Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie in Augsburg am Vatertag gefeiert wird
Feste Hamburger Fischmarkt, Bierfestival im Settele-gasthaus, Streetfood-markt und ein Gottesdienst unter freiem Himmel: Am Donnerstag war in der Stadt viel geboten. Bei einer Veranstaltung war der Umgangston rau
Sie brüllen. Und warum auch nicht? Das Wort „Marktschreier“muss ja schließlich irgendwo her kommen, und die Marktschreier vom Hamburger Fischmarkt werden ihrem Namen gerecht. Der Verkäufer von „Aal-hinnerk“zum Beispiel. Einer, der sein Handwerk versteht. Der Bananen-fred nebenan zeigt, was Sache ist. Zu dem sollen die Leute nicht, findet Aal-hinnerk. Den hätten schon seine Eltern nicht gewollt, der sei sicher kein Wunschkind gewesen. „Nicht zu dem“, brüllt er also, und wählt weitere Formulierungen zu Bananen-fred, die nah an einer Beleidigung sind. Aber das gehört dazu. Die Veranstaltung zieht durch die deutschen Städte, die Sprüche sind Teil der Show.
Die kommt gut an; das Plärrergelände ist am Donnerstag voller Besucher. Bananen-fred hat gerade keine Lust auf Widerrede. Trocken preist er seine Waren an: Obst. „Nektarinen, Pfirsiche, Aprikosen“, murmelt er ins Mikro. Macht nichts. Die Leute kaufen es ihm trotzdem ab, vielleicht ja gerade, weil Aal-hinnerk sich so ins Zeug legt, ihn madig zu machen. Glaubt man dem Verkäufer von „Wattwurm – dat Original“, ist Bananenfred der Einzige, der wirklich aus Hamburg kommt. Vielleicht liegt’s auch daran.
*** Gemütlich geht’s am Vormittag beim Bierfestival im Gasthaus Settele in Haunstetten zu. Die Atmosphäre ist familiär, man kennt sich, eine Blaskapelle spielt, die Bänke sind gefüllt. Peter Remitschka trifft sich hier mit Freunden. Darum gehe es auch, sagt er, als gerade Weißwürste und Brezen auf seinen Tisch kommen. Bekannte treffen, quatschen. „Als Haunstetter geht man hier hin.“Viele Familien samt Kindern sind da. Auch für die Kleinen ist was geboten: Es gibt ein Areal mit einer Rutsche, einem Tunnel, Brettspielen. Einer der Gründe, warum auch Anja Glaß mit ihrem zweijährigen Sohn Valentin gerne hier ist. Gäbe es nur Blasmusik, wäre es für den Kleinen vielleicht schneller langweilig, sagt sie. So passe alles wunderbar.
*** Beim Streetfood-markt in Göggingen geht’s zur Mittagszeit los. Die ersten Besucher sind da, müssen aber kurz warten. Taschenkontrolle. Ein junger Mann ist gerade reingekommen und macht auf dem noch nahezu leeren Gelände schon mal das erste Selfie. Man weiß ja nie. Derweil laufen noch die letzten Vorbereitungen. Elias Bachmeir rührt zu der Zeit an seinem Stand Schokolade in einem Topf um. „Icebananas“heißt der Stand, es gibt gefrorene Früchte mit Schokoglasur und Streuseln. Das ist beliebt.
Abends, berichtet Bachmeirs Kollege Reinhard Fuß, habe sich die Schlange der Wartenden bei den vergangenen Streetfood-märkten zum Teil bis zur Mitte des Geländes hingezogen. Es ist zugleich ein Kritikpunkt, den Besucher der Veranstaltung in der Vergangenheit hatten: die lange Wartezeit an den Ständen. Wer aber um die Mittagszeit da ist, muss nicht warten. Wie Michael Tillig, der das Fest mit seiner Frau Stefanie und Tochter Mira besucht. Jedes Jahr kommen sie hierher, berichten sie. Ihnen gefällt, dass es stets Neues gibt, außergewöhnliche Sachen. Das Preisniveau sei nicht niedrig, sagt Michael Tillig, aber in der Summe sei das Angebot super. Für lau wird man hier allerdings eher nicht satt. Burger gibt es für 8,90 Euro, Tortillas für 7 Euro, die Früchte von „Icebananas“für 5 Euro. Die Besucher hält das nicht ab; abends ist der Platz voll.
*** Eine Premiere gibt es am Vormittag im Riegele-biergarten: Erstmals versammeln sich hier 250 Gläubige zum Freiluftgottesdienst von St. Moritz zu Christi Himmelfahrt. Pfarrer Helmut Haug betont in seiner Predigt:„uns Christen ist die Vielfalt ins Stammbuch geschrieben.“Denen, die Angst vor Vielfalt hätten, spricht er zu, sie als Christen müssten wieder lernen, Gesandte zu sein. Vor dem Biergartentor stehen wartende Gäste, die mit ihren Bollerwagen zur Vatertagsaktion des Biergartens gekommen sind – unter ihnen auch eine achtköpfige Gruppe mit einer ganzen fahrbaren Bar auf einer Lastenhandkarre. Die Gruppe freut sich auf das ausgelobte Freibier für Bollerwagenpiloten. „Der heutige Tag ist fast zweigeteilt“, sagt Geschäftsführer Philipp Schaffer von den Riegele-wirtshäusern. Vormittags kommen die Gottesdienstbesucher, nachmittags die Vatertagstouristen.
Im Internet Eine Bildergalerie zum Streetfood Markt finden Sie online unter:
Was am Wochenende geboten ist
Streetfood Markt Auf dem Gög ginger Festplatz in der Pfarrer Bog ner Straße wird noch bis Sonntag wei tergeschlemmt: Freitag und Sams tag geht die Veranstaltung jeweils von 12 bis 23 Uhr, am Sonntag von 12 bis 22 Uhr.
Hamburger Fischmarkt Die Marktschreier verkaufen noch bis Samstag, 27. Mai, täglich von 10 bis 21 Uhr und am Sonntag, 28. Mai, von 11 bis 20 Uhr auf dem Plärrerge lände.
Tag der offenen Tür Wer sich für die Arbeit der „Freunde der Augs burger Straßenbahn“interessiert, hat am Samstag die Chance, sich zwi schen 11 und 18 Uhr in der Wagenhal le in der Blücherstraße 63 zu infor mieren. Die Besucher können die Old timer Fahrzeuge besichtigen, dane ben gibt es selbstgebackene Kuchen, Kaffee oder Speisen vom Grill.
Pfadfinderlager zum Mitmachen Der „Stamm Jakob Fugger“vom Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfin der veranstaltet am Samstag von 11 bis 15 Uhr im Wittelsbacher Park in der Nähe des großen Spielplatzes ein öf fentliches Pfadfinderlager zum Mitma chen für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Es gibt ein Bastelpro gramm, Pfadfinderspiele – und wer mag, kann sich ein Stockbrot oder Würstchen am Feuer brutzeln. Eine Anmeldung für das Lager ist nicht er forderlich.
Grandhotel Cosmopolis Unter dem Motto „Open day of open hearts“lädt das Grandhotel am Samstag von 11 bis 18 Uhr zu einem Tag der of fenen Tür ins Springergässchen 5. Den ganzen Tag über wird es Hausfüh rungen, Werkschauen, Workshops, Musik sowie kulinarische Verpfle gung geben. (jaka)