Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Forscher helfen krebskranken Kindern
Projekt Das neue Kinderkrebsforschungszentrum am Klinikum Augsburg wurde gestern eröffnet. Die Einrichtung soll helfen, die Heilungschancen weiter zu verbessern. Was eine Erbschaft im Ostallgäuer Königswinkel damit zu tun hat
Augsburg Kinder erkranken deutlich seltener an Krebs als Erwachsene. Dennoch wird die Krankheit jährlich bei über 2000 Kindern und Jugendlichen diagnostiziert. Das Schwäbische Kinderkrebszentrum am Augsburger Klinikum nimmt jedes Jahr 60 bis 70 neu erkrankte Säuglinge, Kinder und Jugendliche auf. Jetzt kommt eine weitere Einrichtung hinzu: das Kinderkrebsforschungszentrum. Es soll die Heilungschancen weiter verbessern. Gestern war offizielle Eröffnung.
Wie wichtig die Krebsforschung gerade bei Kindern ist, erläutert Prof. Michael Frühwald, Chefarzt am Klinikum und Leiter des neuen Zentrums. Noch bis in die 1970erjahre seien Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen nahezu ausnahmslos tödlich verlaufen. Nur durch konsequente Forschung sei es gelungen, aus Krebs eine heilbare Krankheit zu machen. Ein Beispiel: Während akute Leukämie Ende der
Der Neubau wurde ausschließlich über Spenden finanziert
1970er-jahre nur bei fünf Prozent der erkrankten Kinder geheilt werden konnte, liegt die Heilungsrate heute bei annähernd 100 Prozent.
Heute können in Deutschland mehr als 80 Prozent aller an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen langfristig geheilt werden. Am Klinikum Augsburg gab es bereits in den frühen 1980er-jahren die erste klinische Studie zu Kindern mit Hirntumoren. Inzwischen stehen Daten von weit über 3000 jungen Patienten mit solchen Erkrankungen für die Forschung zur Verfügung.
Trotz des medizinischen Fortschritts kämpfen die Ärzte aber auch heute noch teilweise vergeblich um das Leben krebskranker Kinder. Frühwald zufolge sind weitere Forschungen nötig, um die Heilungschancen bei schwierig zu behandelnden Krebsarten zu verbessern und Nebenwirkungen von Therapien zu verringern. „Mit dem Kin- derkrebsforschungszentrum können wir ihnen eine Perspektive bieten“, sagt er.
Der Neubau hat rund 1,26 Millionen Euro gekostet. Im September 2015 war Spatenstich. Nun ist das Gebäude fertig. Das Besondere: Es wurde ausschließlich über Spenden finanziert. Den Durchbruch brachte eine Einzelspende über 756 000 Euro. Sie kommt vom Verein Kinderkrebshilfe Königswinkel im Ostallgäu und dessen Vorsitzenden Dr. Rainer Karg. Er engagiert sich seit vielen Jahren für krebskranke Kinder, deren Geschwister und Fa- milien im süddeutschen Raum. Die Kinderkrebshilfe Königswinkel hatte 2013 eine Erbschaft gemacht. Der Wunsch des Erblassers sei gewesen, dieses Geld für die Krebsforschung zu verwenden, berichtet Karg.
Mit dem Bau des Schwäbischen Kinderkrebsforschungszentrums in Augsburg werde dieses Vermächtnis eingelöst. Mitglieder des Vereins haben für die Realisierung des Neubaus auch persönlich Spendengelder eingeworben und viele weitere Mitstreiter gefunden. „Eine schicksalhafte Erkrankung soll ihren Schrecken verlieren, die Chancen auf Heilung sollen verbessert werden“, hofft Karg.
Für Augsburgs Landrat Martin Sailer, der auch an der Spitze des Verwaltungsrates im Klinikum steht, ist das neue Kinderkrebsforschungszentrum ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Klinikums. Der Ärztliche Vorstand Prof. Michael Beyer sieht das Klinikum Augsburg bei der Behandlung krebskranker Kinder überregional gut aufgestellt. Mit dem neuen Forschungszentrum habe man das gesamte Leistungsspektrum der Kinder und Jugendmedizin erweitert. Eine entsprechende Versorgung gebe es Universitätskliniken.
Das Kinderkrebsforschungszentrum sei nicht zuletzt auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Augsburger Universitätsklinikum, hieß es gestern. Träger des Großkrankenhauses mit rund 250 000 Patienten pro Jahr und mehr als 1700 Betten sind Stadt und Landkreis Augsburg. Bis 1. Januar 2019 soll es vom Freistaat übernommen werden. Die neue medizinische Fakultät an der Universität ist bereits im Aufbau. »Kommentar medizinische sonst nur in