Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nur noch elektronische Fahrkarten? M
al ganz abgesehen davon, dass es da ja kürzlich diese Hackerattacke namens „Wannacry“gab, die mal wieder gezeigt hat, wie anfällig die Computernetze (auch der Deutschen Bahn) sind. Es geht ja hier allein um die Frage: Darf es einen Zwang zur Digitalisierung geben? Ausgerechnet im öffentlichen Fern- und Nahverkehr, der doch betont allen Menschen in diesem Land zur Verfügung stehen soll? Weil es womöglich für die meisten und ganz sicher das Unternehmen selbst so eben einfacher ist – und für angeschlossene Technologie-unternehmen profitabel? Ganz klar: Nein! Und nichts anderes als ein Diktat der Lebensabläufe wäre es ja, wenn nur noch elektronische Fahrkarten gelten würden. Oder soll Oma Erna oder Hippie Fritz oder der Grundschülerin Jacqueline das Zugfahren verwehrt bleiben, weil sie aus Gründen, die keinen etwas angehen, eben über kein Smartphone oder Tablet verfügen? Und als Nächstes? Darf man in kein Museum, kein Fußballstadion, kein Theater, kein Schwimmbad mehr gehen ohne Online-registrierung? Nicht mehr Auto fahren, nicht mehr wählen vielleicht auch mal?
Der technische Fortschritt mag toll sein und den Menschen am Puls der Zeit wunderbar praktisch und zeitsparend erscheinen – aber zur Gängelung derer, die sich die Freiheit nehmen, nicht mitzumachen, oder derer, die es nur noch schwerlich können, darf das nicht werden. Und komme bloß keiner mit dem Argument, dass damit Papier gespart würde. Mag sein. Aber was wird noch mal alles in den digitalen Geräten verbaut? Auch ein altes Handy reichte fürs Ticket ja nicht – und bald auch das ältere Smartphone für die nötige neue Software nicht mehr … Soll mitmachen können, wer will – aber auch nicht mitmachen müssen, wer nicht will.