Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Neuer Vorstoß für mehr Wohnungen
Infrastruktur Die Stadt möchte es einfacher machen, auf Siedler-grundstücken zu bauen. Damit die Umsetzung funktioniert, müssen sich Grundstückseigentümer auf eine gemeinsame Sache verständigen
Wie können in der wachsenden Großstadt Augsburg, die bald die Marke von 300 000 Einwohnern überspringen dürfte, zusätzliche Wohnungen geschaffen werden? Aus dem Rathaus kommt die Idee, beim Bau neuer Wohnungen auf Siedlerhäuschen samt deren Umfeld zu setzen. Ein Konzept wird bereits erarbeitet. Noch stehe man am Anfang, sagt der städtische Pressesprecher Richard Goerlich. Die Idee beruht darauf, dass mehrere Hauseigentümer gemeinsame Sache machen. Ein Name ist gefunden: Projekt Siedlerhäuschen.
Hintergrund: Es gibt zahlreiche Stadtteile mit Siedlerhaus-strukturen. Dazu gehören unter anderem der Bärenkeller, die Firnhaberau, die Hammerschmiede und Lechhausen. Siedlerhäuschen haben teils eine Grundstücksfläche von 800 bis 1000 Quadratmetern. Große Gärten gehören zum Grundstück. Im Rahmen der „Offensive Wohnraum“soll nun ein Nachverdichtungsprojekt aufgelegt werden. Wenn mehrere Siedlernachbarn einen Teil der unbebauten Grundstücke baulich nutzen wollen, erläutert Goerlich, könnte ein Karrée gemeinsam betrachtet werden und im Sinne einer Nachverdichtung architektonisch und städtebaulich planerisch untersucht werden. Dies könnte zum Beispiel auch im Rahmen einer Diplomarbeit oder eines Wettbewerbes in der Hochschule Augsburg zur Ideenfindung aufgearbeitet werden.
Um sich die Situation vor Augen zu führen, dient folgendes Beispiel (siehe auch Grafik): Die Siedlerhaus-struktur sieht so aus, dass an einer Straße mehrere Häuser stehen. Die Gärten gehen nach hinten. Auf der gegenüberliegenden Seite ist an einer zweiten Straße eine vergleichbare Anordnung zu finden. Wo jetzt die Gärten zusammenkommen, wäre womöglich Platz für ein weiteres Doppelhaus, das in beide Grundstücke reicht. Wobei zu berücksichtigen wäre, dass zusätzlich noch eine Zufahrt geschaffen werden müsste.
Die Stadt erkennt hier einige Vorteile für die Häuslebesitzer. Eine Wertsteigerung ihrer Grundstücke sei gegeben. Ein Generationenwoh- nen sei möglich, da Kinder und Enkelkinder die Möglichkeit hätten, auf bereits erworbenem Grund zu bauen und zu wohnen. Wer Geld auf der hohen Kante hat, könnte in Eigentum investieren. Wichtig ist laut Goerlich, dass kein Bauzwang gelte: „Auch wenn jetzt Baurecht festgestellt wird, kann zum Beispiel erst in zehn Jahren gebaut werden.“
Um die Projektidee voranzutreiben, ist die Stadt auf der Suche nach Eigentümern, die das Konzept gut finden und sich gerne beraten ließen n. Am besten geeignet wären gemeinsame Vorstöße benachbarter Eigentümer, die sich zusammen tun
Interessenten können sich im Rathaus melden
wollen. Interessenten können sich derzeit beim Direktorium 3 im Referat Oberbürgermeister melden, zuständig ist Stadtdirektor Hermann Weber, der frühere Finanzreferent.
Der Unterschied zur heutigen Situation liegt vor allem darin, dass die Stadt Vorschläge unterbreitet und begleitet, die zunächst einmal unkonventionell erscheinen mögen. Für die Planungs- und Ausführungssicherheit der Grundstückseigentümer könnte sich eine städtische Informationsstelle mit den Belangen von Eigentümern befassen. Aussagen, wie viele Wohnungen zusätzlich geschaffen werden, sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. „Schätzungen waren unseriös“, sagt Goerlich. Es gehe darum, die Eigentümer zu ermutigen und keine Erwartungshaltungen zu formulieren. Denkbar wäre, im ersten Schritt ein Modell zu realisieren, das im besten Fall Nachahmer findet.
Baureferent Gerd Merkle hat jedenfalls das Stadtplanungsamt schon einmal mit einer Planung beauftragt. Womöglich werden diese Überlegungen dann noch vor der politischen Sommerpause in einem städtischen Ausschuss den Stadträten vorgestellt.
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