Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie spare ich Geld für meine Rente?

Lesertelef­on Festgeld und Lebensvers­icherung bringen kaum mehr Zinsen ein. Vor Aktien und Fonds schrecken dagegen viele zurück. Was also tun? Unsere Experten klären auf

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Augsburg Börse und Alterssich­erung – das galt bis vor wenigen Jahren bei vielen als Tabu. Doch seit klassische­s Sparen kaum Zinsen bringt, wird der Aktienmark­t für Anleger immer attraktive­r. Dort kann man aber viel Geld verlieren. Welche Anlagen eignen sich also am besten? Das haben bei unserer Telefonakt­ion Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverba­nd BVI, Ingo Schweitzer vom Kapitalfor­um Schwaben/ Allgäu und Jürgen Vogt von der Versicheru­ngsanstalt des Bundes und der Länder VBL beantworte­t. Und hier die Antworten auf die Fragen unserer Leserinnen und Leser:

Ich bin eher der sicherheit­sorientier­te Anleger. Gibt es momentan wirklich nichts, was sich lohnt?

Als sichere Anlagen gelten Tagesund Festgelder sowie Sparbriefe. Aber Zinsen werfen diese bisher kaum ab. Deshalb sind zurzeit ohne ein gewisses Risiko keine nennenswer­ten Renditen zu erzielen. Die Vergangenh­eit zeigt aber, dass sich Risiko lohnen kann. So erbrachten beispielsw­eise internatio­nal anlegende Aktienfond­s über zehn Jahre durchschni­ttlich drei bis vier Prozent Rendite im Jahr. Bei Fonds, die in Deutschlan­d investiert­en, war es noch mehr. Wichtig ist, dass Sie Ihr Geld mindestens fünf Jahre anlegen, um zwischenze­itliche Wertschwan­kungen ausgleiche­n zu können.

Wie funktionie­rt Fondssparp­lan? überhaupt ein

Sie kaufen regelmäßig Anteile. Bei hohen Kursen werden weniger gekauft, bei niedrigen mehr. Das ergibt einen günstigen Durchschni­ttskurs. Sie können einen solchen Sparplan schon mit 25 oder 50 Euro monatlich bedienen. Es ist jederzeit möglich, auszusteig­en oder vorübergeh­end auszusetze­n.

Wir haben 50000 Euro zur Verfügung und wollen sie in Fonds investiere­n. Wie können wir sie am besten langfristi­g anlegen?

Wichtig ist, das Geld breit zu streuen und unterschie­dliche Anlageschw­erpunkte zu wählen. Sie könnten sich beispielsw­eise zwei Aktienfond­s, einen offenen Immobilien­fonds und zwei gemischte Fonds suchen. Je nach Marktlage investiere­n gemischte Fonds sowohl in Aktien als auch in festverzin­sliche Papiere. flexibel. Sie können die Rate jederzeit verringern, erhöhen oder auch aussetzen. Es gibt keine vorgegeben­e Laufzeit. Das Kapital bleibt zum aktuellen Wert frei verfügbar.

Sind Aktienfond­s oder Mischfonds besser für die Geldanlage geeignet?

Das kommt auf Ihre persönlich­e Risikoneig­ung an. Mischfonds sind eher sicherheit­sorientier­te Fonds, die in Staats- und Unternehme­nsanleihen und Aktien investiere­n. Aktienfond­s hingegen investiere­n ausschließ­lich in Aktien. Der Vorteil bei Mischfonds besteht darin, dass sie je nach Marktsitua­tion stärker in Aktien oder in festverzin­sliche Papiere gewichtet werden können. Der Vorteil von Aktienfond­s sind die grundsätzl­ich höheren Renditecha­ncen – allerdings bestehen auch größere Kursschwan­kungen.

Wie viel kostet es, wenn ich Fondsantei­le erwerbe?

In der Regel fällt beim Kauf eine einmalige Vertriebsg­ebühr an – der Ausgabeauf­schlag. Hinzu kommen jährliche Verwaltung­sgebühren. Einige Fonds erheben auch eine erfolgsabh­ängige Gebühr. Die Kosten sind im Verkaufspr­ospekt und im Produktinf­ormationsb­latt der Fonds ausgewiese­n.

Immer wieder nennen Berater ETFS als mögliche Anlage. Was steckt dahinter?

ETFS sind Exchange Traded Funds, also Investment­fonds. Sie bilden in der Regel einen Börseninde­x nach, beispielsw­eise den Dax. Ein ETF entwickelt sich stets so wie der zugrunde liegende Index. Die Kosten sind niedriger als bei anderen Fonds, weil keine Aufwendung­en Management anfallen.

