Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn die Eisenbahn übers Land rauscht
Ausflüge In der Region verkehren auf manchen Strecken Museumszüge. Was eine Fahrt den Passagieren bietet
Erholen und Zugfahren – diese zwei Begriffe wollen nicht recht zusammenpassen. Da sind Erinnerungen an Waggons, durch deren Fenster Sommerhitze drückt. An Durchsagen auf dem Bahnsteig, dass sich der Zug um 20 Minuten verspätet. An Kaffee im Pappbecher aus dem Bordbistro. Das an einem Urlaubstag? Dann lieber Badesee.
Es sei denn der Zug ist hundert Jahre alt. Dann umweht die Fahrt der Hauch von Nostalgie, dann hat sie Charme: Wenn die Lokomotive tuckert, keucht und zischt, Dampf aus dem Schornstein quillt und Hügel, Wälder, Seen am Fenster vorbeirauschen.
Auch durch die Region fahren historische Bimmelbahnen, Museumszüge genannt. Etwa zwischen
Diese Strecke wurde 1849 eröffnet als Teil der „Ludwigs-süd-nordbahn“von Lindau nach Hof. Unzählige Loks fuhren seither über die Gleise. Im Jahr 1985 stellte die Deutsche Bundesbahn den Verkehr ein. Auch Güterzüge verkehren seit den 1990er Jahren nicht mehr. Dafür fährt nun an manchen Tagen der Seenland-express. Auf der Fahrt mit dem Museumszug entdecken die Passagiere zum Beispiel eine alte Brücke über die Wörnitz in Oettingen. In Gunzenhausen, das Teil des fränkischen Seenlands ist, lohnt sich ein Besuch am Altmühlsee. Betrieben wird die Strecke vom
in Nördlingen – der größten Sammlung historischer Schienenfahrzeuge in Süddeutschland. Das Museum befindet sich seit 1985 auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks. Im Laufe der Zeit hat es einen Großteil der rückgebauten oder stillgelegten Einrichtungen und Gleisanlagen wieder in Betrieb genommen und stellt heute mehr als 200 Fahrzeuge aus. Am Sonntag, 9. Juli, findet auf dem Gelände das Rieser Young- und Oldtimertreffen statt, unter anderem mit einer Modellbahnund Autoschau.
Auch zwischen
fährt im Sommer eine Dampfbahn. Da der Bahnpark Augsburg derzeit geschlossen ist, startet die Fahrt am Augsburg Hauptbahnhof. Die Bahn macht Halt in Augsburg-hochzoll, Kissing, Mering, Schondorf und schließlich in Utting. Die Besucher sehen während der Fahrt Wälder und Wiesen des idyllischen oberen Paartals sowie das oberbayerische Alpenvorland. In Utting sind es vom Bahnsteig zum Ammerseeufer nur wenige Schritte. Am Steg warten bereits die nächsten historischen Gefährte: Raddampfer.
Die Passagiere wählen zwischen verschiedenen Zugfahrten: Tagesausflügen (Jazz-express und Badezug) sowie Vormittags- und Nachmittagsausflügen (Frühschoppenund Kaffeefahrt). Die Tickets gelten auch für die Züge der Bayerischen Regiobahn. So können die Ausflügler flexibel entscheiden, wann sie zurückfahren.
Im Juli fährt zudem ein Literaturzug zum Ammersee. Die Passagiere bewegen sich bei diesem Ausflug auf den Spuren Bertolt Brechts. Sie reisen in originalen Badezug-waggons zu den Wohn-, Bade- und Liebesorten des Dichters. In Schondorf etwa wandern die Teilnehmer zum Haus der Familie Schirmböck. In Utting sehen sie den hölzernen Sprungturm, in dessen Nähe Brecht mit Kurt Weill im Sommer 1928 die „Dreigroschenoper“vollendete. Der Ausflug endet mit Brecht-texten und Musik auf der Terrasse des Segler-clubs Augsburg. Karten hierzu gibt es in der Buchhandlung am Obstmarkt in Augsburg. Bayerischen Eisenbahnmuseum Gunzenhausen. Nördlingen und Augsburg Ammersee und Utting am