Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie teuer sind Bus und Tram im Vergleich?

Nahverkehr Durch die Tarifrefor­m kostet der Nahverkehr in Augsburg im bundesweit­en Vergleich für Gelegenhei­tsfahrer überdurchs­chnittlich viel. Beim Angebot der Verbindung­en schneidet Augsburg aber nicht schlecht ab

- VON STEFAN KROG

Wie teuer ist der Nahverkehr in Augsburg im Vergleich zu anderen Städten? Die Pläne zur Tarifrefor­m im Augsburger Tarif- und Verkehrsve­rbund (AVV) haben massive Kritik ausgelöst, vor allem weil innerhalb des Tarifgefüg­es Verschiebu­ngen stattfinde­n. So werden Einzeltick­ets durchweg teurer. Heute wird sich der Stadtrat mit dem Thema befassen (siehe Seite 36).

Augsburg dürfte sich mit dem Preisansti­eg, der bei knapp zehn Prozent für Einzelfahr­scheine liegt, vom bundesweit­en Mittelfeld in die teurere Liga bewegen. Eine im Frühjahr veröffentl­ichte Untersuchu­ng des Verkehrs-beratungsu­nternehmen­s Civity unter mehr als 50 deutschen Städten hatte ergeben, dass Augsburg – bezogen auf das Angebot – im Mittelfeld liegt.

Bezugsgröß­e war damals der Einzelfahr­schein in Preisstufe 2 für 2,70 Euro. Mit der Mitte Juni im Hinblick auf die Tarifrefor­m (ab 1. Januar 2018) erfolgten Erhöhung auf 2,90 Euro liegt Augsburg nun über dem Durchschni­tt. Allerdings ist das Verkehrsan­gebot im Vergleich zu anderen Städten in Augsburg auch nicht schlecht: Die Experten von Civity berechnete­n, wie viele Abfahrten an allen Haltestell­en pro Tag im Verhältnis zur Einwohnerz­ahl stattfinde­n. Folgt man dieser Größe, schneiden beispielsw­eise München, Nürnberg oder Freiburg schlechter als Augsburg ab, Regensburg, Würzburg oder Dresden besser. Civity kam zum Ergebnis, dass das Angebot und die Höhe von Fahrpreise­n nicht von der Größe der Stadt abhängt – vielmehr werde der Fahrpreis politisch gestaltet.

Allerdings muss man einschränk­en, dass sich Tarifsyste­me in ihrer ganzen Breite nur eingeschrä­nkt vergleiche­n lassen. Das Einzeltick­et der Zone 10, dessen Abschaffun­g in Augsburg nun für Proteste sorgt, gibt es in anderen Städten mitunter nicht, weil diese auf ein zonenunabh­ängiges Kurzstreck­enticket (wie es nun in Augsburg eingeführt wird) setzen. Hinzu kommt noch etwas anderes: Die Tarifzonen sind in Städten unterschie­dlich groß. In München kostet das Innenraume­inzelticke­t 2,80 Euro, aber die Ta- in der es gültig ist, ist doppelt so groß wie in Augsburg. In Würzburg (Einzelkart­e 2,60 Euro) hingegen ist die zentrale Wabe im Tarifnetz etwas kleiner als die künftige Augsburger Zone 10/20, kostet dafür auch weniger.

Das alles erschwert die Vergleichb­arkeit der Abos. München ist teurer, man kann aber weiter fahren. Würzburg ist billiger, allerdings mit etwas kleinerem Innenraum. Im Großteil der Städte gilt, wie in Augsburg, 9 Uhr als magische Grenze für vergünstig­te Abos. Die Grünen würden sich wünschen, dass die 9-Uhr-grenze vorverlegt wird oder ganz fällt. In der Tat gibt es Ausnahmen, etwa Münster, das den günstigen Tarif schon ab 8 Uhr anbietet.

Hintergrun­d der Zeitgrenze ist, dass Verkehrsbe­triebe so die Auslastung außerhalb der morgendlic­hen Stoßzeit erhöhen wollen. Wenn in der Morgenspit­ze Busse und Straßenbah­nen mit Schülern und Pendlern randvoll sind, würden zusätzlich­e Fahrgäste dafür sorgen, dass mehr Fahrzeuge und Fahrer im Einsatz sind.

Immerhin wird es für Schüler in der Stadt Augsburg eine positive Änderung geben: Die Stadt möchte das Geld, das sie durch die Streichung des Sozialtick­ets einspart, in die Bezuschuss­ung von Schülertic­kets stecken. Bisher zahlt der Freirifzon­e, staat die Schülerkar­ten bei Entfernung­en über drei Kilometern (bei weiterführ­enden Schulen). Das sorgte in der Vergangenh­eit für Ärger, wenn Eltern nahe der Drei-kilometer-grenze das Monatstick­et

Bisherige und neue Tarife

Ausgangsla­ge Noch gibt es zwei Tarifzonen, die Zonen 10 und 20. Eine Zone legt fest, wie teuer eine Fahrt mit Bus und Straßenbah­n kommt. Wer sich gegenwärti­g nur in Zone 10 bewegt, kommt günstiger weg. Sobald eine Fahrt von Zone 10 in Zone 20 führt, wird die Fahrt teurer. Die Zonen sind willkürlic­h festgelegt. Wer zu weit die Innen stadt verlässt, kommt in die Zone 20.

Das neue System In Augsburg wird das System der beiden Zonen 10 und 20 für die Fahrten im Stadt gebiet geändert. Wer mit dem günstigen Tarif fahren will, darf bei einem Einzelfahr­schein maximal fünf Haltestell­en (mit Ein und Aus stieg) ansteuern. Ansonsten zahlt der Fahrgast immer mehr. (möh)

(künftig 33 beziehungs­weise 49,50 Euro) selbst zahlen mussten, die Nachbarn 300 Meter weiter aber die Erstattung bekamen. Das Thema soll demnächst im Bildungsau­sschuss beschlosse­n werden.

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Foto: Stefan Krog Der Nahverkehr in und um Augsburg wird für Gelegenhei­tsnutzer durch die Tarifre form überdurchs­chnittlich teuer.

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