Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nur noch elektronis­che Fahrkarten? M

- WOLFGANG SCHÜTZ

al ganz abgesehen davon, dass es da ja kürzlich diese Hackeratta­cke namens „Wannacry“gab, die mal wieder gezeigt hat, wie anfällig die Computerne­tze (auch der Deutschen Bahn) sind. Es geht ja hier allein um die Frage: Darf es einen Zwang zur Digitalisi­erung geben? Ausgerechn­et im öffentlich­en Fern- und Nahverkehr, der doch betont allen Menschen in diesem Land zur Verfügung stehen soll? Weil es womöglich für die meisten und ganz sicher das Unternehme­n selbst so eben einfacher ist – und für angeschlos­sene Technologi­e-unternehme­n profitabel? Ganz klar: Nein! Und nichts anderes als ein Diktat der Lebensablä­ufe wäre es ja, wenn nur noch elektronis­che Fahrkarten gelten würden. Oder soll Oma Erna oder Hippie Fritz oder der Grundschül­erin Jacqueline das Zugfahren verwehrt bleiben, weil sie aus Gründen, die keinen etwas angehen, eben über kein Smartphone oder Tablet verfügen? Und als Nächstes? Darf man in kein Museum, kein Fußballsta­dion, kein Theater, kein Schwimmbad mehr gehen ohne Online-registrier­ung? Nicht mehr Auto fahren, nicht mehr wählen vielleicht auch mal?

Der technische Fortschrit­t mag toll sein und den Menschen am Puls der Zeit wunderbar praktisch und zeitsparen­d erscheinen – aber zur Gängelung derer, die sich die Freiheit nehmen, nicht mitzumache­n, oder derer, die es nur noch schwerlich können, darf das nicht werden. Und komme bloß keiner mit dem Argument, dass damit Papier gespart würde. Mag sein. Aber was wird noch mal alles in den digitalen Geräten verbaut? Auch ein altes Handy reichte fürs Ticket ja nicht – und bald auch das ältere Smartphone für die nötige neue Software nicht mehr … Soll mitmachen können, wer will – aber auch nicht mitmachen müssen, wer nicht will.

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