Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie in Augsburg am Vatertag gefeiert wird

Feste Hamburger Fischmarkt, Bierfestiv­al im Settele-gasthaus, Streetfood-markt und ein Gottesdien­st unter freiem Himmel: Am Donnerstag war in der Stadt viel geboten. Bei einer Veranstalt­ung war der Umgangston rau

- VON JAN KANDZORA

Sie brüllen. Und warum auch nicht? Das Wort „Marktschre­ier“muss ja schließlic­h irgendwo her kommen, und die Marktschre­ier vom Hamburger Fischmarkt werden ihrem Namen gerecht. Der Verkäufer von „Aal-hinnerk“zum Beispiel. Einer, der sein Handwerk versteht. Der Bananen-fred nebenan zeigt, was Sache ist. Zu dem sollen die Leute nicht, findet Aal-hinnerk. Den hätten schon seine Eltern nicht gewollt, der sei sicher kein Wunschkind gewesen. „Nicht zu dem“, brüllt er also, und wählt weitere Formulieru­ngen zu Bananen-fred, die nah an einer Beleidigun­g sind. Aber das gehört dazu. Die Veranstalt­ung zieht durch die deutschen Städte, die Sprüche sind Teil der Show.

Die kommt gut an; das Plärrergel­ände ist am Donnerstag voller Besucher. Bananen-fred hat gerade keine Lust auf Widerrede. Trocken preist er seine Waren an: Obst. „Nektarinen, Pfirsiche, Aprikosen“, murmelt er ins Mikro. Macht nichts. Die Leute kaufen es ihm trotzdem ab, vielleicht ja gerade, weil Aal-hinnerk sich so ins Zeug legt, ihn madig zu machen. Glaubt man dem Verkäufer von „Wattwurm – dat Original“, ist Bananenfre­d der Einzige, der wirklich aus Hamburg kommt. Vielleicht liegt’s auch daran.

*** Gemütlich geht’s am Vormittag beim Bierfestiv­al im Gasthaus Settele in Haunstette­n zu. Die Atmosphäre ist familiär, man kennt sich, eine Blaskapell­e spielt, die Bänke sind gefüllt. Peter Remitschka trifft sich hier mit Freunden. Darum gehe es auch, sagt er, als gerade Weißwürste und Brezen auf seinen Tisch kommen. Bekannte treffen, quatschen. „Als Haunstette­r geht man hier hin.“Viele Familien samt Kindern sind da. Auch für die Kleinen ist was geboten: Es gibt ein Areal mit einer Rutsche, einem Tunnel, Brettspiel­en. Einer der Gründe, warum auch Anja Glaß mit ihrem zweijährig­en Sohn Valentin gerne hier ist. Gäbe es nur Blasmusik, wäre es für den Kleinen vielleicht schneller langweilig, sagt sie. So passe alles wunderbar.

*** Beim Streetfood-markt in Göggingen geht’s zur Mittagszei­t los. Die ersten Besucher sind da, müssen aber kurz warten. Taschenkon­trolle. Ein junger Mann ist gerade reingekomm­en und macht auf dem noch nahezu leeren Gelände schon mal das erste Selfie. Man weiß ja nie. Derweil laufen noch die letzten Vorbereitu­ngen. Elias Bachmeir rührt zu der Zeit an seinem Stand Schokolade in einem Topf um. „Icebananas“heißt der Stand, es gibt gefrorene Früchte mit Schokoglas­ur und Streuseln. Das ist beliebt.

Abends, berichtet Bachmeirs Kollege Reinhard Fuß, habe sich die Schlange der Wartenden bei den vergangene­n Streetfood-märkten zum Teil bis zur Mitte des Geländes hingezogen. Es ist zugleich ein Kritikpunk­t, den Besucher der Veranstalt­ung in der Vergangenh­eit hatten: die lange Wartezeit an den Ständen. Wer aber um die Mittagszei­t da ist, muss nicht warten. Wie Michael Tillig, der das Fest mit seiner Frau Stefanie und Tochter Mira besucht. Jedes Jahr kommen sie hierher, berichten sie. Ihnen gefällt, dass es stets Neues gibt, außergewöh­nliche Sachen. Das Preisnivea­u sei nicht niedrig, sagt Michael Tillig, aber in der Summe sei das Angebot super. Für lau wird man hier allerdings eher nicht satt. Burger gibt es für 8,90 Euro, Tortillas für 7 Euro, die Früchte von „Icebananas“für 5 Euro. Die Besucher hält das nicht ab; abends ist der Platz voll.

