Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Weiter Ärger um den Fugger Express
Verkehr Der Fahrgastverband Pro Bahn ist sauer, weil ihm Verbesserungen nicht weit genug gehen. Nun werden Unterschriften für eine Petition gesammelt. Das hatte vor fünf Jahren schon einmal Erfolg
Der Fahrgastverband „Pro Bahn“macht jetzt Druck auf den Freistaat: Nach mehreren Verspätungswellen beim Fugger-express im vergangenen halben Jahr gibt es ab dem morgigen Mittwoch eine Unterschriftenaktion an den Bahnhöfen in Augsburg und Umgebung. Ziel ist es, dass der Freistaat in der nächsten Ausschreibung des Augsburger Streckennetzes 2021 diverse Verbesserungen bei Sitzplatz-kapazität, Takthäufigkeit abends, Pünktlichkeit und Ausstattung der Triebwagen festschreibt. Pro Bahn will eine Petition im Landtag einbringen. Vor fünf Jahren hatte eine solche Aktion schon einmal Erfolg, als die Triebwagen größere Sitzabstände und Gepäckablagen bekamen, was Pendler lange Zeit vergeblich eingefordert hatten.
„Nur mit einem stabilen Fahr- plan, ausreichender Kapazität und attraktiver Ausstattung werden wir es schaffen, den Anteil der Umsteiger vom Auto auf die Bahn deutlich zu erhöhen“, so Jörg Lange von Pro Bahn. In der Tat ist die A8 nach München im morgendlichen Berufsverkehr regelmäßig überlastet, obwohl sie dreispurig ausgebaut wurde. Auch auf den Bundesstraßen aus dem Umland nach Augsburg steht man morgens häufig im Stau. Bereits im vergangenen Sommer hatten der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl sowie die Landräte Martin Sailer (Augsburg), Klaus Metzger (Aichach-friedberg) und Leo Schrell (Dillingen) in einem Brief an Verkehrsminister Joachim Herrmann Verbesserungen bei den Zügen gefordert.
Pro Bahn bewertet die bisherigen Rückmeldungen des Ministeriums und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Eisenbahnnahverkehr in Bayern koordiniert und bezuschusst, als „enttäuschend“. Es zeichne sich momentan nicht ab, dass diverse geforderte Verbesserungen speziell beim Fugger-express der Deutschen Bahn umgesetzt würden.
In den vergangenen Jahren lagen die Fahrgastzahlen im Fugger-express-netz bei etwa 13,5 Millionen. Seit 2008 fahren die Triebwagen als Teil des S-bahn-ähnlichen Verkehrs in der Region von Dinkelscherben und Donauwörth nach Augsburg, wo sie vereinigt werden und nach München weiterrollen. Untertags fährt mindestens alle halbe Stunde ein Nahverkehrszug nach München. Pro-bahn-mann Lange kritisiert, dass die Züge im Berufsverkehr aber trotz diverser Nachbesserungen zu voll sind. Hinzu komme das Thema Pünktlichkeit.
In der Tat kam 2016 knapp jeder zehnte Fugger-express zu spät – als Verspätung zählen Verzögerungen über fünf Minuten) Die DB setzt seit April in München mehr Lokführer ein, um Zugwenden zu beschleunigen und etwaige Verspätungen wieder hereinzuholen.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hält die Kritik für überzogen. Das Angebot rund um Augsburg liege über dem Niveau vergleichbarer Städte. Die Kapazitäten auf der Strecke Augsburg – München seien in den vergangenen Jahren stetig erhöht worden, zuletzt im Dezember 2016 mit Einsatz eines Doppelstockzugs. Zum kommenden Jahreswechsel sind weitere Verbesserungen am Nachmittag geplant. „Diese Verbesserungen werden mit der Wiederausschreibung verstetigt werden. Hier gilt ohnehin, dass jedem Fahrgast einen Sitzplatz zur Verfügung stehen muss“, so Begsprecherin Agnieszka Urban.
Bei der Pünktlichkeit seien die zusätzlichen Lokführer nur ein Schritt. Ein weiteres Thema seien Fahrplanänderungen bei einer verspätungsanfälligen Ic-linie, die bisher regelmäßig für Folgeverspätungen des Fugger-express sorgt.
Außerdem denke man zusammen mit DB Netz darüber nach, in Mering eine Weiche als Übergang von den Nah- zu den Fernverkehrsgleisen einzubauen. Bei Störungen sorgt diese Weiche für mehr Flexibilität. Bei einem Zugausfall in Hochzoll im vergangenen Oktober hatten Fahrgäste wie berichtet erleben müssen, dass auf die Ice-gleise umgeleiteten Nahverkehrszüge an den Bahnhöfen vorbeibrausten, weil die Fernverkehrsgleise dort keine Haltemöglichkeiten haben. Die Weiche in Mering war nach dem viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke 2011 aus Kostengründen ausgebaut worden. »Kommentar