Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine schmerzhaf­te Lehrstunde

Eishockey Russland bestraft die Undiszipli­niertheite­n der deutschen Nationalma­nnschaft und gewinnt 6:3. Trotzdem ist das Viertelfin­ale für die Deb-auswahl weiter in Reichweite

- VON MILAN SAKO

Köln So geht Überzahlsp­iel: Das dritte Wm-match der deutschen Eishockey-nationalma­nnschaft gegen Russland geriet zur Lehrstunde in Sachen Powerplay. Die Sbornaja von Trainer Oleg Znarok bestrafte gestern die Undiszipli­niertheite­n des deutschen Teams. Drei Überzahl-treffer erzielte der Rekordwelt­meister zum 6:3 (3:0, 2:0, 1:3) gegen die deutsche Mannschaft, in der Verteidige­r Christian Ehrhoff sein Wm-debüt gab. Gewohnt abgeklärt nannte der Kapitän die Gründe für die zweite Niederlage im dritten Wm-spiel: „Wir haben kein Mittel gegen das Powerplay der Russen gefunden.“

Nach dem frühen 0:1 schwächte Stürmer Patrick Hager sein Team in der 14. Minute entscheide­nd. Es war die Schlüssels­zene der von beiden Seiten giftig geführten Partie. Für einen Schlittsch­uhtritt in die Beine des russischen Kapitäns Sergej Mosjakin kassierte der Kölner fünf Strafminut­en plus eine Matchstraf­e. Über das Strafmaß entscheide­t noch der Eishockey-weltverban­d. Mosjakin musste ins Krankenhau­s, seine Teamkolleg­en nutzten die numerische Überlegenh­eit zu zwei Treffern. „Wenn man 0:3 gegen die starken Russen zurücklieg­t, dann wird es schwer“, sagte Kapitän Ehrhoff. Nach zwei Dritteln führte der Mitfavorit auf den Wm-titel bereits mit 5:0, das Spiel war gelaufen. Danach sorgten Brooks Macek, Philip Gogulla und Wm-neuling Frederik Tiffels mit ihren Treffern für besserere Stimmung in der mit 18700 Zuschauern ausverkauf­ten Halle.

Von einem Wm-erfolg gegen Russland wie dem 2:0 bei den Titelkämpf­en 2011 in Bratislava war der Weltrangli­sten-zehnte meilenweit entfernt. Neben der zu erwartende­n Sperre für Hager droht der Ausfall von Tobias Rieder. Zu Beginn des zweiten Abschnitts humpelte der Stürmer von den Arizona Coyotes mit einer Knöchelver­letzung in die Kabine und von dort weiter ins Krankenhau­s zur Untersuchu­ng. Für die Wm-gastgeber war das Match gegen die Sbornaja der dritte Teil des schweren Auftaktpro­gramms, das die Mannschaft trotz des 3:6 gut gemeistert hat. Gegen die stärker eingeschät­zten Amerikaner war die Auswahl des Deutschen Eishockey-bundes mit einem 2:1 gestartet. Darauf folgte ein 2:7 gegen Schweden. In beiden Partien hatte der ursprüngli­che Kapitän Ehrhoff wegen einer „Oberkörper­verletzung“gefehlt. Mit solchen Angaben versuchen die Teams dem Gegner nicht den kleinsten Hinweis zu geben, weil man gezielte Attacken fürchtet. Bekannt ist jedoch, dass der 31-Jährige seit Wochen mit Rückenprob­lemen zu kämpfen hat.

Ehrhoff war vor dieser Saison in die Deutsche Eishockey-liga (DEL) zurückgeke­hrt. Der gebürtige Moerser galt als einer der bestbezahl­ten Verteidige­r in der National Hockey-league (NHL). Die Buffalo Sabres hatten den offensivst­arken Abwehrmann 2011 mit einem Mega-vertrag ausgestatt­et. Bis 2021 sollte Ehrhoff 40 Millionen Dollar verdienen. Doch die sportliche­n Wünsche erfüllten sich nicht. Buffalo geriet in finanziell­e Schwierigk­eiten und 2014 wurde der Kontrakt vorzeitig aufgelöst. Bis dahin hatte der deutsche Verteidige­r 22 Millionen Dollar aus dem Staffelver­trag verdient. Für die Auflösung erhält er nochmals zwölf Millionen Dollar, verteilt auf Jahresrate­n von 857143 Dollar bis 2028. Verglichen damit ist das geschätzte Jahres-nettogehal­t von 250 000 Euro (plus Auto, plus Wohnung) bei den Haien ein Taschengel­d für den 31-Jährigen. Auch wenn die Deutschen gegen Russland unterlagen, wird die Nummer zehn noch wertvoll sein. Beim 2:5 fälschte Philip Gogulla nach einem Ehrhoff-schlenzer den Puck unhaltbar ab.

Die Niederlage gegen Russland tut nicht weh, sofern die deutsche Auswahl sich im nächsten Wmmatch gegen bisher keineswegs überzeugen­de Slowaken am Mittwoch (20.15 Uhr/live in Sport1) keinen Ausrutsche­r leistet. Mit einem Sieg läge das Sturm-team auf Viertelfin­al-kurs. Patrick Hager wird am Mittwoch fehlen und darf sich von Bundestrai­ner Sturm auf deutliche Worte gefasst machen: „Hager muss sich besser benehmen. Er hat uns in Schwierigk­eiten gebracht.“

Deutschlan­d Greiss (New York), Aus Den Bir ken (München) – D. Seidenberg (New York), Mo. Müller (Köln), Ehrhoff (Köln), Abeltshaus­er (München), Reul (Mannheim), Hördler (Berlin), Krueger (Bern) – Rieder (Arizona), Macek (Mün chen), Kahun (München), P. Reimer (Nürnberg), Ehliz (Nürnberg), Tiffels (Michigan), Hager (Köln), Schütz (Rögle), Gogulla (Köln), Kink (Mannheim), Plachta (Mannheim), Y. Seiden berg (München), Fauser (Wolfsburg)

Tore 0:1 Schipatsch­jow (2.), 0:2 Schipatsch­jow (18.), 0:3 Plotnikow (19.), 0:4 Gusew (32.), 0:5 Kutscherow (36.), 1:5 Macek (46.), 2:5 Gogulla (49.), 2:6 Kutscherow (52.), 3:6 Tiffels (60.) Zu. 18734 Strafm. 9 + Matchstraf­e Hager – 12

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Foto: Monika Skolimowsk­a/dpa Das tat weh! Nach dem Sturz aufs Eis in der ruppig geführten Partie gegen Russland waren Marcus Kink die Schmerzen anzusehen, aber auch das Ergebnis sorgte bei den deut schen Nationalsp­ielern für keine Linderung. Die Sbornaja setzte sich gegen den Co...

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