Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das löst Athens Probleme nicht
GVON MICHAEL KERLER riechenland ist der kleine Boom im Tourismus aus ganzem Herzen zu gönnen. Dies ist der Bereich, in dem das Land seine Vorteile ausspielen kann. Das Mittelmeer ist schön. Freuen wir uns mit den Menschen in Griechenland. Gelöst sind Athens Probleme mit der Rückkehr der Touristen aber nicht.
Auf Griechenland lasten noch immer die Versäumnisse der Vergangenheit. Die Schulden sind hoch. Immer wieder braucht das Land Unterstützung internationaler Geldgeber. Und immer wieder feilscht Athen dabei um Reformen. Zuletzt hat Ministerpräsident Alexis Tsipras den Eu-partnern nach langem Hin und Her eine Rentenreform ab dem 1. Januar 2019 versprochen. Die Steuerfreibeträge für die Bürger sollen abgesenkt werden, um die Staatseinnahmen zu erhöhen. Durchgesetzt sind die Projekte bisher nicht. Athen muss Kurs halten. Schließlich profitiert Griechenland im Tourismus derzeit auch von einem Sondereffekt: Die Reisenden meiden andere, unsichere Länder. Türkei ist vor allem bei Familien beliebt, weil es dort sehr viele Allinclusive-angebote gibt“, sagt Schäfer. Diese fänden sich in Griechenland nicht so häufig, dafür in Spanien oder auch in Bulgarien, erläutert er. „Es gab zwar einen Rückgang, aber insgesamt sind 2016 fast vier Millionen Deutsche in die Türkei gereist. Doch anders als bei den meisten anderen Reisezielen, haben die Urlauber dieses Land im vergangenen Jahr und auch bislang nur sehr kurzfristig gebucht.“Deshalb seien sie in den Statistiken der GFK noch nicht enthalten, so Schäfer. Dorthin locken vor allem die günstigen Preise. Denn weil die Nachfrage so stark gesunken sei, hätten die Anbieter reagiert. Sie hätten die Preise herabgesetzt, so Schäfer.
Und andersherum? Werden Reiseziele in Europa nun teurer, weil die Nachfrage so stark steigt? Schäfer kann das nicht komplett abstreiten. „Vor allem in Spanien haben die Hotels reagiert und die Preise angehoben“, sagt er. Griechenland war dagegen schon immer ein eher teures Reiseland und dort lasse sich auch keine eindeutige Preisentwicklung feststellen, so Schäfer. Manche Veranstalter halten die Preise stabil, andere heben sie an. Der-sprecher Schlupp sagt. „Der Preisanstieg liegt im Vergleich zum Vorjahr im unteren einstelligen Prozentbereich.“So kostet ihm zufolge eine Woche Urlaub in einem Vier-sterne-hotel auf Kreta mit Flug ab München derzeit etwas mehr als 1000 Euro pro Person. Man muss allerdings wissen, dass der Mehrwertsteuersatz auf Hotellerie in Griechenland im Zuge von den Gläubigern geforderten Sparmaßnahmen von 13 auf 24 Prozent gestiegen ist. Christina Heller mit Takis Tsafos
und Alexia Angelopoulou, dpa