Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So kommen Kinder zur klassischen Musik
Festival Am Sonntag beginnt „Kling Klang Gloria!“, das Mozartfest für Kinder. Es soll junge Zuhörer für Klänge begeistern, die sie sonst nicht hören. Das Angebot setzt dort an, wo zuletzt an Schulen gespart worden ist
Wenn Kinder und Jugendliche zu ihren Ohrhörern greifen, ist es selten die Musik von Mozart, Haydn oder Bach, die ihnen entgegenschallt. Dabei können sie der durchaus etwas abgewinnen, hat Ute Legner, die Leiterin des städtischen Projektes „Mehr Musik!“, festgestellt. „Man muss sie ihnen nur nahebringen, die verschiedenen Sprachen der Musik übersetzen und Hilfestellungen geben, die das Erleben von Musik vertiefen.“
„Mehr Musik!“widmet sich dieser Aufgabe, der Musikvermittlung, wie der Fachegriff heißt, seit nahezu zehn Jahren. Ursprünglich entstand das Projekt aus einer Initiative, die aus Mitteln der Kulturstiftung des Bundes gefördert wurde und vor allem die Vermittlung experimenteller und zeitgenössischer Musik im Blick hatte. Wegen des großen Erfolges übernahm die Stadt nach Auslaufen der Bundesmittel das Projekt, das von Anfang an auch von der Stadtsparkasse mit einem Zuschuss unterstützt wurde. Mittlerweile liegt der Fokus aber nicht mehr nur auf moderner Musik: Am kommenden Sonntag, dem Abschlusstag des Deutschen Mozartfestes, startet zum ersten Mal ein Mozartfest speziell für Kinder, das „Mehr Musik“in Zusammenarbeit mit dem Mozartbüro der Stadt ausrichtet. „Ich wollte nicht, dass die Angebote für Kinder im Programm des Mozart- festes für Erwachsene untergehen. Sie sollten einen eigenen Stellenwert haben“, erzählt Ute Legner.
Bis auf das Eröffnungskonzert am Sonntag, 28. April, im Kulturhaus Abraxas richten sich alle Veranstaltungen an die Grundschulen der Stadt. „Wir gehen in die Schulen, weil mir daran liegt, auch die Kinder zu erreichen, die nie eine Chance haben, in ein Konzert mitgenommen zu werden“, erläutert Legner. „Außerdem sind Kinder zwischen sechs und zehn Jahren noch sehr neugierig, sie haben offene Ohren für vieles.“
„Kling Klang Gloria!“, benannt nach einem Musikreim für Kinder, nimmt das Thema „Spurensuche“des „großen Bruders“in drei Konzertprogrammen auf. In „Unterwegs nach Umbidu“suchen vier Vagabunden über den Weg der Musik nach einem Ort, an dem jeder glücklich sein kann. In „Dumtschiki-ti“sind drei Fagottisten den Gefühlen auf der Spur, und in der „Wunderkindreise“suchen ein Jazz-trio und eine Schauspielerin nach den Spuren des siebenjährigen Mozart, der mit seiner Familie quer durch Westeuropa reiste. Dieses Stück hat Ute Legner in Zusammenarbeit mit dem Fakstheater für das Festival erarbeitet.
Dazu gibt es am Eröffnungstag ein Lauschprojekt im Kulturhaus Abraxas, bei dem man einem Lösungswort auf die Spur kommen muss. Weg vom Konzertformat gehen zwei weitere Veranstaltungen: Beim Workshop „Vertretungsstunde“gehen die Vermittler von „Mehr Musik!“– das sind Musiker aus der Stadt – in die Klassen und studieren mit den Schülern ein Mozartlied ein. Außerdem gibt es für die Schüler zum Festivalabschluss am Freitag, 2. Juni, eine Schnitzeljagd zu den Mozartorten in der Innenstadt.
Mitmachaktionen wie diese oder Mitmachkonzerte sind für Legner der Schlüssel, der Kindern das Tor in die Welt der Musik öffnet. Darüber hinaus setze die Musikvermittlung auch auf eine Kombination der Musik mit anderen Kunstformen, etwa der Malerei oder der Dichtung. „Es geht nicht nur ums Hören oder selbst Spielen, wir können eine Auseinandersetzung mit Musik auf vielen Ebenen erreichen und so das Zuhören und Hinhören schulen.“
Wie wichtig diese Angebote der Musikvermittlung sind und wie gern sie von den Schulen angenommen werden, kann Legner an der Nachfrage für „Kling Klang Gloria!“ablesen. „Blitzschnell“seien die Veranstaltungen ausgebucht gewesen. Legner führt dies auch darauf zurück, dass der schulische Musikunterricht in den vergangenen Jahren immer mehr zurückgefahren wurde. Dass es beim gemeinsamen Musikerlebnis aber um mehr geht als die musikalische Erziehung, stellt Legner bei den Projekten von „Mehr Musik!“, die sich oft auch über ein Schuljahr hinziehen, fest. „Es geht es nicht darum, wer besonders gut ein Instrument spielen kann“, erklärt sie. Und so können auch Kinder, die vom Elternhaus nicht musikalisch gefördert werden, ihre Qualitäten zeigen. „Keiner geht da raus, ohne etwas für sich mitzunehmen“, ist sich Legner sicher.
Termine Die meisten Veranstaltungen des Mozartfests für Kinder finden für Schulklassen statt. Öffentlich ist das Konzert „Unterwegs nach Umbidu“am Sonntag, 28. Mai, um 15 Uhr im Abraxas. Von 14 bis 17.30 Uhr finden dort zu sätzlich verschiedene Aktionen statt.