Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Schüler „benoten“ihre Lehrer via App
Schule Das Königsbrunner Gymnasium arbeitet mit einem Computerprogramm, bei dem die Jugendlichen Rückmeldung geben können, wie der Unterricht bei ihnen ankommt. Vor einer „Sechs“müssen sich die Pädagogen aber nicht fürchten
Königsbrunn Zeugnisse gehören zum Schulalltag wie die große Pause und der Gong. Auch am Königsbrunner Gymnasium gibt es das Bewertungssystem für die Schüler von 1 bis 6. Doch jetzt können die Schüler auch ihre Lehrer bewerten – mit Noten hat das Ganze allerdings nichts zu tun. Die Schule arbeitet mit einem Computerprogramm, das es den Jugendlichen ermöglicht, den Lehrern Rückmeldung zu geben, wie gut die Unterrichtsstunden ankommen. Damit ist das Gymnasium eins der ersten in Bayern, das solch einen Versuch wagt.
Mehr als 30 von 100 Lehrern machen bei dem Projekt mit. Sie stellen den Jugendlichen Fragebögen zum Unterricht zur Verfügung, die diese online ausfüllen können. Wie gut kommt der Lernstoff bei den Schülern an? Fühlt sich jeder nachvollziehbar beurteilt? Dies und viele weitere Punkte können die Lehrer abfragen. „Wir möchten blinde Flecken bei unserer Arbeit entdecken und eine Rückmeldung, ob die Ziele, die man sich bei der Vorbereitung des Unterrichts steckt, auch erreicht werden. Die Vermittlung des Stoffs ist unser Kerngeschäft, daher wollen wir hier das Optimale herausholen“, sagt stellvertretender Direktor Volker Täufer.
Dazu hat man in Königsbrunn das computergestützte Werkzeug von
Die Lehrer sehen nicht, wer welche Bewertung abgibt
der Firma Feedbackschule ausgesucht und investiert 400 Euro pro Jahr dafür. Die Lehrer stellen sich aus einer Auswahl von Fragen online einen Fragebogen zusammen. Zur Beantwortung können sich die Schüler eine App aufs Smartphone laden oder sie erhalten einen Code, dem sie über den Computer Zugriff auf die Umfrage bekommen. Dort werden ihnen Aussagen vorgehalten, denen sie zustimmen oder die sie ablehnen können: Die Aussage „Ich fühle mich nachvollziehbar benotet“kann man beispielsweise auf einer Skala von „Stimme zu“bis „Stimme nicht zu“bewerten.
Die Lehrer sehen nicht, wer welche Beurteilung abgegeben hat. Auf ihrer Seite zeigt nur ein kleiner Tachometer die Tendenz der Schüler an und wie viele Kinder aus der Klasse bereits abgestimmt haben. Liegt der Pfeil im grünen Bereich, ist alles in Butter, falls nicht, besteht Bedarf zum Nacharbeiten. Wichtig war der Schulleitung der wissenschaftliche Hintergrund des Programms: Der Fragenkatalog wurde mit Studien optimiert, um möglichst aussagekräftige Resultate für die weitere Arbeit zu erbringen. „Die Lehrer sind alle geschult, damit sie die Antworten einschätzen und ihre Schlüsse daraus sagt Täufer.
Das Feedback-programm ist am Königsbrunner Gymnasium Teil des Schulentwicklungsprogramms. Die Optimierung der Lehrmethodik und die Weiterentwicklung des Unterrichts sind dabei Schwerpunkte. Bislang lief dieser Teil der Arbeit unter den Lehrern ab: So besuchten Pädagogen gegenseitig den Untermit ziehen können“, richt und gaben Rückmeldungen über Verbesserungspotenziale. Mit dem neuen Programm möchte man die Lernerfolge sichern und Probleme schneller erkennen, sagt Volker Täufer: „Wir wollen weg von Lehrerzimmergesprächen über unkonzentrierte Schüler. Mithilfe der Rückmeldung kann sich etwas verändern und wir können bei den tatsächlichen Problemen ansetzen, statt nur bei den Symptomen.“
Daher freut man sich bei der Schulleitung, dass ein Drittel der Lehrerschaft bei dem freiwilligen Projekt mitmacht. „Bei dieser Anzahl ist es wahrscheinlich, dass das Projekt Kreise zieht und sich weitere Kollegen bereit erklären, mitzumachen“, so Täufer. Er selbst nutzt das Programm ebenfalls schon. Die Daten dienen nicht nur dem Lehrer selbst als Rückmeldung, sondern können auch genutzt werden, um Bedarf für Fortbildungen einschätzen zu können. »Kommentar