Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Porträt Er kann Aliens und Feminismus
Ridley Scott ist ein Regisseur für die großen Bilder. Er hat legendäre Filme geschaffen. Jetzt wendet er sich wieder seinem ersten großen Erfolg zu
Gleich mit seinem zweiten Kinofilm schuf der britische Regisseur und später auch Produzent Ridley Scott einen Genre-klassiker. Auf eine noch nie gesehene Art verwandelte er in „Alien – Das unheimliche Wesen aus dem All“einen Science-fiction-film in einen Horror-thriller, der einen bis in den Schlaf hinein verfolgte. Was unglaublich an dem Film ist: dass er als ein Beitrag zum Feminismus gewertet werden kann. Denn die Hauptfigur dieses Nervenschockers ist Ellen Louise Ripley, zwar nur dritter Offizier an Bord, aber dank der Aliens ziemlich schnell das ranghöchste Crew-mitglied. Diese Ellen Ripley ist im Grund das Urbild aller weiblichen Action-helden – erfunden 1979. Kein Wunder, dass mit dieser Rolle der Schauspielerin Sigourney Weaver ihr Durchbruch gelang. Und der Kino-stern Ridley Scotts leuchtete von diesem Film an hell wie eine Supernova.
Da war einer, der die großen Bilder konnte, der sein Publikum so zu ängstigen wusste, dass es aufpassen musste, das Atmen nicht zu vergessen. Mit seinem nächsten Film „Blade Runner“(1982) gelang Scott ein weiteres Science-fiction-meisterwerk. Dieses Mal stellte er in der düsteren Zukunftsvision die Frage, was einen Menschen zum Menschen macht und ob ein Roboter je wie ein Mensch fühlen kann. Wiewohl Blade Runner erst 1993 mit dem Directors Cut zu dem Kult-film wurde, als der er bis heute gilt.
Schon ist mittendrin in Nöten, die Schaffen von man den das Sir Ridley Scott (2003 schlug die Queen ihn zum Ritter) ausmachen. Auf der einen Seite steht der mutige Regisseur, der Filme für Erwachsene machen möchte, Filme, die man so schnell nicht vergisst, auf der anderen Seite stehen die Produzenten, die darauf achten, nur ja keine möglichen Kinogänger abzuschrecken. Diese Kämpfe sind auch mit dem Weltruhm, den er heute genießt, nicht weniger geworden. Als er den Alien-film „Prometheus“seinem Studio vorgelegt hat, sei der Fox-chef ziemlich blass aus dem Vorführraum gekommen, weil sich die Hauptdarstellerin ein Alien selbst aus dem Bauch herausschneidet, wie Scott in einem Interview mit der erzählt. Heute läuft in Deutschland wieder ein Scott-film aus dem Alien-universum an. Er trägt den Titel „Alien: Covenant“(eine Besprechung finden Sie auf unserer Seite Kino).
Bevor Scott in den 1970er Jahren anfing, Kinofilme zu drehen, hat er als Werbefilmer gearbeitet – eine prägende Erfahrung. Bis heute eilt ihm der Ruf voraus, ein effizienter Regisseur zu sein, der weniger Drehtage als andere benötigt, weil er vor dem Drehstart weiß, wie jede Szene aussehen soll, und weil er jede Szene so aufnehmen lässt, dass nur wenige Wiederholungen nötig sind. Klar, dass der Regisseur Scott auch die höchsten Kinoehren erhielt. Mit „Thelma und Louise“(1991) hat er es knapp nicht geschafft, mit „Gladiator“(2000) schon, der Monumental-film wurde 2001 mit dem Oscar als bester Film ausgezeichnet.