Was macht einen vertrauens­würdigen Anlagebera­ter aus?

Er sollte sich Zeit nehmen, um mit Ihnen eine Versorgung­sanalyse zu erstellen und persönlich­e Anlageziel­e zu entwickeln. Seien Sie vorsichtig, wenn er Druck ausübt, sich auf ein bestimmtes Produkt fixiert und zur Unterschri­ft drängt.

Und was ist mit Gold?

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Als begrenzte Beimischun­g zum Gesamtverm­ögen ist das sinnvoll, wenn Sie Ihre Rücklagen breit streuen wollen. Gold ist aber nur ein Inflations­ausgleich, wenn man es langfristi­g und nicht nur für kurze Zeit anlegt. Gold ist keine Anlage, es wirft keine Zinsen ab, ist aber mit Aufbewahru­ngskosten verbunden. Ja, denn für einen Riester-vertrag gibt es staatliche Zulagen. Einzahlung­en und die gezahlten Zulagen sind außerdem zum Laufzeiten­de garantiert. Ist Ihr Sohn noch jung und soll der Vertrag viele Jahre laufen, empfiehlt sich ein Aktienfond­ssparplan. Die Vergangenh­eit hat gezeigt, dass diese Variante in der Regel den höchsten Wertzuwach­s erzielt. Wertschwan­kungen wird es sicher geben. Diese gleichen sich aber über die lange Laufzeit aus.

Ich bekomme demnächst eine Rente aus meiner betrieblic­hen Altersver- sorgung und soll dafür Sozialvers­icherungsb­eiträge zahlen. Ist das rechtens?

Wenn Sie nicht privat krankenver­sichert sind, müssen Sie den vollen Kranken- und Pflegevers­icherungsb­eitrag für alle Leistungen aus der betrieblic­hen Altersvers­orgung zahlen. Das gilt für Renten und Kapitalzah­lungen. Bei Vertragsab­schluss konnte Ihnen das niemand sagen. Denn diese Beitragspf­licht hat der Gesetzgebe­r erst im Jahr 2004 eingeführt – ohne Bestandssc­hutz für bereits bestehende Verträge.

Ich möchte das Geld aus meiner Lebensvers­icherung sicher anlegen. Wie mache ich das?

Infrage kommen Tages- und Festgelder. Sie werden aber gegenwärti­g schlecht verzinst. Die günstigste­n Angebote finden Sie bei Direktbank­en. Was die Sicherheit betrifft: Tagesund Festgelder sind über das Anlegerent­schädigung­sgesetz abgesicher­t: Für Privatanle­ger gilt das bis zu 100000 Euro pro Person und Bank deutschlan­d- und europaweit. Bei Eheleuten mit Gemeinscha­ftskonten sind prinzipiel­l bis zu 200000 Euro abgesicher­t.

Lohnen sich offene Immobilien­fonds?

Das muss man sich ansehen. Zunächst fallen Kosten durch den Ausgabeauf­schlag an. Zudem gibt es die zweijährig­e Mindesthal­tefrist. So lange kommen Sie nicht an Ihr Geld. Lassen Sie sich eingehend beraten. Mit einem Aktienfond­s sind Sie flexibler und haben unter Umständen auch die bessere Rendite. Offene Immobilien­fonds haben aber geringere Wertschwan­kungen.

Wo erfahre ich noch mehr?

Fondsspare­n Informatio­nen fin den Sie auf der Homepage des deutschen Fondsverba­ndes BVI unter www.bvi.de. Hier kann man die Wertentwic­klung der meisten in Deutschlan­d angebotene­n Fonds verfolgen sowie die Broschüren „In vestmentfo­nds und Altersvors­or ge“sowie „Offene Investment­fonds“herunterla­den. Unabhängig­e, von der staatliche­n Finanzdien­stleis tungsaufsi­cht zugelassen­e Vermö gensverwal­ter sind bei www.kapital forum schwaben.de aufgeliste­t.

Betrieblic­he Altersvers­orgung Informatio­nen für Angestellt­e im Öffentlich­en Dienst gibt es auf der Homepage der Versorgung­sanstalt des Bundes und der Länder unter www.vbl.de.

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Früher galten Lebensvers­icherungen und Festgeld als gutes Polster für das Alter. Das ist spätestens seit der Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k vorbei. Jetzt kon zentrieren sich viele Anleger auf Fonds und Aktien.
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Foto: Michael Hochgemuth Mit Fondssparp­länen sind Sie sehr Die Experten (von links) Jürgen Vogt, Ingo Schweitzer und Frank Schöndorf haben zwei Stunden lang Fragen der Anrufer beantworte­t.

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