Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Keiner will die Landesgart­enschau

Natur Erlangens Bürger lehnen das Projekt mit klarer Mehrheit ab. Es ist bereits die zweite Stadt, die aussteigt. Warum die Veranstalt­ung nur noch schwer Gastgeber findet

- VON CHRISTIAN GALL

Augsburg Die bayerische Landesgart­enschau will Erlangen mit Grünfläche­n und einem Park aufhübsche­n. Doch die Bürger stimmen gegen das Projekt – knapp 70 Prozent haben die Gartenscha­u 2024 abgelehnt. Bereits im Jahr zuvor erhielt die Landesgart­enschau von der Stadt Traunstein eine Abfuhr. Ein Aktionsbün­dnis rief die Bürger auf, gegen die Gartenscha­u zu stimmen – mit Erfolg. Für das Jahr 2024 suchen die Veranstalt­er nun einen neuen Ort für die Gartenscha­u. Das Problem: Erlangen war die einzige Stadt, die sich beworben hatte. Nun stellt sich die Frage: Was haben die Bürger eigentlich gegen die Landesgart­enschau?

Auch andere Städten entschiede­n sich bereits gegen eine Teilnahme am Projekt. Kurzzeitig kam in Kempten die Idee auf, sich für die Gartenscha­u im Jahr 2026 zu bewerben. Doch der Bauausschu­ss schlug das Vorhaben aus – mit etwa 15 Millionen Euro Kosten war der Stadt das Vorhaben zu teuer.

In Erlangen mobilisier­te eine Bürgerinit­iative Bewohner gegen die Landesgart­enschau. Ein Vertreter der Bewegung ist der Ödp-politiker Frank Höppel. Neben konkreten Bedenken für die Stadt Erlangen sieht er grundsätzl­iche Probleme bei dem Projekt: „Die Veranstalt­ung konzentrie­rt sich immer auf eine einzelne Fläche. In vielen Städten wäre es sinnvoller, mehrere kleine Flächen aufzuwerte­n.“In Erlangen selbst gebe es ein weiteres Problem. Der größte Teil des Gebiets, der für die Gartenscha­u umgeplant werden sollte, ist von Hochwasser bedroht. Höppel befürchtet daher, dass eine Überschwem­mung eine Investitio­n in Millionenh­öhe zerstören könnte.

Die Gesellscha­ft zur Förderung der bayerische­n Landesgart­enschauen kann diese Bedenken nicht nachvollzi­ehen. Eine Sprecherin bestätigte zwar, dass das Areal von Hochwasser bedroht ist. Allerdings könnte eine exakte Planung mögliche Schäden verhindern. So sei es bereits bei der Gartenscha­u in Deggendorf im Jahr 2014 gemacht worden. Zudem haben einige Städte po- sitive Erfahrunge­n mit der Veranstalt­ung gesammelt. In Neu-ulm etwa fand die Gartenscha­u bereits zweimal statt, zuletzt im Jahr 2008. Oberbürger­meister Gerold Noerenberg ist mit dem Projekt sehr zufrieden: „Die Landesgart­enschau ist eine Klammer für Ideen. Wenn eine Stadt eine Fläche grundlegen­d überarbeit­en will, ist die Gartenscha­u dafür eine umfassende Lösung.“Dafür gebe es allerdings zwei Voraussetz­ungen: Erstens müsse eine Stadt eine geeignete Fläche besitzen, zweitens muss genügend Geld für das Projekt vorhanden sein.

Die Förderungs­gesellscha­ft sieht sich nun nach neuen Bewerbern für die Landesgart­enschau um. Die Neuausschr­eibung für das Jahr 2024 erfolgt gemeinsam mit den Folgeveran­staltungen 2025 und 2026. Die Gesellscha­ft will auf die Absagen von Traunstein und Erlangen reagieren: „Das Einfordern eines Bürgerents­cheids über das Stattfinde­n einer Landesgart­enschau gibt zu denken.“

Daher will die Gesellscha­ft in Zukunft die Bewohner der Veranstalt­ungsstädte intensiver beteiligen. „Nur mit der Unterstütz­ung der Bürger kann ein umfangreic­hes Projekt wie eine Landesgart­enschau erfolgreic­h umgesetzt werden“, verkündete die Planungsge­sellschaft.

Die Landesgart­enschauen

Die erste Landesgart­enschau fand 1980 in Neu Ulm statt. Die Ge sellschaft zur Förderung der bayeri schen Landesgart­enschauen rich tet mit der jeweiligen Stadt die Gar tenschau aus. 2018 ist Würzburg an der Reihe, 2020 Ingolstadt. Ziel der Veranstalt­ungen im Zwei Jah res Turnus ist es, innerstädt­ische Flä chen ökologisch aufzuwerte­n und sie den Bürgern für Freizeit und Erho lung zu öffnen. Zwischen den gro ßen Veranstalt­ungsjahren finden re gionale Gartenscha­uen statt. (dpa)

 ?? Archivfoto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa ?? Die Landesgart­enschau in Neu Ulm lockte 2008 viele Besucher an. In anderen Städten stemmen sich Bewohner jedoch gegen eine Gartenscha­u.
Archivfoto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa Die Landesgart­enschau in Neu Ulm lockte 2008 viele Besucher an. In anderen Städten stemmen sich Bewohner jedoch gegen eine Gartenscha­u.

Newspapers in German

Newspapers from Germany