*** Eine Premiere gibt es am Vormittag im Riegele-biergarten: Erstmals versammeln sich hier 250 Gläubige zum Freiluftgo­ttesdienst von St. Moritz zu Christi Himmelfahr­t. Pfarrer Helmut Haug betont in seiner Predigt:„uns Christen ist die Vielfalt ins Stammbuch geschriebe­n.“Denen, die Angst vor Vielfalt hätten, spricht er zu, sie als Christen müssten wieder lernen, Gesandte zu sein. Vor dem Biergarten­tor stehen wartende Gäste, die mit ihren Bollerwage­n zur Vatertagsa­ktion des Biergarten­s gekommen sind – unter ihnen auch eine achtköpfig­e Gruppe mit einer ganzen fahrbaren Bar auf einer Lastenhand­karre. Die Gruppe freut sich auf das ausgelobte Freibier für Bollerwage­npiloten. „Der heutige Tag ist fast zweigeteil­t“, sagt Geschäftsf­ührer Philipp Schaffer von den Riegele-wirtshäuse­rn. Vormittags kommen die Gottesdien­stbesucher, nachmittag­s die Vatertagst­ouristen.

Im Internet Eine Bildergale­rie zum Streetfood Markt finden Sie online unter:

Was am Wochenende geboten ist

Streetfood Markt Auf dem Gög ginger Festplatz in der Pfarrer Bog ner Straße wird noch bis Sonntag wei tergeschle­mmt: Freitag und Sams tag geht die Veranstalt­ung jeweils von 12 bis 23 Uhr, am Sonntag von 12 bis 22 Uhr.

Hamburger Fischmarkt Die Marktschre­ier verkaufen noch bis Samstag, 27. Mai, täglich von 10 bis 21 Uhr und am Sonntag, 28. Mai, von 11 bis 20 Uhr auf dem Plärrerge lände.

Tag der offenen Tür Wer sich für die Arbeit der „Freunde der Augs burger Straßenbah­n“interessie­rt, hat am Samstag die Chance, sich zwi schen 11 und 18 Uhr in der Wagenhal le in der Blücherstr­aße 63 zu infor mieren. Die Besucher können die Old timer Fahrzeuge besichtige­n, dane ben gibt es selbstgeba­ckene Kuchen, Kaffee oder Speisen vom Grill.

Pfadfinder­lager zum Mitmachen Der „Stamm Jakob Fugger“vom Bund der Pfadfinder­innen und Pfadfin der veranstalt­et am Samstag von 11 bis 15 Uhr im Wittelsbac­her Park in der Nähe des großen Spielplatz­es ein öf fentliches Pfadfinder­lager zum Mitma chen für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Es gibt ein Bastelpro gramm, Pfadfinder­spiele – und wer mag, kann sich ein Stockbrot oder Würstchen am Feuer brutzeln. Eine Anmeldung für das Lager ist nicht er forderlich.

Grandhotel Cosmopolis Unter dem Motto „Open day of open hearts“lädt das Grandhotel am Samstag von 11 bis 18 Uhr zu einem Tag der of fenen Tür ins Springergä­sschen 5. Den ganzen Tag über wird es Hausfüh rungen, Werkschaue­n, Workshops, Musik sowie kulinarisc­he Verpfle gung geben. (jaka)

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Fotos: Annette Zoepf Obstkörbe für die Besucher des Hamburger Fischmarkt­s auf dem Plärrer Gelände: Ein Verkäufer von „Bananen Fred“bei der Arbeit. OBERHAUSEN
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Premiere im Riegele Biergarten: Erstmalig fand hier ein Gottesdien­st unter freiem Himmel statt.
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Farbenfroh: Auf dem Streetfood Markt gibt es unter anderem Schokofrüc­hte.

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