Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
SPD: Der Schulz Effekt und die Jetzt erst recht Stimmung
Parteien Wie Augsburger Sozialdemokraten die Ausgangslage vor der Bundestagswahl bewerten
Es war am politischen Aschermittwoch der Augsburger SPD in der Kälberhalle. 300 Mitglieder und Zuhörer feierten einen Mann, der gar nicht da war. Allein das Wissen, dass es ihn gibt, war Anlass für Euphorie. Dies war Anfang März, als Martin Schulz als Hoffnungsträger der SPD bejubelt wurde. Er war designierter Kanzlerkandidat und Parteichef. Beide Positionen hat Schulz inzwischen inne, der Erfolg will aber nicht einkehren. Am Sonntag ging die Landtagswahl in Nordrheinwestfalen verloren. Den politischen Gegner freut es, die SPD arbeitet die Dinge auf. Dies machen auch Spitzenfunktionäre vor Ort.
Die Augsburger Spd-chefin und Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr spricht von einer „Jetzt-erst-rechtstimmung“. Sie appelliert, mit vollem Einsatz in den anstehenden Wahlkampf zu ziehen: „Wir können viel erreichen, wenn wir selbstbewusst, geschlossen und entspannt auftreten und für unsere Überzeugung werben.“Schulz sei der richtige Mann: „Mit Martin Schulz haben wir einen Kanzlerkandidaten, der eine Sprache spricht, die den Arbeiter genauso wie den Professor erreicht. Gleichzeitig ist Martin Schulz ein erfahrener Politiker.“Er sei ein leidenschaftlicher Europäer, „der unermüdlich gegen rechts eintritt“, so Bahr.
Ist der Schulz-effekt verpufft, wie der politische Gegner behauptet? Nein, sagt Margarete Heinrich, Fraktionsvorsitzende im Rathaus und designierte Landtagskandidatin. „Das sehe ich nicht so. Schulz ist der Frontmann. Nach dem Schulzeffekt kommt der positive Effekt unserer Themen, die im Juni festgezurrt werden.“Die SPD werde auf Bundesebene einen aktiven Wahlkampf führen. Die Ausgangslage sei nach den jüngsten Ergebnissen der Landtagswahl nicht leichter geworden: „Aber es gibt eben auch die länder- und die bundesspezifischen Themen.“Dass die SPD in Nordrhein-westfalen nicht für eine Koalition mit der CDU zur Verfügung stehe, sei „die logische Konsequenz des Wahlergebnisses“.
Von einer Ernüchterung, die bei der SPD eingekehrt ist, will Stadträtin Gabriele Thoma nicht sprechen. „Wir gehen mit Schwung in die Bundestagswahl“, sagt sie. Erste Hausbesuche seien gemacht. Schulz sei jemand, der die Menschen begeistern könne. „Ich erlebe es in meinem Ortsverein, wo wir vier neue Mitglieder aufgenommen haben“, sagt Gabriele Thoma, die den Ortsverein Textilviertel führt. Schwung verspricht sie sich auch von der neuen Spd-chefin in Bayern, Natascha Kohnen.