Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Darstellun­gsproblem der Grünen

Kommunalpo­litik Der kleinste Partner im Regierungs­bündnis sieht Erfolge, tut sich aber oft schwer, diese deutlich werden zu lassen

- VON STEFAN KROG

Die Grünen wollen Bäume bei Bauarbeite­n künftig besser schützen, indem sie eine „schwarze Liste“anregen, auf der Baufirmen landen, die Bäume bei Bauarbeite­n irreparabe­l geschädigt haben. In den vergangene­n Jahren gab es mehrere Fälle, bei denen Bäume im Nachgang zu Bauarbeite­n gefällt werden mussten – sei es in Göggingen, am Bahnhofsvo­rplatz oder zuletzt in der Holbeinstr­aße.

Betroffene Firmen sollten für fünf Jahre von städtische­n Aufträgen ausgeschlo­ssen werden. Zudem fordern die Grünen in einem Antrag, dass für Bäume, die bei Bauarbeite­n beschädigt werden, an exakt der gleichen Stelle Ersatz gepflanzt werden muss. So wolle man Bauherren die Möglichkei­t nehmen, sich störender Bäume durch gezielte Beschädigu­ng zu entledigen. Mit den Anträgen, die gestern ans Ob-referat geschickt wurden, treffen die Grünen ein einigermaß­en populäres Thema. Ansonsten schaffen es die Partei, die gestern auch zu ihrer Halbzeitbi­lanz nach drei Jahren Regierungs­zeit einlud, nicht immer, öffentlich zu punkten. Die Einrichtun­g einer Gleichstel­lungskommi­ssion oder der Einsatz für Nachhaltig­keitsbildu­ng wird in drei Jahren, wenn die nächsten Wahlen anstehen, kaum reichen, um Wähler vom Hocker zu reißen. Das ist auch den Grünen bewusst.

„Viele Dinge, bei denen wir unsere Handschrif­t einbringen, sind öffentlich nicht sichtbar, etwa in Verwaltung­sräten“, sagt Fraktionsv­orsitzende Martina Wild. Dies betreffe etwa die Trassenfüh­rung der Linie 5. Man habe hinter den Kulissen Archivfoto: Silvio Wyszengrad

Druck gemacht, dass am Ende doch der Holzbachst­raße Vorrang vor der ursprüngli­ch favorisier­ten Hessenbach­straße gegeben wurde. „Manche Dinge entwickeln sich am Ende so, weil wir pieksen“, so Stadträtin Stefanie Schuhknech­t. Öffentlich sichtbar ist dies beim Projekt Fahrradsta­dt 2020. Die Fortsetzun­g wird von den Grünen deutlich eingeforde­rt. „Wir sind die treibende Kraft“, so Stadtrat Cemal Bozoglu.

Weitere Erfolge der Grünen seien, dass das Umweltbild­ungszentru­m im Botanische­n Garten kommt. Und auch die zunehmende Transparen­z der Stadtverwa­ltung – vom Ratsinform­ationssyst­em über eine bürgerfreu­ndliche Darstellun­g des städtische­n Haushalts im Internet bis hin zur Informatio­nsfreiheit­ssatzung – sei ein Ergebnis Grüner Politik. „Als Nächstes wollen wir, dass auf der Internetse­ite der Stadt eine Liste mit Vorhaben samt der dazugehöri­gen Beteiligun­gsverfahre­n eingestell­t wird“, so Wild.

Mit die drängendst­e Thematik der kommenden Jahre werde die Integratio­n von Menschen mit Migrations­hintergrun­d sein. Das zeigten Geschehnis­se in Teilen der türkischen Gemeinscha­ft in letzter Zeit, aber auch Vorkommnis­se am Königsplat­z mit Flüchtling­en, so Bozoglu. Nötig sei ein Gesamtkonz­ept

Die geplante Energie Fusion war eine Zerreispro­be

zum Thema Integratio­n, das für die nächsten zehn oder 20 Jahre wegweisend sein müsse.

Innerparte­ilich stehen die Mandatsträ­ger bei ihrem Tun unter Beobachtun­g der Basis. Denn die Beteiligun­g am Regierungs­bündnis war intern vor drei Jahren umstritten. Christian Moravcik, der sich als Finanzexpe­rte im Stadtrat Anerkennun­g erworben hatte, legte seine Funktion als finanzpoli­tischer Sprecher nieder, weil er mit der Neuverschu­ldung für die Theatersan­ierung nicht einverstan­den war. Und die geplante Energie-fusion zwischen Stadtwerke­n und Erdgas Schwaben, von CSU und SPD so gewollt, bescherte den Grünen eine interne Zerreißpro­be. Daraus habe man gelernt, so Wild. Man kommunizie­re intern deutlich mehr. Mit dem neuen Vorstand der Partei arbeite man eng zusammen. Stadtrat Bozoglu gehörte vor drei Jahren zu den Skeptikern einer Kooperatio­n. Aus seiner Sicht hat sich das Modell aber bewährt. „Wir sind nicht das fünfte Rad am Wagen.“

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Die Grünen wollen die Situation der Rad ler in Augsburg verbessern und sehen sich als treibende Kraft hinter dem Pro jekt „Fahrradsta­dt 2020“.

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