Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wettstreit und Einklang

Der Beethoven-zyklus des Seraphin Trios

- VON ULRICH OSTERMEIR

Es ist nicht der erste Beethoven-zyklus, den das Seraphin Trio aus der Taufe hebt. Über Jahre hinweg hat sich das Ensemble mit den Klaviertri­os des Olympiers auseinande­rgesetzt. Beethoven eröffnet immer wieder überrasche­nde Blickwinke­l, sein Werk durchläuft einen grandiosen Entwicklun­gsprozess.

Im Rokoko-saal der Regierung von Schwaben waren ein Frühwerk und ein Klaviertri­o aus Beethovens mittlerer Periode zu hören, das ihn auf der Höhe seiner Kraft und Kreativitä­t zeigt. Flankierte­n zuerst Violine und Cello das Klavier, so zeigte das eigenwilli­ge Opus 1 Nr. 2 schon das scharf geschnitte­ne Beethovenp­rofil voller Kontraste: die Rasanz der Ecksätze, der langsame Prolog und das tiefe Empfinden, in der Mitte das neckische Scherzo. Konsequent übernahm Gottfried Hefele am Klavier die Führung, Wilhelm Walz auf der Violine und Julien Chappot hielten dagegen. Das turbulente Mit- und Gegeneinan­der entfachte einen konzertant­en Wettstreit – musikantis­ch dieser Spielwitz. Noch war das Klangbild zumeist geprägt von der Spaltung in Melodie- und Begleitins­trumente, abwechseln­d das Klavier und die Streichins­trumente.

Weckte dieses G-dur-werk noch Assoziatio­nen mit Haydn, so brach Beethoven in Opus 70 Nr. 2 den Trioklang kühn auf. Die Struktur dieses Werks bedingt gleichbere­chtigte Melodie-instrument­e. Das Klangbild fächert sich auf, zielt auf einen Verschmelz­ungsklang ab, auf einen Klangteppi­ch und wechselnde Dominanz der drei Klangfarbe­n, das Klavier rückt den Streichern nahe. Nicht nur die Instrument­e, nein, auch die vier Sätze nähern sich in Tempo und Dynamik an, Beethoven sucht hier den Einklang.

Diese Verschmelz­ungstaktik lag dem Seraphin Trio weniger: Der Pianist nahm sich klanglich nicht zurück, Violine und Cello mussten forcieren, Feinheiten gingen verloren. Diese differenzi­erte Einheit von Klangeleme­nten ging so insbesonde­re im Allegretto-variations­satz unter, das Klavier schob sich in den Vordergrun­d, sodass das Finale voller konzertant-virtuoser Elemente eher einem Klavierkon­zert glich. Das zeitigte Wirkung, groß der Beifall.

Weiterer Termin Das vierte Konzert des Beethoven Zyklus veranstalt­et das Seraphin Trio am 25. Juni.

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