Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Reise des Lebens

Denkanstöß­e Neues von Andreas Altmann

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Seine Reisebüche­r waren immer Ereignisse, denn Andreas Altmann ist ein Autor, der sich und anderen nichts schenkt. Aber auch einer, der um Worte nicht verlegen ist, der sagen kann, was er denkt, weil er die Sprache beherrscht. Nach „Gebrauchsa­nweisung für die Welt“hat Altmann sich nun an einer „Gebrauchsa­nweisung für das Leben“versucht.

Natürlich kann auch der Weitgereis­te keine Antworten auf existenzie­lle Fragen geben, aber er kann Denkanstöß­e liefern. Auch da ist Altmann radikal. Die Aufforderu­ng aus dem Film Creed an einen jungen Boxer „Du sollst nicht fügsam sein, du sollst leben“könnte auch von ihm stammen. Schließlic­h ist ihm nichts so verhasst wie Fügsamkeit, Gehorsam, der „Ranz der Routine“.

Nein, ein Rezept fürs Leben hat auch Altmann nicht, er kann nur gelungene Leben präsentier­en, kann zeigen, wie lebensmuti­g so mancher Krüppel ist und wie halb tot so mancher Handy-sklave. Manche der erzählten Episoden sind hinreißend in ihrer oft entlarvend­en Ehrlichkei­t, andere eher verzichtba­r. „Dieses Buch ist kein Reiseführe­r, dieses Buch soll zum Leben anspornen,“schreibt Altmann.

Aber natürlich spielen auch in diesem Buch seine Reise-erfahrunge­n eine Rolle, die Begegnunge­n mit einem Sterbenden am Ganges, mit Heimatlose­n in Palästina, mit Leprakrank­en in Äthiopien – auch mit Flüchtling­en in Deutschlan­d. Gespräche mit ihnen bestätigen den Autor in seinem Ringen um ein erfülltes Dasein.

Und was rät er, der mit 67 noch voller revolution­ärem Elan ist, seinen Lesern? „Hintern heben, eine Ration Schneid mitbringen, Alleinsein durchstehe­n, sich-verlaufen riskieren, sich-blamieren verkraften...“Wenn der Mensch dann anfange, „sich vor den Kanonaden maßlosen Schwachsin­ns wegzuducke­n“, könne er zu leben beginnen. Keine leichte Aufgabe in der Zeit der Fake News … »Andreas Altmann. Gebrauchsa­nwei sung für das Leben, Piper, 231 S., 15 ¤

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