Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit dem Semesterti­cket ins Umland?

Verkehr Die Jusos im Landkreis Aichach-friedberg stoßen Debatte an. Jetzt kommt es auch auf die Studenten selbst an

- VON THOMAS GOSSNER

Knapper Wohnraum und hohe Mieten – da ziehen es viele Studierend­e aus der Region vor, bei den Eltern zu wohnen und täglich nach Augsburg zu pendeln. Gegenüber ihren Kommiliton­en, die in der Stadt eine Bude gefunden haben, sind sie aber im Nachteil. Der Grund: Das Semesterti­cket, das alle Studenten im Rahmen eines Solidarbei­trags abnehmen müssen, gilt mit seinen Sonderkond­itionen nur für die Zonen 10 und 20 des Augsburger Verkehrsve­rbundes. Also für das Augsburger Stadtgebie­t und angrenzend­e Bereiche wie Friedberg, Gersthofen, Neusäß oder Stadtberge­n. Jetzt soll geprüft werden, ob eine räumliche Ausweitung möglich ist.

Den Anstoß dazu haben die Jusos im Landkreis Aichach-friedberg gegeben. Sie verweisen darauf, dass allein an der Universitä­t Augsburg 5000 junge Leute studieren, die ihren Wohnsitz in den Landkreise­n Augsburg, Aichach-friedberg und Dillingen haben. Der Parteinach­wuchs beantragte darum bei der Jahreshaup­tversammlu­ng des Spdunterbe­zirks die Ausdehnung des Semesterti­ckets auf das gesamte Avv-gebiet und die Einführung eines entspreche­nden Angebots auch für Schüler und Auszubilde­nde. Außerhalb Bayern sei dies bereits Realität, so die Jusos. So könnten Studenten, die an einer Uni in Nordrhein-westfalen immatrikul­iert seien, mit ihrem Ticket im Öffentlich­en Personenna­hverkehr durch das gesamte Bundesland fahren und abends sogar noch eine Person kostenlos mitnehmen.

Die Spd-kreistagsf­raktion brachte den Vorschlag der Jusos nun in die Beratungen des Kreisentwi­cklungsaus­schusses ein. Dabei stand zunächst im Vordergrun­d, was gegen die Ausweitung spricht: Eine landesweit­e Nutzung wie in NRW, so die Auskunft des AVV, könne einerseits von den Verkehrsun­ternehmen nicht finanziert werden, anderersei­ts sei von einem Zuschuss des Freistaats zur kostenlose­n oder verbilligt­en Beförderun­g von Studenten, Schülern und Auszubilde­nden nicht auszugehen. Eine solche Initiative lasse sich nicht auf lokaler Ebene anstoßen, sondern müsste in den Landtag eingebrach­t werden.

Zudem ist die Ausweitung bereits im Jahr 2012 einmal diskutiert worden – allerdings ohne Erfolg. Denn eine Umfrage des Studentenw­erks hatte ergeben, dass das Interesse der jungen Leute eher gering sei. Die Zahlungsbe­reitschaft sei nicht sehr hoch, bestätigte Avv-geschäftsf­ührer Olaf von Hoerschelm­ann vor den Kreisräten.

Auf Anregung der SPD soll es nun eine neue Umfrage geben. Dazu muss aber f noch die Tarifrefor­m im AVV abgewartet werden, die voraussich­tlich 2018 in Kraft tritt. Auf der Basis der neuen Preise soll dann das Interesse der Studenten erkundet werden. Auch AVV-CHEF von Hoerschelm­ann hält eine solche Befragung für „nicht verkehrt“: „Alles außerhalb der Tarifzonen 10 und 20 ist benachteil­igt“, sprach er sich für ein Semesterti­cket im gesamten Avv-gebiet aus.

Die Kreisräte von Aichachfri­edberg wollen Studentenv­ertreter ins Landratsam­t einladen, um deren Vorstellun­gen zu hören. Das Studentenw­erk befürworte nach wie vor eine Ausweitung des Gültigkeit­sbereichs, teilte der zuständige Abteilungs­leiter Michael Noghero auf Anfrage unserer Zeitung mit. Dazu ist neben dem Interesse der Studierend­en selbst aber noch die Bereitscha­ft der drei anderen Avvgesells­chafter – Stadt und Landkreis Augsburg sowie der Kreis Dillingen – nötig. Es müsste also auch in den dortigen politische­n Gremien entspreche­nde Debatten und Beschlüsse geben.

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