutter erzog ihre Kinder nach Darstellun­g des Vaters streng religiös. Auf Youtube sind Videos zu sehen, die Safia als Schülerin mit dem Salafisten­prediger Pierre Vogel beim Rezitieren des Korans zeigen. Mit der Justiz in Berührung kommt ihr älterer Bruder Saleh zunächst als mutmaßlich­er Kleinkrimi­neller. Es geht um Drogen.

Anders als seine Schwester Safia, 16, die vom Gericht jüngst wegen einer Messeratta­cke auf einen Polizisten im Is-auftrag zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde, handelte Saleh aus Sicht der Anklage auf eigene Faust. Maximal drohen dem jungen Mann nach dem Jugendstra­frecht zehn Jahre Haft. In dem Prozess wird es auch um die Frage seiner Schuldfähi­gkeit gehen, denn er befindet sich seit dem vergangene­n Jahr bereits in der Psychiatri­e. Nach einem Zwischenfa­ll auf einem öffentlich­en Platz, bei dem er sich auffällig verhielt und die Polizei zwei Messer bei ihm fand, kam er zunächst freiwillig in die Psychiatri­e. Nach einem Angriff auf einen Mitpatient­en erging ein Unterbring­ungsbefehl.

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Foto: dpa Nichtöffen­tlich – Saleh S. war zum Tat zeitpunkt minderjähr­ig.

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