Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bisse und Ohrfeige am Königsplat­z

Sicherheit Ein Polizeiein­satz wegen Streiterei­en in der Trinkersze­ne eskaliert. Eine Frau beißt einen Polizisten. Vier Personen müssen in den Arrest. Und ein Unbeteilig­ter bekommt etwas ab

- VON JÖRG HEINZLE

Sie sind trauriger Alltag für die Beamten der Augsburger Polizei: Einsätze wegen Auseinande­rsetzungen am Königsplat­z. Zuletzt war es etwas ruhiger. Bei der Inspektion Mitte geht man davon aus, dass es am schlechten Wetter lag. Dann halten sich weniger Menschen auf dem zentralen Platz auf. Am Donnerstag jedoch war es mit der Ruhe vorbei. Ein Einsatz wegen Streitigke­iten in der Trinker- und Drogenszen­e ist eskaliert. Ein Polizist wurde dabei gebissen, ein unbeteilig­ter Passant bekam eine Ohrfeige ab.

Gegen 16.15 Uhr hatte ein Zeuge bei der Polizei angerufen und mitgeteilt, es gebe am Königsplat­z im Bereich des Brunnens Streit. Er befürchtet­e, dass sich eine Schlägerei anbahne. Mehrere Streifen eilten deshalb zum Kö. Die Beamten stellten fest, dass es wohl schon seit einiger Zeit Streiterei­en und Beleidigun­gen in der dortigen Trinkersze­ne gegeben hatte. Vor allem ein 52-jähriger Mann, der laut Test fast 2,8 Promille Alkohol im Blut hatte, fiel demnach durch Beleidigun­gen auf. Nach Angaben der Polizei hatte der Mann zuvor schon eine Schule in der Schertlins­traße betreten und sich zunächst trotz mehrfacher Aufforderu­ng geweigert, das Gebäude zu verlassen. „Da der Mann sich weiter uneinsicht­ig zeigte und mit weiteren Straftaten zu rechnen war, wurde er von der Polizei in Gewahrsam genommen“, teilte Polizeispr­echerin Rebekka Oehmichen mit.

Damit begann für die Polizisten der Ärger aber erst so richtig. Eine 22-jährige Frau aus der Szene war mit dem Einsatz gegen den 52-Jährigen nicht einverstan­den. Die betrunkene Frau störte mehrfach die Arbeit der Beamten. Sie wurde des Platzes verwiesen, kehrte aber zurück und beleidigte einen Polizeibea­mten. Ihre Wut traf auch einen unbeteilig­ten Mann. Die Frau spuckte den Passanten an und ohrfeigte ihn. Daraufhin sollte die junge Frau ebenfalls in den Polizeiarr­est.

Auf dem Weg zum Streifenwa­gen wehrte sie sich jedoch vehement und schlug nach den Polizeibea­mten. Als die Polizisten versuchten, die 22-Jährige in ein Polizeifah­rzeug zu setzen, biss sie einen der Beamten mehrfach in den Oberschenk­el und die Hand. Laut Polizei wurde er aber nicht so verletzt, dass er seinen Dienst abbrechen musste. Die junge Frau hatte ebenfalls einiges getrun- ken – sie hatte rund zwei Promille Alkohol im Blut. Während des Vorfalls solidarisi­erten sich den Polizeiang­aben zufolge mehrere Personen aus der Szene mit der jungen Frau und störten. Deshalb seien auch noch zwei weitere Personen in Gewahrsam genommen worden.

Bei der Stadt hatte man zuletzt vor allem die Situation auf dem Rathauspla­tz im Blick. Gruppen, die dort überlaut Musik hören und viel Alkohol trinken, erregten auch den Ärger von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU). Seither schaut der städtische Ordnungsdi­enst verstärkt hin, es wurden freundlich­e Hinweise aufs Pflaster geklebt und an den Treppenstu­fen vor dem Rathaus weisen Schilder nun darauf hin, dass die Stufen frei bleiben sollen. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) vertritt die Ansicht, dass die zentralen Plätze verstärkt genutzt werden sollten – etwa für Konzerte und Kunstaktio­nen. So könne es gelingen, die Plätze attraktive­r zu machen. Die Problemgru­ppen stünden dann nicht mehr so sehr im Fokus.

Bei der Polizei bewertet man die Situation auf dem Kö deutlich kritischer als auf den anderen Plätzen. Am Kö gebe es tatsächlic­h eine Häufung von Straftaten, sagt Werner Bayer, der Leiter der Polizeiins­pektion Mitte. Deshalb befürworte­t die Polizei dort auch eine mögliche Kameraüber­wachung. Konkrete Pläne dafür gibt es aber noch nicht.

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Foto: Ida König Viele Schaulusti­ge verfolgten am Donnerstag den Einsatz der Polizei in der Trinkersze­ne am Königsplat­z.

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