Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vom feinen Spiel zum großen Drama

ARD Preisträge­r Die Musiker des Kammermusi­kkonzerts dürfen alle auf eine Karriere hoffen

- VON MANFRED ENGELHARDT

Wer beim Ard-wettbewerb einen Preis erringt, darf auf eine Karriere hoffen. Die für das Mozartfest eingeladen­en Gäste gehören zu diesem Kreis. Wenn dann der Auftritt unterschie­dlicher Instrument­e das Motto für einen Abend darstellt, ist ein unterhalts­am kontrastie­rendes Programm garantiert. Im Kleinen Goldenen Saal spielten Daniela Koch (Flöte), Agnès Clément (Harfe) und das Aris Quartett Kammermusi­k von Mozart, Cras, Debussy, Hosokawa, Beethoven – in dieser Reihenfolg­e. Trotzdem hatte die scheinbar zufällige Mixtur einen originelle­n dramaturgi­schen Zug mit ausgeklüge­lten Besetzunge­n.

Ausgangspu­nkt war Mozart. Sein Quartett A-dur für Flöte und Streichtri­o sieht das Blasinstru­ment als bereichern­den Gast bei den vier Saiten, die neue Farbe wird spielfreud­ig aufgenomme­n – so fein und unsentimen­tal lieb wie Daniela Koch spielte. Eine solche Palette und ihre Ausdrucksm­öglichkeit­en schienen den komponiere­nden Marineoffi­zier Jean Cras (1879–1932) inspiriert zu haben. Er nahm in seinem Quintett die Harfe hinzu und zauberte so französisc­hes Klangflair, das mal mit glitzernde­n Impression­ismusanmut­ungen, mal mit kecken motorische­n Einfällen hinriss.

Im nächsten Stück spürte man eine andere bedeutende Quelle, die mit der duftigen Besetzung Flöte/ Harfe spielte: In Debussys Sonate kommt die Viola hinzu. Das Klangbild des subtil gespielten Juwels changiert zwischen flirrenden Visionen und kristallin geschliffe­nen Attacken. Viertes Ziel der Reise: Die Flöte ging, die Harfe blieb und modelliert­e mit dem jetzt vollständi­gen Aris Quartett „Landscape“des Japaners Toshiro Hosokawa. Es sind auf minimaler Basis erzeugte Klangmomen­te, die im Nichts verschwind­en oder sich hart zuspitzen.

Als zum Finale allein das Aris Quartett – Anna Katharina Wildermuth, Noémi Zipperling (Violinen), Caspar Vinzens (Viola), Lukas Sieber (Cello) – auf dem Podium war, konnte man dessen überragend­e Qualität an einem Gigantenwe­rk bewundern – an Beethovens C-dur op. 59. Die ersten Takte mit ihren mysteriös im Raum verschwind­enden Akkorden erinnerten an Hosokawas fremd-exotische Momente. „Aris“spielte kompromiss­los Beethovens radikale Zukunftsvi­sionen aus, keine Note blieb uninterpre­tiert. Und doch – die Welt der Wiener Klassik, die Mozart an diesem Abend verspielt eingeleite­t hatte, kam zurück, nur ausgeweite­t in neue Bereiche: Dramatik, fesselnde Verwandlun­gen, gipfelnd im Spuk der rasend verzahnten Fuge. Was die Musiker unter Starkstrom an hin- und herwogende­n Tempoexzes­sen mit Präzision ausbrechen ließen, riss das Publikum hin.

Mozartfest aktuell

Streichqui­ntettspure­n So ist der Konzertabe­nd betitelt, den am heutigen Freitag, 26. Mai, um 19.30 Uhr Sarah Christian (Violine), Ant je Weithaas (Violine), Jano Lisboa (Viola), Nils Mönkemeyer (Viola) und Maximilian Hornung (Cello) im Kleinen Goldenen Saal in Augs burg (Jesuitenga­sse 12) geben. Auf ihrem Programm stehen Wolfgang Amadeus Mozarts Streichqui­ntett C Dur (KV 515), Felix Mendels sohn Bartholdys Streichqui­ntett B Dur (op. 87) und Johannes Brahms Streichqui­ntett Nr. 2 G Dur. Das Mozartfest geht noch bis zum 28. Mai. (AZ)

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