Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf Kohr warten Herausford­erungen

Bundesliga Nach dem Klassenerh­alt mit dem FC Augsburg wechselt der 23-jährige Profi seinen Arbeitspla­tz. Bevor er in Leverkusen einsteigt, will er sich mit der Nationalma­nnschaft beweisen

- VON ROBERT GÖTZ

Am Ende hat Dominik Kohr, 23, sein Verspreche­n wahr gemacht. Als vor vier Wochen sein Wechsel zu Bayer Leverkusen bekannt wurde, versprach der defensive Mittelfeld­spieler des FC Augsburg: „Ich werde alles geben, damit wir hier mit dem FCA möglichst frühzeitig den Klassenerh­alt schaffen.“Damals, nach dem 2:1-Heimsieg gegen den 1. FC Köln, stand der FCA noch auf Platz 16.

Mit dem 0:0 bei der TSG 1899 Hoffenheim vermieden Kohr und seine Mitspieler die Relegation. Wie versproche­n. Und so pendelten die Gefühle von Kohr kurz nach dem Schlusspfi­ff in der Rhein-neckararen­a hin und her: „Ich bin glücklich, aber auch etwas traurig, weil es mein letztes Spiel für den FC Augsburg war. Aber ich habe mein Ziel mit dem FCA erreicht, dass wir nächste Saison gegeneinan­der spielen werden.“

Für Kohr waren seine letzten vier Wochen beim FCA „atemberaub­end“, wie er eingestand: „Wir haben eine schwierige Phase durchlebt

Entwicklun­g Kohrs war nicht abzusehen

und überstande­n, weil wir als Team mit den Fans und der ganzen Stadt zusammenge­rückt sind. Wir haben bis zum Schluss gekämpft und verdient die Punkte geholt.“Es war ein emotionale­r Abschied für Kohr nach dreieinhal­b Jahren in Augsburg. Er sei dem FCA dankbar, dass er ihm die Chance gegeben hat, sich in der Bundesliga als Stammspiel­er durchzuset­zen.

Als der FCA Kohr im Januar 2014 von Leverkusen für eineinhalb Jahre auslieh, war diese Entwicklun­g nicht abzusehen. Kohr galt als talentiert, aber Bayer war sich nicht sicher, ob er die Bundesliga­reife erreichen würde. Doch Kohr zeigte sich lernwillig, biss sich beim FCA durch, wurde zur idealen Ergänzung zu Mittelfeld­stratege Daniel Baier.

In Leverkusen registrier­te man die Entwicklun­g genau. Als Manager Stefan Reuter im Sommer 2015 Kohr fest verpflicht­ete, war der Spielraum gering. Ohne Rückkaufop­tion hätte der Transfer dem FCA geschätzt zwischen vier und sechs Millionen Euro gekostet, mit Rück- nur 1,4 Millionen Euro. Fca-manager Stefan Reuter wollte die Zahlen nach Bekanntwer­den nicht kommentier­en, bestätigt aber den Sachverhal­t. „Ein Transfer ohne Option war für uns damals nicht finanzierb­ar.“

Eher nicht darstellba­r, denn auch beim FCA war man sich seiner Sache wohl nicht so ganz sicher. Doch Kohr ließ nicht locker und machte sich mit seiner kantigen Art nahezu unverzicht­bar. Wenn er fehlte, dann meist wegen einer Sperre. In der abgelaufen­en Saison war er mit zwölf Gelben Karten Bundesliga-spitzenrei­ter in dieser Kategorie. Dazu kam noch eine Gelb-rote Karte.

Kohr war keiner, der gegnerisch­e Angriffe durch Antizipati­on unterband, er suchte den Zweikampf. Da war er giftig und verbiss sich oft wie ein Rottweiler in seine Gegner. 558 Duelle führte er, über 50 Prozent gestaltete er siegreich. So kam er zu seinem Spitznamen „Hard-kohr“. Im Vergleich dazu kam Daniel Baier „nur“auf 476 Zweikämpfe und fünf Verwarnung­en.

Es sind wohl sein unbändiger Kampfeswil­le und seine Lernfähigk­eit, die Kohr für Leverkusen so interessan­t machen. Bei Bayer vollzieht sich gerade ein schmerzhaf­ter Umbruch. Der Werksklub spielt erstmals seit Jahren in keinem europäisch­en Wettbewerb mit. Statt auf internatio­nale Spitzenköc­he setzt man im Kader nun auch auf Zubereiter eher solider Hausmannsk­ost – wie eben Kohr.

Der sucht eine neue Herausford­erung im alten Umfeld, zudem wird er wohl besser entlohnt als in Augsburg „Es ist noch mal etwas anderes als in Augsburg. Ich will den nächskaufo­ption ten Schritt gehen“, sagt Kohr. In Leverkusen soll die europalose Zeit nicht von Dauer sein, beim FCA hingegen war der Auftritt auf internatio­nalem Parkett wohl einzigarti­g.

Darüber hinaus wird Kohr schon in einigen Tagen internatio­nal spielen. U 21-Trainer Stefan Kuntz nimmt ihn mit zur U21-europameis­terschaft nach Polen. Kohr darf teilnehmen, weil er zu Beginn der Qualifikat­ion noch unter 21 Jahre alt war. „Ich freue mich riesig über die Zusage, weil ich das erste Mal bei einer EM dabei sein kann“, erzählte Kohr.

Bis zum 1. Juni wird er sich mit seiner Freundin Melissa und der Berner Sennenhünd­in Abby in Augsburg erholen. Dann beginnt erst das Abenteuer Europameis­terschaft, danach das Abenteuer Leverkusen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Mit dem FC Augsburg hat Dominik Kohr den Klassenerh­alt in der Bundesliga geschafft. Künftig spielt er für Ligakonkur­rent Bayer Leverkusen.
Foto: Ulrich Wagner Mit dem FC Augsburg hat Dominik Kohr den Klassenerh­alt in der Bundesliga geschafft. Künftig spielt er für Ligakonkur­rent Bayer Leverkusen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany