Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Schnelle Hilfe neben der Klinik
Pilotprojekt Vor einem Jahr wurden im Augsburger Süden und Westen die Bereitschaftsdienste der Hausärzte durch zwei Kvb-praxen ersetzt. So sieht die Bilanz für Ärzte, Patienten und Kliniken aus
Augsburg/bobingen Sonntagnachmittag. Es zwickt im Bauch. Sonntagnachmittag. Die Hausarztpraxis hat zu. Was tun? In die Notaufnahme? Nein, so schlimm ist es nicht. Also auf in eine Bereitschaftspraxis. Davon gibt es im Raum Augsburg drei: Die älteste ist am Vincentinum angesiedelt, zwei neue gibt es beim Klinikum und an der Wertachklinik Bobingen. Und dieses Pilotprojekt ist „ein voller Erfolg“– so schätzen es jedenfalls die Verantwortlichen von Klinikum, Wertachklinik und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, kurz KVB, ein.
Vor Jahresfrist hat die KVB die rollierenden Bereitschaftsdienste in den Praxen der niedergelassenen Hausärzte im Süden Augsburgs und im Südwesten des Landkreises abgeschafft. Diese seien für die immer weniger werdenden Mediziner auf dem Land eine große Belastung gewesen und für die Patienten nicht gerade praktikabel, mussten sie im Ernstfall doch erst mal herausfinden, wo der nächste diensthabende Arzt überhaupt zu finden ist.
Heute zeigt sich die KVB mit dem ersten Jahr des Pilotprojekts rundherum zufrieden, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Die Bereitschaftspraxen hätten sich als zentrale Anlaufstellen für Patienten ohne lebensbedrohliche Erkrankungen außerhalb der Sprechstundenzeiten etabliert. Zusätzlich gibt es einen von der KVB organisierten Fahrdienst, der die medizinisch notwendigen Hausbesuche in der Region durchführt. Und bei denen der Arzt nicht selber Auto fahren muss.
Das Projekt soll Verbesserungen für Patienten, Ärzte und Kliniken bringen. Die Ergebnisse der ersten Bilanz seien für alle drei Ziele „durchweg positiv“. Von der Bevölkerung werden die Praxen gut angenommen: Rund 14000 Patienten wurden von April bis Dezember 2016 behandelt. Damit seien die Kapazitäten nicht ausgelastet: Es könnten noch mehr Patienten zu den jeweiligen Öffnungszeiten ärztlich versorgt werden. Hausbesuche gab es in dieser Zeit rund 4400. Für die niedergelassenen Ärzte seien „spürbare Erleichterungen“zu verzeichnen: Die Belastung durch Bereitschaftsdienst sank laut KVB von durchschnittlich 167 auf noch 68 Stunden pro Jahr und Arzt. Die KVB hofft, dass dies langfristig dazu beiträgt, dem Ärztemangel auf dem Land entgegenzuwirken. Möglich wurde die Entlastung in der Pilotregion dadurch, dass sogenannte „Poolärzte“mithelfen. Das sind Ärzte, die selbst nicht niedergelassen sind, aber freiwillig Dienste „schieben“. So wird die Last auf mehr Schultern verteilt. Die „Poolärzte“übernahmen ein Drittel aller Dienststunden.
Und was hat sich für die Kliniken verbessert? Am Klinikum ist die stark frequentierte Notaufnahme deutlich entlastet worden, heißt es. Die Ärzte hätten dort mehr Zeit für schwerere Fälle. Gleichzeitig würden sich die Wartezeiten für Patienten mit weniger schwerwiegenden Symptomen verkürzen. Aus Sicht der Wertachkliniken ist die Kvbpraxis eine „klassische Win-winsituation“. Da die Kvb-praxis an einer Klinik angedockt ist, steht für die Patienten im Notfall die ganze Infrastruktur des Krankenhauses zur Verfügung.
Telefonisch ist der Bereitschaftsdienst kostenlos unter 116 117 erreichbar.
Die Öffnungszeiten der Bereit schaftspraxen samt Anfahrtsbe schreibung stehen im Internet unter