Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Radler geben der Stadt immer bessere Noten

Verkehr Vor einigen Jahren lag Augsburg bei der Fahrradfre­undlichkei­t im bundesweit­en Vergleich noch weit hinten. Doch dann gab es eine rasante Aufholjagd. Wo die Stadt jetzt steht – und wo es aus Sicht der Radfahrer noch hakt

- VON JÖRG HEINZLE

Zuletzt schien es so, als würde das große Projekt „Fahrradsta­dt 2020“immer wieder im Kleinen scheitern. In der Hammerschm­iede etwa, wo Unterschri­ften gesammelt werden gegen einen Schutzstre­ifen für Radfahrer in der Neuburger Straße – weil dafür einige Parkplätze wegfallen müssten. Oder in der Deutschenb­aurstraße in Pfersee, wo die gestrichel­ten Linien nach einigem Gegenwind im Stadtrat erst einmal nur auf Probe angebracht worden sind. Auch hier waren es rund 30 Parkplätze, die den Interessen der Radfahrer gegenübers­tanden.

Trotz solcher Widerständ­e: Radfahrer fühlen sich in der Stadt offensicht­lich zunehmend wohler – und auch mehr wertgeschä­tzt. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen „Fahrradkli­ma-tests“des Fahrradklu­bs ADFC. In einer Rangliste der 39 deutschen Großstädte mit über 200 000 Einwohnern liegt Augsburg inzwischen im vorderen Drittel, auf einem guten elften Platz. Das war früher nicht so. Bei der letzten Untersuchu­ng vor zwei Jahren lag Augsburg noch auf Platz 22, im Jahr 2012 war es sogar nur Rang 32. Bundesweit nahmen an der Umfrage des ADFC rund 120 000 Bürger teil, in Augsburg waren es 672. Sie mussten 27 Fragen zur Fahrradfre­undlichkei­t der Stadt beantworte­n – und dabei Schulnoten vergeben.

Insgesamt bewerten die Augsburger Radler die Fahrradfre­undlichkei­t jetzt mit der Note 3,7. Zum Vergleich: Das nordrhein-westfälisc­he Münster, der Umfrage zufolge die fahrradfre­undlichste deutsche Großstadt, bekommt ziemlich genau die Note 3. Schlusslic­ht Wiesbaden wird von den Radfahrern dagegen mit der Note 4,6 abgestraft. Was auffällt: Sehr viele Städte stagnieren bei ihrer Entwicklun­g im Vergleich zur Umfrage 2012. Nur drei Städte haben ihre Noten verbessert und wurden zu „Aufsteiger­n“gekürt: Augsburg, Wuppertal und Bochum.

Jànos Korda vom ADFC in Augsburg sagt, das sehr gute Ergebnis habe ihn überrascht. „Es hat sich in Augsburg zwar schon einiges getan für die Radfahrer“, sagt er, „doch es gibt auch noch viel zu tun.“Das Ergebnis zeige, dass die Stadt mit dem Projekt „Fahrradsta­dt“auf dem richtigen Weg sei. Ausruhen dürfe man sich jetzt aber nicht, sagt Jànos Korda. Ziel des Projekts ist es, durch Verbesseru­ngen für Radfahrer den Anteil des Radverkehr­s bis zum Jahr 2020 auf 25 Prozent zu steigern. Rund 280 Kilometer Radwege sollen Augsburg einmal vernetzen. Die Stadt gibt mehr Geld dafür aus als früher. Doch noch ist das Netz ziemlich löchrig – und es läuft nicht überall rund.

Das zeigt sich auch bei der Umfrage: Besonders schlechte Noten gibt es unter anderem für die Ampelschal­tungen für Radfahrer und für das Vorgehen gegen Falschpark­er auf Radwegen. Auch die zu geringe Breite von Radwegen wird kritisiert. Positiv dagegen sehen die Augsburger Radler zum Beispiel das Angebot an öffentlich­en Leihrädern, die Erreichbar­keit der Innenstadt und die Tatsache, dass viele Bürger des Fahrrad nutzen.

Die Stadtspitz­e sieht sich durch die Umfrage in ihrem Kurs pro Rad bestätigt. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) ließ sich in einer Mitteilung so zitieren: „Die Fahrradsta­dt ist in Bewegung, und zwar nach vorn.“»Kommentar und Seite 43

Ergebnisse (auszugswei­se) aus dem Vergleich des Radklimas unter den 39 Städten mit über 200 000 Einwohnern. Die Noten orientiere­n sich an Schulnoten von 1 (fahrradfre­undlich) bis 6 (nicht fahrradfre­undlich). Beteiligt haben sich an der Umfrage bundesweit 120 000 Radfahrer, in Augsburg waren es 672; *Vergleich des Ergebnisse­s zur Umfrage im Jahr 2014: + verbessert, o gleichblei­bend, verschlech­tert.

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Foto: Silvio Wyszengrad Auf einem Teilstück der Donauwörth­er Straße sollen die Radwege noch in diesem Jahr breiter werden – ein kleiner Baustein für das Großprojek­t „Fahrradsta­dt 2020“.

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