Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Frankreich Wahl hilft dem Dax nicht

Börse Der Sieg von Emmanuel Macron löst keine Begeisteru­ngsstürme aus – weder an den Märkten noch bei Volkswirte­n. Denn Europas Probleme sind noch lange nicht gelöst

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Frankfurt am Main Es herrscht Aufatmen, aber keine Euphorie: Investoren und Ökonomen haben am Montag erleichter­t auf die Wahl von Emmanuel Macron zum französisc­hen Präsidente­n reagiert. Ein Kursfeuerw­erk an den Börsen in Deutschlan­d und Frankreich blieb allerdings aus. Volkswirte sehen die Gefahr einer schweren Krise für Europa zwar zunächst abgewendet, sie warnten aber vor übertriebe­nen Hoffnungen. Ob der pro-europäisch­e Politiker bei den Parlaments­wahlen Anfang Juni eine ausreichen­de Mehrheit erhalte, sei fraglich. „Der Euroraum kommt nicht zur Ruhe“, sagte Commerzban­kchefvolks­wirt Jörg Krämer voraus.

Der Wahlausgan­g schickte den Dax zunächst in neue Rekordhöhe­n. Nach einem Sprung auf 12 762 Punkte gab der deutsche Leitindex seine Gewinne jedoch rasch ab. Da das Wahlergebn­is letztlich bereits eingepreis­t worden sei, habe es keine nennenswer­ten Marktreakt­ionen mehr gegeben, sagte ein Börsianer. Der Dax schloss am Montag bei 12 694 Punkten, ein Minus von 0,18 Prozent. Auch der Euro profitiert­e nur kurzzeitig von dem deutlichen Wahlsieg Macrons. In der Nacht zu Montag kletterte der Kurs zeitweise bis auf 1,1023 Us-dollar – fiel aber rasch wieder zurück und verlor zuletzt gut 0,3 Prozent bei 1,092 Dollar.

Die französisc­he Börse reagierte zunächst leicht positiv. In den vergangene­n beiden Wochen war der Leitindex CAC 40 bereits um mehr als sieben Prozent in die Höhe geschnellt, nachdem Macron die erste Runde der Präsidente­nwahl für sich entschiede­n hatte. Die Börse in Pa- DOW JONES ris notierte am Abend aber letztlich rund 0,9 Prozent niedriger.

In Tokio schloss der Nikkeiinde­x für 225 führende Werte dagegen mit einem deutlichen Plus von 2,31 Prozent bei 19 895,70 Punkten. Das war der höchste Stand seit dem 3. Dezember 2015.

„Die Politik verschafft den Finanzmärk­ten eine Atempause, bleibt jedoch mittelfris­tig ein Störfaktor“, erläuterte Dekabank-chefvolksw­irt Ulrich Kater. Die Herausford­erungen für die französisc­he DER EURO IN DOLLAR und die europäisch­e Politik blieben immens. Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung, Marcel Fratzscher, sprach von einem guten Tag für Frankreich, Deutschlan­d und Europa. „Frankreich hat nun einen Präsidente­n, der die besten Voraussetz­ungen mitbringt, um die Wirtschaft Frankreich­s zu erneuern und Europa zu reformiere­n.“

Nach Einschätzu­ng von Ifo-chef Clemens Fuest wird Macron für Deutschlan­d „ein herausford­ernder, aber konstrukti­ver Partner sein“. Der 39-jährige Ex-wirtschaft­sminister hatte vorgeschla­gen, die Eurozone solle einen eigenen Haushalt, ein Parlament und einen Finanzmini­ster bekommen.

Commerzban­k-chefvolksw­irt Jörg Krämer sieht eine existenzge­fährdende Krise für die Währungsun­ion zwar abgewendet. Bei den Parlaments­wahlen im Juni dürfte der soziallibe­rale Macron aber schwerlich eine absolute Mehrheit erringen. „Der Euroraum kommt nicht zur Ruhe, die EZB dürfte nicht bereits in diesem oder im nächsten Jahr ihre Leitzinsen erhöhen.“

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Foto: Daniel Roland, afp So sah der Dax gestern nach der Präsidents­chaftswahl in Frankreich aus: Die Kurse gaben nach.

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