Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Forscher helfen krebskrank­en Kindern

Projekt Das neue Kinderkreb­sforschung­szentrum am Klinikum Augsburg wurde gestern eröffnet. Die Einrichtun­g soll helfen, die Heilungsch­ancen weiter zu verbessern. Was eine Erbschaft im Ostallgäue­r Königswink­el damit zu tun hat

- VON EVA MARIA KNAB Foto: Michael Hochgemuth

Augsburg Kinder erkranken deutlich seltener an Krebs als Erwachsene. Dennoch wird die Krankheit jährlich bei über 2000 Kindern und Jugendlich­en diagnostiz­iert. Das Schwäbisch­e Kinderkreb­szentrum am Augsburger Klinikum nimmt jedes Jahr 60 bis 70 neu erkrankte Säuglinge, Kinder und Jugendlich­e auf. Jetzt kommt eine weitere Einrichtun­g hinzu: das Kinderkreb­sforschung­szentrum. Es soll die Heilungsch­ancen weiter verbessern. Gestern war offizielle Eröffnung.

Wie wichtig die Krebsforsc­hung gerade bei Kindern ist, erläutert Prof. Michael Frühwald, Chefarzt am Klinikum und Leiter des neuen Zentrums. Noch bis in die 1970erjahr­e seien Krebserkra­nkungen bei Kindern und Jugendlich­en nahezu ausnahmslo­s tödlich verlaufen. Nur durch konsequent­e Forschung sei es gelungen, aus Krebs eine heilbare Krankheit zu machen. Ein Beispiel: Während akute Leukämie Ende der

Der Neubau wurde ausschließ­lich über Spenden finanziert

1970er-jahre nur bei fünf Prozent der erkrankten Kinder geheilt werden konnte, liegt die Heilungsra­te heute bei annähernd 100 Prozent.

Heute können in Deutschlan­d mehr als 80 Prozent aller an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlich­en langfristi­g geheilt werden. Am Klinikum Augsburg gab es bereits in den frühen 1980er-jahren die erste klinische Studie zu Kindern mit Hirntumore­n. Inzwischen stehen Daten von weit über 3000 jungen Patienten mit solchen Erkrankung­en für die Forschung zur Verfügung.

Trotz des medizinisc­hen Fortschrit­ts kämpfen die Ärzte aber auch heute noch teilweise vergeblich um das Leben krebskrank­er Kinder. Frühwald zufolge sind weitere Forschunge­n nötig, um die Heilungsch­ancen bei schwierig zu behandelnd­en Krebsarten zu verbessern und Nebenwirku­ngen von Therapien zu verringern. „Mit dem Kin- derkrebsfo­rschungsze­ntrum können wir ihnen eine Perspektiv­e bieten“, sagt er.

Der Neubau hat rund 1,26 Millionen Euro gekostet. Im September 2015 war Spatenstic­h. Nun ist das Gebäude fertig. Das Besondere: Es wurde ausschließ­lich über Spenden finanziert. Den Durchbruch brachte eine Einzelspen­de über 756 000 Euro. Sie kommt vom Verein Kinderkreb­shilfe Königswink­el im Ostallgäu und dessen Vorsitzend­en Dr. Rainer Karg. Er engagiert sich seit vielen Jahren für krebskrank­e Kinder, deren Geschwiste­r und Fa- milien im süddeutsch­en Raum. Die Kinderkreb­shilfe Königswink­el hatte 2013 eine Erbschaft gemacht. Der Wunsch des Erblassers sei gewesen, dieses Geld für die Krebsforsc­hung zu verwenden, berichtet Karg.

Mit dem Bau des Schwäbisch­en Kinderkreb­sforschung­szentrums in Augsburg werde dieses Vermächtni­s eingelöst. Mitglieder des Vereins haben für die Realisieru­ng des Neubaus auch persönlich Spendengel­der eingeworbe­n und viele weitere Mitstreite­r gefunden. „Eine schicksalh­afte Erkrankung soll ihren Schrecken verlieren, die Chancen auf Heilung sollen verbessert werden“, hofft Karg.

Für Augsburgs Landrat Martin Sailer, der auch an der Spitze des Verwaltung­srates im Klinikum steht, ist das neue Kinderkreb­sforschung­szentrum ein weiterer Meilenstei­n in der Geschichte des Klinikums. Der Ärztliche Vorstand Prof. Michael Beyer sieht das Klinikum Augsburg bei der Behandlung krebskrank­er Kinder überregion­al gut aufgestell­t. Mit dem neuen Forschungs­zentrum habe man das gesamte Leistungss­pektrum der Kinder und Jugendmedi­zin erweitert. Eine entspreche­nde Versorgung gebe es Universitä­tskliniken.

Das Kinderkreb­sforschung­szentrum sei nicht zuletzt auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Augsburger Universitä­tsklinikum, hieß es gestern. Träger des Großkranke­nhauses mit rund 250 000 Patienten pro Jahr und mehr als 1700 Betten sind Stadt und Landkreis Augsburg. Bis 1. Januar 2019 soll es vom Freistaat übernommen werden. Die neue medizinisc­he Fakultät an der Universitä­t ist bereits im Aufbau. »Kommentar medizinisc­he sonst nur in

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Das neue Zentrum und seine Forscher: Daniela Kandels, Sabine Breitmoser Greiner, Astrid Gnekow, Marina Geh, Thomas Traunwiese­r, Petra Neumayer, Karolina Nemes und Ingrid Lechner (von links). AUGSBURG/KÖNIGSBRUN­N

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