Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Maskenmann lüftet Geheimnis
Kindermörder verrät seine Passwörter
Jahrelang hat der sogenannte Maskenmann die Passwörter zu seiner Computerfestplatte und anderen Datenträgern nicht verraten. Selbst It-experten konnten die gesicherten Daten nicht entschlüsseln. Nun hat der im Jahr 2012 in Stade verurteilte Kindermörder und Sexualstraftäter Martin N. die Codes verraten. Die Beamten der Sonderkommission erhoffen sich von den Daten neue Erkenntnisse. „Es ist wichtig, dass wir schauen, was sich auf den Datenträgern verbirgt, um mögliche weitere Straftaten aufzuklären oder auch auszuschließen“, sagt Polizeisprecher Helge Cassens.
Die Erwartung, dass auf den 2011 in der Hamburger Wohnung des Pädagogen beschlagnahmten Datenträgern brisantes Material befindet, hat sich in einer ersten Sichtung allerdings nicht bestätigt. „Bisher wurden keinerlei Bild-, Video- oder sonstige Dateien gefunden, die auf weitere Tötungsdelikte oder Missbrauchstaten durch den Verurteilten schließen lassen“, teilte die Polizei mit.
Der verurteilte Pädagoge hatte zwischen 1992 und 2001 drei Jungen in Norddeutschland entführt, missbraucht und getötet. Zahlreiche weitere Kinder hatte er missbraucht. Lange führte der Mann ein Doppelleben, ohne dass jemand Verdacht schöpfte. Tagsüber kümmerte er sich als Betreuer auf Ferienfreizeiten und in Heimen um seine Schützlinge. Nachts verwandelte er sich in den „Maskenmann“– so wurde er bekannt, weil er sein Gesicht bei den Verbrechen hinter einer dunklen Sturmhaube verbarg. Während des Prozesses vor dem Landgericht Stade hat Martin N. die meisten Taten gestanden. Im Februar 2012 wurde der damals 41-Jährige zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Fall hatte bundesweit für Furore gesorgt.
Warum aber hat der „Maskenmann“so lange geschwiegen? Die Hintergründe dafür sind unklar. Allerdings sei es der Polizei offenbar gelungen, eine Vertrauensbasis zu dem Kindermörder herzustellen. It-experten konnten die Passwörter nicht knacken, weil der Computer und die anderen Datenträger vermutlich mit einer Verschlüsselungssoftware und ausreichend komplexen Passwörtern gesichert waren. Die genaue Auswertung der nun zugänglichen Datenträger werde noch mehrere Monate in Anspruch nehmen.