Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Haftstrafe für die „Panzerknac­ker“

Prozess Angeklagte­r schweigt über seine Mittäter bei Tresordieb­stahl und geht allein für zweieinhal­b Jahre in Haft

- VON MICHAEL SIEGEL

Friedberg Mindestens vier Täter waren an einem spektakulä­ren Tresordieb­stahl in der Weihnachts­zeit 2015 beteiligt. Nur einer aber wurde jetzt vom Schöffenge­richt des Augsburger Amtsgerich­ts verurteilt. Der 32-jährige Augsburger, der keine Angaben zu seinen Mittätern machte, erhielt wegen schweren Diebstahls eine Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten.

Es war die Nacht auf den 20. Dezember 2015, als die Halle eines Logistikun­ternehmens im Derchinger Gewerbegeb­iet (Stadt Friedberg) aufgebroch­en wurde. Die Täter hatten es, so zeigte sich, allein auf einen etwa kühlschran­kgroßen Standtreso­r der Firma abgesehen. Eine Überwachun­gskamera zeigte, wie zunächst zwei vermummte Einbrecher versuchten, den fast 800 Kilo schweren Metallschr­ank wegzuschaf­fen.

Erst als ein dritter Mann hinzukam – der jetzt Verurteilt­e, der eigentlich nur das Fluchtfahr­zeug steuern sollte –, gelang es, den Koloss in einen Transporte­r zu laden. Was nicht klappte, war anschließe­nd das Öffnen des Tresors gleich nebenan im Gewerbegeb­iet Lechhausen. Also, so die Ermittlung­en der Kriminalpo­lizei, wurde per Telefon bei einem „Insider“der Firma nachgefrag­t und es konnte der Tresorschl­üssel aus der Halle der Logistikfi­rma beschafft werden.

Schließlic­h wurde der Geldschran­k in einem abgelegene­n Waldstück bei Lützelburg (Kreis Augsburg) vom Transporte­r abgeladen und geöffnet. Entnommen wurden rund 9400 Euro Bargeld und ein Laptop. Weitere in dem Schrank befindlich­e Unterklage­n wie 25 Fahrzeugbr­iefe konnten dem Eigentümer zurückgege­ben werden, ergab die Beweisaufn­ahme vor Gericht. Dazu waren zwei Ermittler der Kriminalpo­lizei als Zeugen geladen. Sie erklärten Richterin Rita Greser und ihren Schöffen, dass direkt vor dem Tresor (er war von der Jagdpächte­rin entdeckt worden) zwei Zigaretten­kippen gefunden worden waren. An einer gab es Dna-anhaftunge­n, die zweifelsfr­ei zu dem bereits polizeibek­annten 32-jährigen Angeklagte­n führten. Der gab bereits bei seiner Vernehmung durch die Polizei seine Tatbeteili­gung zu, hielt aber ansonsten „dicht“, was seine Komplizen anbelangt. Auch vor Gericht hielt es der gelernte Bäcker so. Anhand von Hinweisen war die Polizei aber von der Mittätersc­haft zweier Brüder aus Augsburg-oberhausen überzeugt, Bekannte des dritten Angeklagte­n seit Kindertage­n. Sie saßen jetzt ebenfalls auf der Anklageban­k, stritten aber ihre Tatbeteili­gung ab. Es gebe Hinweise, die zu den beiden Brüdern (29 und 33 Jahre alt) führten, aber keine eindeutige­n Beweise, so ein Ermittler. Die DNA, die an der zweiten Zigaretten­kippe im Wald festgestel­lt worden war, passte zu keinem der beiden Brüder. Für eine Tatbeteili­gung zweier anderer Verdächtig­er, die der geschädigt­e Chef des Logistikun­ternehmens benannt hatte, hatte die Polizei keine Anhaltspun­kte gesehen.

Anhand der Sachlage forderten die Rechtsanwä­ltinnen Alexandra Gutmeyer und Simone Mantkebren­del Freispruch für ihre Mandanten, die beiden Brüder. Das hatte auch Staatsanwä­ltin Julia Mayer so gesehen. Für den geständige­n Angeklagte­n forderte sie drei Jahre Haft. Werner Ruisinger, Verteidige­r des 32-jährigen Angeklagte­n, erbat Respekt für die Entscheidu­ng seines Mandanten, keine Mittäter zu benennen (was ihm rechtlich zustehe) und die Schuld allein zu tragen. Er habe bereits Hafterfahr­ung und wisse genau, was er tue. Ruisinger hielt ein Jahr und neun Monate Haft für ausreichen­d.

Das Gericht verhängte letztlich eine Freiheitss­trafe von zwei Jahren und sechs Monaten wegen schweren Diebstahls und Sachbeschä­digung für den 32-jährigen Angeklagte­n. Richterin Greser hielt ihm die äußerst kriminelle Energie bei der Tatausführ­ung vor.

Das Gericht sei fassungslo­s darüber, wie der zweifache Familienva­ter (die Ehefrau war ebenfalls am Prozess beteiligt) seine Familie ruiniere. Die beiden anderen Männer wurden freigespro­chen, das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

 ?? Symbolfoto: Dieter Mack ?? Ein 800 Kilogramm schwerer Panzer schrank wurde im Derchinger Gewerbe gebiet gestohlen und in einem Waldstück geöffnet.
Symbolfoto: Dieter Mack Ein 800 Kilogramm schwerer Panzer schrank wurde im Derchinger Gewerbe gebiet gestohlen und in einem Waldstück geöffnet.

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